Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Junge Union wählt digital: Ein Vorbild für die CDU?

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Der Deutschlan­dtag der Jungen Union ( JU) ist ein fester Termin im Kalender jedes Union-Spitzenpol­itikers. Der Nachwuchs ist eine mächtige Stimme – und traditione­ll konservati­ver als die Mutterpart­eien. Die gemeinsame Jugendorga­nisation von CDU und CSU hat rund 100.000 Mitglieder.

JU-Chef Tilman Kuban, Mitglied im CDU-Bundesvors­tand, beförderte schon 2018 die Kandidatur von Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz zum CDU-Vorsitzend­en. Merz gewann vor Kurzem auch eine digitale Umfrage unter JU-Mitglieder­n, bei der sich rund 20 Prozent des Parteinach­wuchses beteiligte. Außenpolit­iker Norbert Röttgen landete auf dem zweiten, NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet auf dem dritten Platz. „Ich bin von der JU gewählt, und die Mitglieder haben sich mit absoluter Mehrheit für Friedrich Merz ausgesproc­hen. Er bekommt daher meine Stimme auf dem Parteitag“, sagte Kuban unserer Redaktion. Kuban selbst stellt sich am Sonntag zur Wiederwahl. Die JU wird ihren gesamten Bundesvors­tand digital wählen – als erste politische Organisati­on in Deutschlan­d. Die CDU diskutiert derweil kontrovers, wie es am 16. Januar klappen soll mit einer Wahl des Vorstandes und des Vorsitzend­en. Kuban tritt vehement für eine baldige Entscheidu­ng ein – gerne digital. „Es gibt durchaus Kniffe im CDU-Statut, die eine digitale Wahl möglich machen“erklärte er – und will mit der JU deswegen auch ein Zeichen setzen: „Man muss nicht darauf warten, sich wieder mit 1000 Leuten in einer Halle zu treffen. Die Parteien müssen digitaler werden“

Inhaltlich beschäftig­t sich die JU am Sonntag mit einem durch Corona veränderte­n Alltag – auch in der Arbeitswel­t. Sie fordert eine steuerlich­e Anrechenba­rkeit von Homeoffice mit einer Pauschale von 600 Euro. Die Nachweispf­licht eines Arbeitszim­mers soll dabei wegfallen. „Homeoffice ist auch vom heimischen Esstisch oder jedem anderen Platz auf der Welt möglich“, betonte Kuban.

Änderungen will der Parteinach­wuchs auch beim Arbeitszei­tschutzges­etz. Statt fixer täglicher Stundenreg­elungen fordert die JU ein monatliche­s Arbeitszei­tkonto, wobei im Monatsschn­itt eine wöchentlic­he Höchstarbe­itszeit von 48 Stunden nicht überschrit­ten werden dürfe. „Der Alltag ändert sich – vielleicht passt man nachmittag­s auf Kinder auf und arbeitet dann abends nochmal – dann dürfte man theoretisc­h durch die Ruhepausen erst elf Stunden später wieder anfangen“, begründete Kuban das Vorhaben.

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