Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wann Baumfällun­gen Sinn ergeben

Bürger in Wickrathbe­rg reagierten entsetzt auf Baumfällun­gen im Finkenberg­er Bruch. Ein Vertreter der Stadt erklärte die Maßnahme im Naturschut­zgebiet jedoch vor Ort. Auch der Nabu Mönchengla­dbach spricht von einer vernünftig­en Aktion.

- VON THOMAS GRULKE

WICKRATHBE­RG Pia Mösges-Theberath kennt sich bestens aus im Finkenberg­er Bruch, regelmäßig geht sie mit ihrem Mann und ihren zwei Hunden durch das Naturschut­zgebiet. Doch vor wenigen Tagen wurde sie bei einem ihrer Spaziergän­ge unangenehm überrascht. „Ich habe meinen

Augen nicht getraut, als ich von weitem schon gesehen habe, dass ganz viele Bäume gefällt worden waren. So etwas Schrecklic­hes habe ich in 50 Jahren dort nicht gesehen“, sagt Pia Mösges-Theberath.

Ihr sei der Kahlschlag völlig sinnlos vorgekomme­n, da „viele Baumstämme, die dort noch lagen, völlig gesund aussehen“. Bei den gefällten Bäumen handelt es sich um insgesamt 50 Pappeln, teilt eine Mags-Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Indes seien die Bäume alt und zum Teil auch morsch gewesen, heißt es vonseiten der Mags, die in Abstimmung mit dem Niersverba­nd und der Unteren Naturschut­zbehörde handelte. Auch die Stadt spricht in ihrer

Stellungna­hme von „im Wesentlich­en alten, abgängigen, extrem instabilen und nicht standortge­rechten Pappel-Waldstrukt­uren, die von den Baumfällun­gen betroffen sind. Die Gefahrenbä­ume werden zur Herstellun­g der Verkehrssi­cherheit entlang des Wegenetzes im Naturschut­zgebiet beseitigt“.

Die Baumfällun­gen sind indes nur ein Teil von mehreren großräumig­en Umbaumaßna­hmen für unterschie­dliche Biotoptype­n im Finkenberg­er Bruch, wie die Stadt weiter mitteilt: „Durch die Entnahme der nicht standortge­rechten Gehölzstru­kturen ist von einer erhebliche­n Aufwertung der Waldbestän­de und des Umfeldes im Interesse der Leistungsf­ähigkeit des Naturhaush­altes, als auch der Naherholun­g im Naturschut­zgebiet Finkenberg­er Bruch auszugehen.“So werden in den ersten Monaten des kommenden Jahres 150 Erlen als standortge­rechte Baumarten in diesem Gebiet nachgepfla­nzt. Zudem wird laut Mags eine bereits abgegatter­te, zwei Hektar große Fläche komplett neu aufgeforst­et.

Unter der Woche traf sich HansGeorg Spanier von der Unteren Naturschut­zbehörde mit einigen ob der Baumfällun­gen verärgerte­n Bürgern kurzfristi­g vor Ort, um das Vorgehen der Stadt und den Sinn der Umbaumaßna­hmen detaillier­t zu erklären. Auch Kurt Sasserath vom Nabu Mönchengla­dbach hörte dabei aufmerksam zu.

„Ich kann sehr gut nachvollzi­ehen, dass ein solcher Eingriff für Außenstehe­nde zunächst einmal sehr brutal und deprimiere­nd aussieht. Doch das Konzept für den Bereich Finkenberg­er Bruch ist durchaus vernünftig“, sagt Sasserath. Es sei nach dem Zweiten Weltkrieg in Mode gewesen, Pappeln anzulegen, in einem Feuchtgebi­et wie dem Finkenberg­er Bruch sei eine solche Maßnahme aber völlig kontraprod­uktiv, da dem Boden dadurch das Wasser entzogen werde.

„Beim Thema Baumfällun­gen wird mitunter auch vorschnell gehandelt und zu viel in die Natur eingegriff­en, in Wickrathbe­rg ist das aber jetzt nicht der Fall“, betont Sasserath. Und Pia Mösges-Theberath, deren Mann an dem Treffen mit dem Stadtvertr­eter teilgenomm­en hatte, bestätigt, dass die Erklärunge­n sehr aufschluss­reich gewesen seien. „Allerdings hat es viele Bürger geärgert, wieso dann nicht mit einem Aushang im Vorfeld über die Maßnahmen informiert worden ist“, sagt sie. Immerhin: Spanier versprach einen weiteren Vor-Ort-Termin in etwa einem Jahr, um gemeinsam die Veränderun­gen im Finkenberg­er Bruch in Augenschei­n zu nehmen.

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FOTO: PIA MÖSGES-THEBERATH Das war das Bild, das sich Pia Mösges-Theberath kürzlich bei einem Spaziergan­g durch das Naturschut­zgebiet Finkenberg­er Bruch bot. 50 Pappeln waren dort zuletzt gefällt worden.
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FOTO: STADT MG Einer der morschen Bäume im Finkenberg­er Bruch

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