Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Jetzt schon 28.000 Briefe fürs Christkind
In Engelskirchen kommen in der Weihnachtszeit Briefe mit Wünschen aus der ganzen Welt an. Manche sind bescheiden, andere ganz pragmatisch. Dieses Jahr ist jedoch einiges anders.
ENGELSKIRCHEN Die ersten Antworten hat das Christkind aus Engelskirchen schon verschickt, pünktlich zum ersten Advent werden sie im Briefkasten der Kinder landen. Doch es ist noch viel zu tun in der Weihnachtspostfiliale im Bergischen Land: Die Wunschbriefe stapeln sich in allen Farben des Regenbogens, viele sind befüllt mit Glitzer, kleinen Geschenken, mal kürzeren und mal längeren Wunschlisten – und ganz vielen Fragen. Der Inhalt vieler Briefe ist jedoch ein wenig anders als in den vergangenen Jahren.
28.000 Mal hat das Christkind in Engelskirchen schon Post bekommen und beantwortet. Schaut man sich die Zahlen aus dem vergangenen Jahr an, dürften bis Weihnachten mehr als 100.000 weitere dazukommen. Oder noch mehr: Im Jahr der Pandemie erreichen die Filiale in Engelskirchen bisher mehr Briefe als sonst. Die Deutsche Post organisiert seit Jahren die Aktion – auch im niedersächsischen Himmelpforten und in der bayerischen Gemeinde Himmelstadt werden Briefe angenommen. Das ist viel Arbeit für ein Christkind, selbst für eines, das sich auf die vielen fleißigen Helfer in Engelskirchen verlassen kann.
Aber auch für diejenigen, die eigentlich auf Wünsche eingehen sollen, springt dabei manchmal etwas heraus. Ein Junge hatte sich letztes Jahr einen Hund gewünscht – und ein Stofftier bekommen. Dieses Jahr bietet er einen Tausch an – den Stoffhund kann das Christkind zurückhaben, der Junge soll dafür einen echten bekommen. Andere suchen den Kontakt zum Christkind. Sie fragen nach der Handynummer, dann könne man ja mal telefonieren.
Einige Kinder schicken aber gleich ausgeschnittene Katalogbilder mit, die genaue Bestellnummer vom gewünschten Geschenk oder den passenden Link zum Online-Shop. Für manche Briefe braucht das Christkind einen Übersetzer. Kinder aus mehr als 50 Ländern haben im vergangenen Jahr an die Postfiliale geschrieben, die mit der 51777 sogar eine eigene Postleitzahl hat.
Und dann gibt es Kinder wie Clara. Sie schreibt: „Liebes Christkind, ich wünsche mir Frieden, und dass Corona aufhört!“Zu ihrem Wunsch hat Clara eine große Sonne gemalt und einen Regenbogen, darunter sich selbst und ihre Familie. Damit ist Clara nicht allein. In den meisten Wünschen, die dieses Jahr in Engelskirchen eingegangen sind, schreiben die Kinder über die Pandemie. Sie machen sich Sorgen, ob das Christkind denn überhaupt ins Haus kommt, um die Geschenke zu bringen. Manche fragen, ob sie sich denn etwas wünschen dürfen, es sei ja ein schwieriges Jahr gewesen. Andere meinen, ihnen stehen nun umso mehr Geschenke zu, weil sie ja auf schöne Sachen wie den Urlaub verzichtet haben.
Es gibt noch etwas, das bei den Wünschen anders ist, die das Christkind 2020 erreichen. Früher musste es öfters mal in die Terminkalender der Eltern eingreifen. Ein freies Wochenende, ein Spieleabend, mehr Zeit mit Mama und Papa verbringen – solche Wünsche standen vor der Pandemie ganz oben auf der Liste der Absender. Jetzt nicht mehr, die Eltern sind in Zeiten des Lockdowns häufiger da. So hat die Corona-Krise dann doch etwas Gutes. Familien rücken enger zusammen, sie verbringen mehr Zeit miteinander – und das Christkind muss dafür keinen Sonderurlaub für Mama und Papa beantragen.