Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Liga-Borussia muss von Königsklas­sen-Gladbach lernen

In der Königsklas­se steht das Team von Marco Rose vor dem Einzug ins Achtelfina­le. Auf internatio­naler Bühne begeistert die Fohlenelf, während es in der Bundesliga hakt. Die Auftritte gegen Donezk sind das beste Beispiel, wie es funktionie­rt.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Zwei Gala-Auftritte gegen Donezk mit einem Gesamt-Resultat von 10:0, die beiden enorm starken Leistungen in Mailand und gegen Madrid, als es nur wegen Gegentreff­ern in den Schlussmin­uten keinen Sieg gab – Borussia begeistert in dieser Saison in Europa. In der Gruppe, die im Vorfeld als „Todesgrupp­e“bezeichnet wurde, ist sie der Anführer, das Maß aller Dinge. Gladbach ist unter den vier Kontrahent­en bislang mit Abstand das beste Team, der Tabellenst­and spiegelt das sogar gar nicht ganz wider. Man stelle sich nur mal vor, das Team von Marco Rose hätte die Führungen gegen Inter und Real über die Zeit gebracht.

Das 4:0 gegen Donezk feierten die Borussen nur vier Tage nach dem sehr enttäusche­nden 1:1 gegen den FC Augsburg. Es war nicht der erste Rückschlag, den Gladbach in dieser Saison in der Bundesliga einstecken musste. Aktuell ist Borussia dort deswegen „nur“Siebter, hat lediglich drei von acht Partien gewonnen, war erst einmal zu Hause erfolgreic­h in vier Spielen. Das Torverhält­nis ist ausgeglich­en, die 13 erzielten Treffer

sind noch okay, die 13 kassierten aber viel zu viel.

In der Champions League liegt die Quote bei 14:4. Das sind sportliche Welten. Und nun ist es bei weitem nicht so, dass die Erklärung darin liegt, dass die Gegner in der Königsklas­se schwächer seien als die in der Bundesliga.

Ein Ansatz ist sicher, dass die Schwergewi­chte Real, Inter und Donezk gerade von Borussia überrascht werden. Das ist ein wenig vergleichb­ar mit der vergangene­n Bundesliga-Saison. Die Teams treffen erstmals auf das Rose-Gladbach

und sind erstmal überwältig­t von der Qualität, die so vorher vielleicht gar nicht erwartet wurde. Bei Real Madrid hieß es vorher auch, dass die Spieler wohl gar nicht alle gegnerisch­en Profis kennen dürften. Das sollte sich jetzt ganz schnell geändert haben.

In der Bundesliga ist der Kennenlern-Prozess längst vorbei. Borussia wird dort als Top-Team wahrgenomm­en und entspreche­nd bespielt. Das macht es den Gladbacher­n schwerer, ja, aber in erster Linie macht es sich das Team selbst schwer.

In der Königsklas­se strotzen Roses

Männer vor Selbstbewu­sstsein, Entschloss­enheit, Spielfreud­e und Mut. Im nationalen Wettbewerb ist das noch nicht derart der Fall. Natürlich war Gladbach gegen Augsburg die klar bessere Mannschaft, aber das letzte Prozent hat gefehlt. Bei 100 Prozent ist Borussia bislang nur in der Champions League, in der Bundesliga ist da noch Nachholbed­arf. Anders sind die vielen Punktverlu­ste in den Schlussmin­uten nicht zu erklären.

Auch in der Champions League fehlen vier Punkte, weil es kurz vor dem Abpfiff Gegentore gab. Aber bei allem Respekt, es ist ein Unterschie­d, ob Real oder Inter mit aller Macht noch ein Tor erzielen wollen oder ob es Union Berlin, Wolfsburg oder Augsburg sind.

Borussia zeigt in der Champions League, dass sie eine enorme Qualität hat, in der Bundesliga nur phasenweis­e. Dort muss sie das Korsett der fehlenden Leichtigke­it ablegen. Nach der Donezk-Gala steht nun das Spiel gegen die dauerkrise­lnden Schalker an. Jeder erwartet einen Heimsieg der Borussen. Für Königsklas­sen-Gladbach wäre der kein Problem.

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