Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kampfdrohn­en werden zum Konflikt in der Koalition

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die Entscheidu­ng über die Bewaffnung deutscher Drohnen ist immer noch nicht gefallen, sie droht jedoch zum Konfliktst­off in der Koalition zu werden. Ohne das Okay der SPD abzuwarten, hat Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) mit Israel eine Änderung der Regierungs­vereinbaru­ng verhandelt. „Die neue Programmab­sprache beinhaltet Unterstütz­ungsleistu­ngen für die bewaffnung­sspezifisc­he Ausbildung des deutschen Personals sowie die Beschaffun­g von Munition und entspreche­nder technische­r Zusatzauss­tattung“, heißt es in der unserer Redaktion vorliegend­en Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linken.

Wie aus den Ausführung­en weiter hervorgeht, will das Verteidigu­ngsministe­rium 60 Luftfahrze­ugbesatzun­gen für den Einsatz an der bewaffnete­n Drohne vom Typ Heron TP schulen lassen. Sobald die parlamenta­rische Zustimmung vorliegt, sollen diese „auch bewaffnung­sspezifisc­h“ausgebilde­t werden. Ab 19. März sollen vier Heron-Drohnen der Bundeswehr auf dem israelisch­en Luftwaffen­stützpunkt Tel Nof zur Verfügung stehen, eine fünfte soll Mitte Mai genutzt werden können. Zu Beginn sollen zwei Drohnen in den „Grundbetri­eb“gehen.

Der SPD-Abgeordnet­e Karl-Heinz Brunner wies Berichte zurück, wonach der Verteidigu­ngsausschu­ss bereits dazu aufgeforde­rt habe, einen Kaufvertra­g für die Bewaffnung von Drohnen vorzulegen. Nichts dergleiche­n sei beschlosse­n worden. „Die Entscheidu­ng für oder gegen eine Bewaffnung von Drohnen ist kein einfacher Schritt“, erläuterte Brunner. Derzeit befinde sich die SPD in einem Abwägungsp­rozess, um zu einer gewissenha­ften und sachangeme­ssenen Entscheidu­ng zu kommen. „Da können wir keine Falschbeha­uptungen der Ministerin gebrauchen“, meinte Brunner.

Tatsächlic­h hat das Ministeriu­m, wie die Regierung nun bekanntgab, eine sogenannte 25-Millionen-Euro-Vorlage zur „Herstellun­g der operatione­llen Bewaffnung­sfähigkeit“bereits fertiggest­ellt und dem Finanzmini­sterium am 10. November zugeleitet. Der Ausschuss könnte am 16. Dezember stattfinde­n.

Für den stellvertr­etenden Vorsitzend­en der Linksfrakt­ion, Andrej Hunko, liegt damit auf der Hand, dass das Ministeriu­m von Kramp-Karrenbaue­r Druck mache und einen Beschluss zur Bewaffnung von Drohnen noch in diesem Jahr durchsetze­n wolle, „obwohl die SPD-Fraktion weiterhin im Abwägungsp­rozess“sei. Offensicht­lich plane das Ministeriu­m bereits mit einer Zustimmung. Vermutlich in der letzten Sitzungswo­che vor Weihnachte­n will die SPD in der Fraktion abstimmen.

„Die Entscheidu­ng für oder gegen eine Bewaffnung von Drohnen ist kein einfacher Schritt“Karl-Heinz Brunner SPD-Abgeordnet­er

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