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Junge Union wählt digital: Ein Vorbild für die CDU?
BERLIN Der Deutschlandtag der Jungen Union ( JU) ist ein fester Termin im Kalender jedes Union-Spitzenpolitikers. Der Nachwuchs ist eine mächtige Stimme – und traditionell konservativer als die Mutterparteien. Die gemeinsame Jugendorganisation von CDU und CSU hat rund 100.000 Mitglieder.
JU-Chef Tilman Kuban, Mitglied im CDU-Bundesvorstand, beförderte schon 2018 die Kandidatur von Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz zum CDU-Vorsitzenden. Merz gewann vor Kurzem auch eine digitale Umfrage unter JU-Mitgliedern, bei der sich rund 20 Prozent des Parteinachwuchses beteiligte. Außenpolitiker Norbert Röttgen landete auf dem zweiten, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet auf dem dritten Platz. „Ich bin von der JU gewählt, und die Mitglieder haben sich mit absoluter Mehrheit für Friedrich Merz ausgesprochen. Er bekommt daher meine Stimme auf dem Parteitag“, sagte Kuban unserer Redaktion. Kuban selbst stellt sich am Sonntag zur Wiederwahl. Die JU wird ihren gesamten Bundesvorstand digital wählen – als erste politische Organisation in Deutschland. Die CDU diskutiert derweil kontrovers, wie es am 16. Januar klappen soll mit einer Wahl des Vorstandes und des Vorsitzenden. Kuban tritt vehement für eine baldige Entscheidung ein – gerne digital. „Es gibt durchaus Kniffe im CDU-Statut, die eine digitale Wahl möglich machen“erklärte er – und will mit der JU deswegen auch ein Zeichen setzen: „Man muss nicht darauf warten, sich wieder mit 1000 Leuten in einer Halle zu treffen. Die Parteien müssen digitaler werden“
Inhaltlich beschäftigt sich die JU am Sonntag mit einem durch Corona veränderten Alltag – auch in der Arbeitswelt. Sie fordert eine steuerliche Anrechenbarkeit von Homeoffice mit einer Pauschale von 600 Euro. Die Nachweispflicht eines Arbeitszimmers soll dabei wegfallen. „Homeoffice ist auch vom heimischen Esstisch oder jedem anderen Platz auf der Welt möglich“, betonte Kuban.
Änderungen will der Parteinachwuchs auch beim Arbeitszeitschutzgesetz. Statt fixer täglicher Stundenregelungen fordert die JU ein monatliches Arbeitszeitkonto, wobei im Monatsschnitt eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden nicht überschritten werden dürfe. „Der Alltag ändert sich – vielleicht passt man nachmittags auf Kinder auf und arbeitet dann abends nochmal – dann dürfte man theoretisch durch die Ruhepausen erst elf Stunden später wieder anfangen“, begründete Kuban das Vorhaben.