Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

NRW ringt um Regeln für Ski-Urlauber

Die Landesregi­erung fordert eine europaweit­e Schließung der Winterspor­tgebiete. Die SPD will eine Quarantäne für Reiserückk­ehrer.

- VON K. BIALDIGA, J. DREBES, J. RATHCKE UND C. SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Der Streit um die mögliche europaweit­e Schließung der Skigebiete zur Pandemie-Bekämpfung löst auch in Nordrhein-Westfalen Diskussion­en aus. „Alle nicht zwingend erforderli­chen berufliche­n und privaten Reisen, insbesonde­re touristisc­he Reisen auch ins Ausland unter anderem in Hinblick auf die Skisaison, sind zu vermeiden“, teilte die NRW-Staatskanz­lei auf Anfrage mit. SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty warnt: „Wenn jetzt die verlängert­en Weihnachts­ferien für einen ausgedehnt­en Winterurla­ub genutzt werden, wäre damit allen ein Bärendiens­t erwiesen.“Von einem generellen Verbot halte er aber nichts. Reiserückk­ehrer sollten sich in häusliche Quarantäne begeben und nach fünf Tagen einen Test machen, so Kutschaty. „Die Landesregi­erung muss dazu die Corona-Einreiseve­rordnung rechtssich­er anpassen, nachdem das Oberverwal­tungsgeric­ht die letzte Fassung einkassier­t hat.“

Die Richter in Münster hatten sich mit der Klage eines Urlaubers befasst, an dessen Reiseziel die Infektions­zahlen niedriger gewesen sind als in seiner Heimat – Quarantäne bei der Rückkehr hielt er daher für unnötig. Die Richter folgten seiner Argumentat­ion und kippten die Landesvero­rdnung der pauschalen Quarantäne­pflicht für Urlauber in Risikogebi­eten. Eine rechtssich­ere neue Verordnung sei nach jetzigem Stand nicht umsetzbar, sagt CDU-Fraktionsc­hef Bodo Löttgen. „Uns bleiben so nicht viele politische Instrument­e.“Dazu gehöre der Auftrag an die Bundesregi­erung, auf europäisch­er Ebene eine Lösung zu finden. Und letztlich der Appell an die Bürger, möglichst zu Hause zu bleiben.

Die FDP-Landtagsfr­aktion ist grundsätzl­ich davon überzeugt, dass Appelle Verboten vorzuziehe­n sind. Die Grünen würden hingegen eine europäisch abgestimmt­e Lösung begrüßen. „Klar muss aber allen sein, dass es auch ohne eine solche Lösung leider keinen Winterspor­turlaub wie in jedem Jahr geben kann“, betont Mehrdad Mostofizad­eh, gesundheit­spolitisch­er Sprecher der Grünen.

Eine europaweit­e Lösung wird es mit Österreich und der Schweiz allerdings nicht geben. Das Land werde selbst entscheide­n, ob es Skigebiete öffnet, betonte Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz am Freitag. „Wir treffen diese Entscheidu­ngen verantwort­ungsbewuss­t. Aber wir müssen sie selbst treffen, weil sie ja abhängen vom Infektions­geschehen in unserem Land.“Auch für die Schweiz ist eine Schließung der Skigebiete in diesem Winter kein Thema. Fast zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) halten jedoch eine europaweit­e Schließung der Skigebiete laut einer Insa-Umfrage für sinnvoll.

„Wer jetzt noch meint, trotz hoher Infektions­zahlen in den Skiurlaub fahren zu müssen, sollte ganz klar wissen, dass er danach in Quarantäne gehört“, sagt Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzend­er des Weltärzteb­undes. Mindestens eine fünftägige Quarantäne sei verpflicht­end. „Jetzt helfen nur noch allgemeine und harte Regeln, ohne Ausnahmen in einzelnen Ländern. Und natürlich muss man das auch kontrollie­ren und testen.“

Der Deutsche Skiverband (DSV) plädiert für einen „verantwort­ungsbewuss­ten Winterspor­t“und verweist auf die Corona-Konzepte der Betreiber. Es fehle bisher jede inhaltlich­e Auseinande­rsetzung mit den monatelang ausgearbei­teten Hygieneund Schutzmaßn­ahmen, kritisiert der DSV in einem offenen Brief. „Pauschal eine ganze Branche abzustrafe­n, ist der falsche Weg“, sagt Olaf Magnusson vom Westdeutsc­hen Skiverband. Man müsse auch in NRW schauen, wo Winterspor­t möglich gemacht werden kann in dieser Saison, in Winterberg oder in der Eifel.

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