Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wann Baumfällungen Sinn ergeben
Bürger in Wickrathberg reagierten entsetzt auf Baumfällungen im Finkenberger Bruch. Ein Vertreter der Stadt erklärte die Maßnahme im Naturschutzgebiet jedoch vor Ort. Auch der Nabu Mönchengladbach spricht von einer vernünftigen Aktion.
WICKRATHBERG Pia Mösges-Theberath kennt sich bestens aus im Finkenberger Bruch, regelmäßig geht sie mit ihrem Mann und ihren zwei Hunden durch das Naturschutzgebiet. Doch vor wenigen Tagen wurde sie bei einem ihrer Spaziergänge unangenehm überrascht. „Ich habe meinen
Augen nicht getraut, als ich von weitem schon gesehen habe, dass ganz viele Bäume gefällt worden waren. So etwas Schreckliches habe ich in 50 Jahren dort nicht gesehen“, sagt Pia Mösges-Theberath.
Ihr sei der Kahlschlag völlig sinnlos vorgekommen, da „viele Baumstämme, die dort noch lagen, völlig gesund aussehen“. Bei den gefällten Bäumen handelt es sich um insgesamt 50 Pappeln, teilt eine Mags-Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Indes seien die Bäume alt und zum Teil auch morsch gewesen, heißt es vonseiten der Mags, die in Abstimmung mit dem Niersverband und der Unteren Naturschutzbehörde handelte. Auch die Stadt spricht in ihrer
Stellungnahme von „im Wesentlichen alten, abgängigen, extrem instabilen und nicht standortgerechten Pappel-Waldstrukturen, die von den Baumfällungen betroffen sind. Die Gefahrenbäume werden zur Herstellung der Verkehrssicherheit entlang des Wegenetzes im Naturschutzgebiet beseitigt“.
Die Baumfällungen sind indes nur ein Teil von mehreren großräumigen Umbaumaßnahmen für unterschiedliche Biotoptypen im Finkenberger Bruch, wie die Stadt weiter mitteilt: „Durch die Entnahme der nicht standortgerechten Gehölzstrukturen ist von einer erheblichen Aufwertung der Waldbestände und des Umfeldes im Interesse der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, als auch der Naherholung im Naturschutzgebiet Finkenberger Bruch auszugehen.“So werden in den ersten Monaten des kommenden Jahres 150 Erlen als standortgerechte Baumarten in diesem Gebiet nachgepflanzt. Zudem wird laut Mags eine bereits abgegatterte, zwei Hektar große Fläche komplett neu aufgeforstet.
Unter der Woche traf sich HansGeorg Spanier von der Unteren Naturschutzbehörde mit einigen ob der Baumfällungen verärgerten Bürgern kurzfristig vor Ort, um das Vorgehen der Stadt und den Sinn der Umbaumaßnahmen detailliert zu erklären. Auch Kurt Sasserath vom Nabu Mönchengladbach hörte dabei aufmerksam zu.
„Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass ein solcher Eingriff für Außenstehende zunächst einmal sehr brutal und deprimierend aussieht. Doch das Konzept für den Bereich Finkenberger Bruch ist durchaus vernünftig“, sagt Sasserath. Es sei nach dem Zweiten Weltkrieg in Mode gewesen, Pappeln anzulegen, in einem Feuchtgebiet wie dem Finkenberger Bruch sei eine solche Maßnahme aber völlig kontraproduktiv, da dem Boden dadurch das Wasser entzogen werde.
„Beim Thema Baumfällungen wird mitunter auch vorschnell gehandelt und zu viel in die Natur eingegriffen, in Wickrathberg ist das aber jetzt nicht der Fall“, betont Sasserath. Und Pia Mösges-Theberath, deren Mann an dem Treffen mit dem Stadtvertreter teilgenommen hatte, bestätigt, dass die Erklärungen sehr aufschlussreich gewesen seien. „Allerdings hat es viele Bürger geärgert, wieso dann nicht mit einem Aushang im Vorfeld über die Maßnahmen informiert worden ist“, sagt sie. Immerhin: Spanier versprach einen weiteren Vor-Ort-Termin in etwa einem Jahr, um gemeinsam die Veränderungen im Finkenberger Bruch in Augenschein zu nehmen.