Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Die Schulen waren in den Beratungen der Länder mit dem Bund besonders umstritten. Für NRW scheint sich nicht viel zu ändern – auf den ersten Blick. Schnelltests fur Schuler
DÜSSELDORF Mit neuen Quarantäneregelungen und Schnelltests für Schüler, wenn es einen bestätigten Corona-Fall in der Klasse gibt, soll der Unterricht bis zu den vorgezogenen Weihnachtsferien gesichert werden.
Was kommt Neues auf die Schulen in NRW ab dem 1. Dezember zu?
Die größte Änderung betrifft die Quarantäneregelung. Bund und Länder haben beschlossen, dass im Corona-Fall künftig eine „Clusterisolation“stattfinden soll. Das heißt, im Normalfall wird die gesamte Klasse für fünf Tage in Quarantäne geschickt. Nach dieser Zeit sollen die Schüler einen Schnelltest machen können. Wer negativ getestet ist, darf wieder in die Schule gehen. Bisher verfahren die Gesundheitsämter sehr unterschiedlich in der Frage, welche Schülergruppen in Quarantäne gehen müssen.
Wann gibt es die Schnelltests?
Das Bundesgesundheitsministerium hat im Rahmen der Teststrategie Kontingente bei Schnelltest-Herstellern reserviert. Nach Angaben des Ministeriums wurden für Oktober sechs Millionen Schnelltests, 12,5 Millionen für November und 17,5 Millionen für Dezember reserviert. Für 2021 sind deutlich größere Kontingente geplant. Diese Tests sollen aber prioritär in den Gesundheitsund Pflegesektor geliefert werden. Es wird Aufgabe der Länder sein, den Bedarf für die Schulen zu decken. Auf Landesebene begrüßte das Schulministerium die neue Teststrategie: Das NRW-Gesundheitsministerium werde sie „entsprechend ausarbeiten und umsetzen“. Dort wurde allerdings auf das Schulministerium verwiesen.
Wird jetzt doch das Wechselmodell eingeführt?
Nein, grundsätzlich gilt weiterhin, dass Schulleiter und Gesundheitsämter für jede Schule gesondert entscheiden, ob Klassen geteilt und dann abwechselnd digital unterrichtet werden sollen – selbst wenn in einer Region die Schwelle einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 überschritten ist. Im Schulministerium hieß es zum Wechselmodell am Donnerstag: „Die Landesregierung wird auf eine schulscharfe und schulspezifische Umsetzung und Anwendung achten.“
In Hagen will man möglicherweise dennoch präventiv vom Hybridunterricht Gebrauch machen, „nicht erst, wenn zahlreiche Lehrer sich in Quarantäne befinden“, hieß es bei der Stadt.
Welche Maßnahmen haben NRW- Kommunen schon jetzt bei einer Inzidenz über 200 ergriffen?
Die Stadt Herne hat den Unterrichtsbeginn an den weiterführenden Schulen schon seit Mitte November gestaffelt. Die Schüler beginnen nicht nur zu unterschiedlichen Zeiten, um volle Busse zu vermeiden, auch das Mittagessen wird zeitlich versetzt eingenommen. Auch Hybridunterricht findet in Herne schon jetzt statt, wenn auch in gemäßigter Form: Bis zu fünf Stunden pro Woche können Schüler der achten, neunten und zehnten Klassen aus der Distanz lernen. Einen versetzten Schulstart gibt es auch in Hamm – dort starten die Gesamtschulen erst zur zweiten Schulstunde.
Im Kreis Recklinghausen sollen die Schulen auf Schulsport verzichten, empfohlen wird auch eine Maskenpflicht an Grundschulen.
In Solingen hatte die Landesregierung die Kommune per Erlass angewiesen, die Einführung eines Wechselmodells nicht umzusetzen. Man warte nun auf eine neue Verordnung des Landes.
Wird es neue Mittel für Schulbusse geben?
Bislang wurden den Bezirksregierungen 11,93 Mio. Euro für bereits gestellte Anträge zugewiesen – Stand heute, wie das NRW-Verkehrsministerium mitteilte. Anfang Dezember soll über eine Verlängerung des Schulbusprogramms über den 1. Januar hinaus entschieden werden.
Gibt es genug Busfahrer?
Nach Angaben des Verbandes Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen (NWO) stehen ausreichend Busfahrer zur Verfügung. Schulträger können sich direkt an den NWO wenden.
Was halten Eltern und Lehrer von den Bund-Länder-Vereinbarungen?
„Leider hat sich nicht so viel verändert“, sagte Andrea Heck, Vorsitzende des Elternvereins NRW, unserer Redaktion. Echte Schutzmaßnahmen seien nicht vereinbart worden. Auch die Hotspot-Regelung ab einer Inzidenz von 200 überzeugt sie nicht: „Was ist bei einer Inzidenz von 180?“
Sabine Mistler, Landesvorsitzende des Philologenverbands, hält die jetzt getroffenen Maßnahmen im Großen und Ganzen für sinnvoll. Es müsse aber dringend mehr für den Schutz der Lehrer getan werden, etwa mittels FFP-2-Masken. Auch müssten die Lehrer dringend spürbar entlastet werden, viele stießen auch durch paralleles Unterrichten in Präsenz und Distanz an ihre Grenzen.