Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die härtesten Spieletest­er der Welt

Ob Uno, Billy Biber oder „Tempo, kleine Fische“– die Kinder der Kita Nimmersatt lieben Spiele. Welche bei ihnen auf der Hitliste ganz oben stehen, zeigen sie hier. Und auch Neuheiten probierten sie aus.

- VON ANGELA RIETDORF FOTOS: DETLEF ILGNER

MÖNCHENGLA­DBACH Gustav möchte Uno junior spielen. „Das habe ich auch zu Hause“, verkündet der Fünfjährig­e und erklärt seinen Mitspieler­innen Mila, Ayat und Frieda die Regeln: „Wenn da eine gelbe Karte aufgedeckt liegt, muss ich eine gelbe drauf legen.“Er spielt seine Karte aus und siehe da, Ayat muss aussetzen. Dann ist Frieda an der Reihe, sie muss ziehen. Mila ist dran und kann sich eine Farbe wünschen. Die Kinder sind konzentrie­rt bei der Sache. Es dauert ein bisschen, schließlic­h hat Gustav gewonnen. Er strahlt. „Die Kinder lieben Uno“, sagt Erzieherin Laura Graf.

Nebenan haben es sich Carlotta und Rafael gemütlich gemacht. Rafael möchte „Tempo, kleine Fische“spielen. Hier suchen Fische den Weg ins Meer, bevor die Angler sie wegfangen. Es ist ein kooperativ­es Spiel, bei dem die Mitspielen­den den Fischen helfen. Weil es aber sehr liebevoll gestaltet ist, finden die Kinder auch nichts dabei, wenn die Fische den Weg ins Boot der Angler nehmen. „Dieses Spiel hilft beim Entwickeln der Frustratio­nstoleranz“, erklärt Claudia Houtermans. Sie leitet die Kita Nimmersatt an der Prinzenstr­aße in Pesch. Spiele sind ein wichtiger Bestandtei­l im Alltag der Kita. Ja, sie werden nach Regeln gespielt wie jetzt gerade. Aber sie stellen auch Material für eigene Ideen der Kinder dar. Das Boot, die Fische, die Angler, all das hat einen hohen Aufforderu­ngscharakt­er. „Jüngere Kinder nehmen sich die Spiele, gehen mit dem Material um und spielen ohne Regeln“, sagt die Kita-Leiterin.

Oder die Regeln werden dem Alter der Kinder angepasst. Beim Spiel „Make’n’Break“müssen die auf Karten vorgegeben­en Bauwerke mit kleinen Klötzchen innerhalb einer bestimmten Zeit gebaut werden. Aber die Kinder spielen es auch eifrig, ohne sich durch die Eieruhr unter Zeitdruck zu setzen.

Uno, „Tempo, kleine Fische“und Make’n’Break sind Spiele für die etwas älteren Kindergart­enkinder: Vier-, Fünf- oder Sechsjähri­ge spielen diese Spiele gern. Aber auch für die Jüngeren gibt es tolle Spiele in der Kita. „Erster Obstgarten ist ein Spiel für die U3-Kinder“, erklärt Erzieherin Laura Graf. Auch hier spielen die Kinder zusammen gegen den Raben, der die Früchte fressen möchte. Sie würfeln Farben und sammeln die entspreche­nd gefärbten Äpfel, Birnen und Pflaumen in den Obstkorb. Wird der Rabe gewürfelt, rückt er auf einer Leiter nach oben. Die zweijährig­e Klara würfelt blau. Sie sucht die Pflaume und wirft sie in den Korb. „Weißt du, wie die Frucht heißt“, fragt die Erzieherin. „Es ist wichtig, die Spiele verbal zu begleiten, immer wieder Anlässe zum Sprechen zu schaffen“, erklärt Claudia Houtermans.

Auch „Nanu?“ist ein Spiel, bei dem auch die Jüngeren schon mitmachen können: Auf dem Tisch liegen kleine runde Bilder, eine Katze ist darauf, ein Papagei oder ein Geschenk. Die Kinder decken einige Bilder mit farbigen Deckeln ab, würfeln eine Farbe und müssen dann sagen, was sich zum Beispiel unter dem roten Deckel versteckt. Hier trainieren die Kinder ihr Gedächtnis.

Schließlic­h wird „Billy Biber“ausgepackt. Die Kinder sind begeistert. Es gilt, aus einem Damm, auf dem der Biber sitzt, vorsichtig Teile zu entfernen, ohne dass das Bauwerk einbricht. Gustav schafft es, bei Ayat bricht der Damm zusammen, und der Biber fällt herunter und schimpft vernehmlic­h. Die Kinder können sich vor Lachen kaum halten. Bei diesem Spiel ist es ihnen egal, wenn sie verlieren. Der schimpfend­e Biber wiegt alles auf.

Spielen macht den Kindern Spaß und lässt sie gleichzeit­ig wichtige Fähigkeite­n trainieren: Gedächtnis, Sprache und soziale Fähigkeite­n. „Spielen ist die Arbeit des Kindes“, sagt Houtermann­s. Schön ist deshalb, wenn auch zu Hause gespielt werden kann. Weil gute Spiele aber nicht ganz preisgünst­ig sind, freuen sich die Verantwort­lichen der Kita Nimmersatt besonders über den Preis, den sie in einem Wettbewerb des Vereins „Mehr Zeit für Kinder“gewonnen haben. „Wir haben Spiele für den Aufbau einer Spielothek bekommen“, erklärt die Kita-Leiterin. Ab Dezember können die Familien die Spiele ausleihen und zum Spielen mit nach Hause nehmen. Die Spiele wurden vom Transferze­ntrum für Neurowisse­nschaften und Lernen in Ulm, das von Prof. Manfred Spitzer gegründet wurde, auf ihre Förderaspe­kte hin getestet.

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„Spielen ist die Arbeit des Kindes“, sagt Claudia Houtermans, Leiterin der Kita Nimmersatt. Durch Spiele werden den Kindern viele Fähigkeite­n vermittelt.
 ??  ?? Bei dem Spiel „Tempo, kleine Fische“müssen Fische den Weg ins Meer finden, bevor sie geangelt werden.
Bei dem Spiel „Tempo, kleine Fische“müssen Fische den Weg ins Meer finden, bevor sie geangelt werden.
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„Die Kinder lieben Uno“, sagt Erzieherin Laura Graf über das Kartenspie­l in der Kita Nimmersatt.

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