Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Jetzt schon 28.000 Briefe fürs Christkind

In Engelskirc­hen kommen in der Weihnachts­zeit Briefe mit Wünschen aus der ganzen Welt an. Manche sind bescheiden, andere ganz pragmatisc­h. Dieses Jahr ist jedoch einiges anders.

- VON VIKTOR MARINOV

ENGELSKIRC­HEN Die ersten Antworten hat das Christkind aus Engelskirc­hen schon verschickt, pünktlich zum ersten Advent werden sie im Briefkaste­n der Kinder landen. Doch es ist noch viel zu tun in der Weihnachts­postfilial­e im Bergischen Land: Die Wunschbrie­fe stapeln sich in allen Farben des Regenbogen­s, viele sind befüllt mit Glitzer, kleinen Geschenken, mal kürzeren und mal längeren Wunschlist­en – und ganz vielen Fragen. Der Inhalt vieler Briefe ist jedoch ein wenig anders als in den vergangene­n Jahren.

28.000 Mal hat das Christkind in Engelskirc­hen schon Post bekommen und beantworte­t. Schaut man sich die Zahlen aus dem vergangene­n Jahr an, dürften bis Weihnachte­n mehr als 100.000 weitere dazukommen. Oder noch mehr: Im Jahr der Pandemie erreichen die Filiale in Engelskirc­hen bisher mehr Briefe als sonst. Die Deutsche Post organisier­t seit Jahren die Aktion – auch im niedersäch­sischen Himmelpfor­ten und in der bayerische­n Gemeinde Himmelstad­t werden Briefe angenommen. Das ist viel Arbeit für ein Christkind, selbst für eines, das sich auf die vielen fleißigen Helfer in Engelskirc­hen verlassen kann.

Aber auch für diejenigen, die eigentlich auf Wünsche eingehen sollen, springt dabei manchmal etwas heraus. Ein Junge hatte sich letztes Jahr einen Hund gewünscht – und ein Stofftier bekommen. Dieses Jahr bietet er einen Tausch an – den Stoffhund kann das Christkind zurückhabe­n, der Junge soll dafür einen echten bekommen. Andere suchen den Kontakt zum Christkind. Sie fragen nach der Handynumme­r, dann könne man ja mal telefonier­en.

Einige Kinder schicken aber gleich ausgeschni­ttene Katalogbil­der mit, die genaue Bestellnum­mer vom gewünschte­n Geschenk oder den passenden Link zum Online-Shop. Für manche Briefe braucht das Christkind einen Übersetzer. Kinder aus mehr als 50 Ländern haben im vergangene­n Jahr an die Postfilial­e geschriebe­n, die mit der 51777 sogar eine eigene Postleitza­hl hat.

Und dann gibt es Kinder wie Clara. Sie schreibt: „Liebes Christkind, ich wünsche mir Frieden, und dass Corona aufhört!“Zu ihrem Wunsch hat Clara eine große Sonne gemalt und einen Regenbogen, darunter sich selbst und ihre Familie. Damit ist Clara nicht allein. In den meisten Wünschen, die dieses Jahr in Engelskirc­hen eingegange­n sind, schreiben die Kinder über die Pandemie. Sie machen sich Sorgen, ob das Christkind denn überhaupt ins Haus kommt, um die Geschenke zu bringen. Manche fragen, ob sie sich denn etwas wünschen dürfen, es sei ja ein schwierige­s Jahr gewesen. Andere meinen, ihnen stehen nun umso mehr Geschenke zu, weil sie ja auf schöne Sachen wie den Urlaub verzichtet haben.

Es gibt noch etwas, das bei den Wünschen anders ist, die das Christkind 2020 erreichen. Früher musste es öfters mal in die Terminkale­nder der Eltern eingreifen. Ein freies Wochenende, ein Spieleaben­d, mehr Zeit mit Mama und Papa verbringen – solche Wünsche standen vor der Pandemie ganz oben auf der Liste der Absender. Jetzt nicht mehr, die Eltern sind in Zeiten des Lockdowns häufiger da. So hat die Corona-Krise dann doch etwas Gutes. Familien rücken enger zusammen, sie verbringen mehr Zeit miteinande­r – und das Christkind muss dafür keinen Sonderurla­ub für Mama und Papa beantragen.

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FOTO: NEUMANN Die Weihnachts­postfilial­e in Engelskirc­hen ist schon seit Mitte November geöffnet. Viele Wünsche haben das Christkind seitdem erreicht, die ersten Antworten sind bereits auf dem Weg.

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