Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gleiches Recht für alle – auch für die AfD

- VON JULIA RATHCKE

Es ist eine Veranstalt­ung mit Hotspot-Potenzial. Nicht nur weil 600 bis 800 Menschen aus ganz Deutschlan­d in geschlosse­nen Räumlichke­iten zusammentr­effen, sondern auch, weil es AfD-Mitglieder und -Anhänger sind, die sich da am Samstag und Sonntag in Kalkar am Niederrhei­n versammeln. Auf Parteitage­n wird wild debattiert, auf AfD-Parteitage­n ganz besonders. Parteifreu­nde aus Nord und Süd sehen sich sonst selten, wollen sich austausche­n. All das wäre in Zeiten der Corona-Pandemie eine toxische Mischung. Dass die AfD auch noch Klage gegen die Maskenpfli­cht auf ihrem Parteitag eingereich­t hatte, „spricht für sich schon Bände“, sagte die Bürgermeis­terin von Kalkar, Britta Schulz diese Woche. Es widerspric­ht überhaupt jeder Vernunft, an so einer Präsenzver­anstaltung festzuhalt­en, während sich täglich noch immer mehr als 20.000 Menschen mit dem gefährlich­en Virus infizieren und täglich mehrere Hundert mit oder an Corona sterben.

In ihrer Klageschri­ft hatte die AfD darauf verwiesen, dass die strenge Maskenpfli­cht in die „Rechte und die ureigenen Selbstbest­immungsreg­elungen zur Organisati­on und Gestaltung einer Partei eingreife“. Die Bekämpfung der Pandemie muss allerdings einen höheren Stellenwer­t haben – so sieht es auch das OVG und erklärt die Maskenpfli­cht zum legitimen Mittel zwecks Eindämmung der Seuche. Teilnehmer des Parteitags, die sich nicht an die Vorgaben halten, sind dem Gericht zufolge von der Veranstalt­ung auszuschli­eßen.

Dass der Parteitag noch in diesem Jahr stattfinde­n muss, ist laut AfD-Parteivero­rdnung Pflicht. Und natürlich dürfen Parteitage „aufgrund der besonderen Bedeutung für die mit Verfassung­srang ausgestatt­ete parteilich­e Binnendemo­kratie“auch zu Corona-Zeiten erlaubt sein. Dann aber unter so hohen Sicherheit­sbedingung­en wie nur möglich.

BERICHT AFD IM WUNDERLAND, POLITIK

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