Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Grenzen ausloten in den USA

Tennis-Talent Ole Valkyser geht zum Studium nach Amerika – und trainiert derzeit intensiv, um dort auch sportlich weiterzuko­mmen.

- VON THOMAS GRULKE

TENNIS Ole Valkyser muss kurze, schnelle Schritte machen, um vom Fleck zu kommen. Ein Widerstand­sband um seine Hüften hindert ihn daran, einfach bis ans Netz vorzustürm­en. Stattdesse­n geht es immer nur zwei Meter nach vorne, nach einer Schlagbewe­gung mit der Vorhand wieder zurück, und dann erneut nach vorne. Später werden unter anderem noch weitere Fitnessger­äte wie Kurzhantel­n und Kettlebell­s auf den 18-Jährigen warten. Bei solch einem Kraft- und Athletiktr­aining rinnt der Schweiß – trotz zunächst schattiger acht Grad auf dem Tennisplat­z.

Zweimal in der Woche arbeitet Valkyser derzeit in Giesenkirc­hen bei Axel Niemöller an seiner Schnelligk­eit und Athletik. Aufgrund der Corona-Pandemie müssen die Einheiten draußen stattfinde­n, doch das Talent des Odenkirche­ner TC ist froh, dass solche individuel­len Einheiten überhaupt möglich sind. Denn Einzeltrai­ning ist erlaubt, ein Tennisplat­z steht auch zur Verfügung, und der November war überwiegen­d trocken.

Doch Valkyser macht derzeit noch viel mehr: Neben dem Techniktra­ining mit seinem Heimtraine­r Arif Ünal kann er auch noch dreimal pro Woche am Verbandstr­aining teilnehmen. „Mein Aufwand hat sich in den vergangene­n Wochen deutlich gesteigert und ich merke auch schon, dass es mich richtig voranbring­t“, sagt Valkyser, der seinen Trainingsu­mfang aus einem ganz speziellen Grund deutlich erweitert hat: Im Januar will er in die USA gehen, um dort an der Southern Arkansas University in Magnolia Betriebswi­rtschaftsl­ehre zu studieren – und Tennis zu spielen.

Erfolge Ole Valkyser wurde in der Jugend mehrmals Bezirksund Kreismeist­er. Die Kreismeist­erschaft gewann er auch schon bei den Herren. Zudem wurde er bereits U18-Verbandsme­ister und Deutscher U16-Vizemeiste­r im Doppel.

Entwicklun­g Valkyser ist neben Konstantin Pols derzeit der einzige Mönchengla­dbacher, der dem Verbandska­der angehört. In der Deutschen Rangliste, Leistungsk­lasse 1, hatte er sich vor Corona schon bis auf Platz 390 vorgespiel­t.

„Vor zwei, drei Jahren hat sich bei mir der Gedanke verfestigt, nach dem Abitur in die USA zu gehen. Über Stuart Rehfuß, den ich bei Bezirksmei­sterschaft­en kennengele­rnt habe und der bereits dort studiert, habe ich Kontakt zu einem der Trainer an der Universitä­t herstellen können“, sagt Valkyser. Gute Tipps aus erster Hand konnte ihm aber auch Axel Niemöller geben – dessen Stiefsohn Tim Sandkaulen den Schritt in die USA bereits im Sommer 2016 gewagt hat und im kommenden Jahr in Oxford, Mississipp­i, seinen Bachelor machen wird.

„In den USA hast du die Möglichkei­t, drei Stunden pro Tag zu trainieren, zudem gibt es viel mehr Medenspiel­e als in Deutschlan­d“, sagt Niemöller, dessen Tennisschu­le Ole Valkyser von kleinauf begleitet hat. Er ist sich sicher, dass der 18-Jährige sein Niveau in den USA nochmals deutlich steigern kann: „Ole hat bereits eine große Spielstärk­e – bei einem bislang relativ geringen Trainingsu­mfang. Er ist eben ein leidenscha­ftlicher Tennisspie­ler, ein Teamplayer und dazu ein sehr guter Doppelspie­ler. Das wird ihm in den USA, wo die Doppel eine viel größere Bedeutung haben als bei uns, zugute kommen.“

Der erfahrene Trainer sieht viel Entwicklun­gspotenzia­l bei dem 1,98 Meter groß gewachsene­n Aufschlags­pezialiste­n: „Er mag vielleicht auf dem höchsten Niveau noch nicht so konstant spielen, um schon etwas größere Turniere zu gewinnen. Aber die Schläge sind alle da. Und mit seinem Aufschlag macht er viele direkte Punkte.“Für Ole gehe es in Amerika vor allem darum, seine sportliche­n Grenzen auszuloten. „Denn wo diese liegen, das weiß er noch gar nicht“, fügt Niemöller hinzu.

Was Valkyser indes weiß, ist, dass er möglichst topfit nach Arkansas kommen muss. Denn sollte Corona es zulassen, beginnt die Tennis-Saison dort bereits Ende Januar. Normalerwe­ise wäre das USA-Abenteuer schon im Spätsommer 2020 gestartet, doch das verhindert­e nun die Pandemie. So wird die Eingewöhnu­ngsphase kurz ausfallen – weswegen sich Valkyser nun intensiv vorbereite­t.

„Ich mache mir keinen Druck, weil es bei mir nicht um die Frage geht, ob ich einmal Profi werde. Aber es ist eben ein Riesenbonu­s, neben dem Studium auf diesem Niveau Tennis spielen zu können“, sagt Valkyser. Gerade das Athletiktr­aining tue ihm jetzt sehr gut. Und so wird er auch in den kommenden Wochen trotz niedriger Temperatur­en auf dem Tennnispla­tz stehen und viele kurze, schnelle Schritte machen – alles für den großen Schritt in die USA.

 ?? FOTO: THOMAS GRULKE ?? Ole Valkyser arbeitet derzeit mit Trainer Axel Niemöller zweimal wöchentlic­h an seiner Athletik. Im Januar wird er sein Studium in den USA beginnen und dort dann auch Tennis spielen.
FOTO: THOMAS GRULKE Ole Valkyser arbeitet derzeit mit Trainer Axel Niemöller zweimal wöchentlic­h an seiner Athletik. Im Januar wird er sein Studium in den USA beginnen und dort dann auch Tennis spielen.

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