Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
„Megatrends muss man nicht ‚voraussagen‘, denn sie sind schon da und markieren Veränderungen, die uns schon lange prägen und auch noch lange prägen werden“
wie Kurzarbeitergeld – werden sich laut Traud die verfügbaren Einkommen um rund vier Prozent erhöhen.
Wie üblich in Zeiten der Unsicherheit legten die Deutschen im Corona-Jahr mehr Geld für schlechte Zeiten zurück. Die Sparquote stieg sprunghaft auf 16 Prozent. Da die meisten die Auswirkungen der Pandemie aber spätestens seit den Erfolgsmeldungen aus der Impfstoff-Forschung nicht mehr als existenzbedrohend einschätzen, sieht Traud die Sparquote der privaten Haushalte 2021 wieder um drei Prozentpunkte sinken.
Diese drei Prozent mehr könnten die Deutschen dann mehr konsumieren – theoretisch jedenfalls. Denn zu Jahresbeginn werden die reduzierten Mehrwertsteuersätze wieder auf ihr altes Niveau angehoben – ebenfalls um drei Prozent. Dies führt zum Jahresende zu vorgezogenen Käufen im Gebrauchsgüterbereich und daher werden diese im kommenden Jahr als Triebfedern fehlen. Helaba-Chefvolkswirtin Traud sieht jedoch ein Plus der Konsumausgaben für 2021 um real fünf Prozent. Zwar sei der Konsum von Dienstleistungen vermutlich weiterhin eingeschränkt, aber insbesondere der Internethandel werde profitieren.
Der zunehmende Onlinehandel ist Teil eines sogenannten Megatrends. „Megatrends muss man nicht ‚voraussagen‘, denn sie sind schon da und markieren Veränderungen, die uns schon lange prägen und auch noch lange prägen werden“, schreibt das Zukunftsinstitut. Es handele sich um Tiefenströmungen des Wandels, die als Entwicklungskonstanten
der globalen Gesellschaft mehrere Jahrzehnte umfassen. Wie unter einem Brennglas hat sich der Trend zur Digitalisierung durch die Corona-Pandemie in Deutschland beschleunigt: Flächendeckendes Homeoffice ist ein Beispiel dafür, ebenso wie die Tatsache, dass es inzwischen sogar beim Bäcker gang und gäbe ist, einzelne Brötchen bargeldlos zu bezahlen.
Die Auswirkungen der Pandemie bremsen jedoch einen anderen Megatrend in Deutschland etwas aus: Nachhaltigkeit. Denn Take away-Gerichte verstärken beispielsweise den Einsatz von Einweg-Plastikverpackungen und erhöhen die Müllmenge. Auf lange Sicht ist der Fokus auf Ökologie jedoch ungebrochen – insbesondere wenn sich Umweltschutz und Profitabilität in den Unternehmensbilanzen durch einen geringeren Rohstoffverbrauch und Kosteneinsparungen beispielsweise aufgrund von höherer Energieeffizienz niederschlagen. Solche Unternehmen und Branchen werden langfristig auf der Gewinnerseite stehen.
Neben den Aktien wird im kommenden Jahr aber eine zweite Anlageklasse laut Volkswirten vom weiterhin sehr niedrigen Zinsniveau profitieren: Immobilien. Zwar geht die Rezession nicht spurlos am Immobilienmarkt vorbei. „In gewerblichen Segmenten, vor allem im Einzelhandel, werden die Mieten und Kaufpreise 2021 sinken. Dagegen setzt sich der Aufwärtstrend am deutschen Wohnungsmarkt dank weiterhin solider Nachfrage und knappem Angebot lediglich etwas verlangsamt fort“, schreibt Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud.