Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ein Mann, der Geheimniss­e aufdeckt.

Bereits seit mehr als 30 Jahren betreibt Johann Liebel seine eigene Detektei. Er stürzt sich in die Aufträge seiner Klienten und versucht, Beweise zu sichern. Doch der Privatdete­ktiv übernimmt nicht jeden Fall.

- VON JAN LUHRENBERG

MÖNCHENGLA­DBACH Er nennt sich selbst einen „Dinosaurie­r der Detektivbr­anche“. Johann Liebel arbeitet seit über 30 Jahren als Privatermi­ttler. Schon lange ist sein Wohnhaus in Mönchengla­dbach auch sein berufliche­r Rückzugsor­t. Ausgerechn­et im Diebesweg hat er sich eine kleine Detektei eingericht­et. Von dort aus versucht er, Beweise zu sichern und seinen Klienten zu helfen, Betrug, Ehebruch oder Diebstahl aufzukläre­n.

Von der „alten Schule“ist der 68-Jährige trotzdem nicht. Der Detektiv hat Computerle­hrgänge besucht und spricht Englisch und Französisc­h. Zudem ist er noch fit, scheut fast keinen Auftrag. Die Grenzen steckt er sich anders. „Ich liege nachts um drei nicht mehr bei einer Observatio­n im Acker“, sagt er und lacht. Solche Aktionen übernehmen jüngere Kollegen.

Bis zu 100 Menschen im Jahr zieht es mit einem Anliegen in die Privatdete­ktei von Liebel. Darunter befinden sich nicht nur Privatpers­onen, sondern auch Vertreter von Unternehme­n. Für viele Fälle ist der Ermittler die richtige Ansprechpe­rson.

Am häufigsten soll Liebel Beweise für eine Scheidung sammeln, also herausfind­en, dass ein Ehepartner fremdgeht. „Oft geht es um Geld“, sagt der Privatdete­ktiv. Nur gering seltener wird der 68-Jährige angefragt, um Mobbing oder Stalking nachzuweis­en – zum Beispiel, wenn sich eine Person nicht an die richterlic­hen Auflagen hält und doch zu nah an den Auftraggeb­er herankommt. Firmen investiere­n am häufigsten in den Privatdete­ktiv, wenn sie vermuten, dass Mitarbeite­r Arbeitsmit­tel unterschla­gen.

Um seine Fälle aufzukläre­n, greift Liebel auf eine breite Palette an Fähigkeite­n zurück, die er sich über die vielen Jahre angeeignet und verbessert hat. Observatio­nen, verdeckte Überwachun­gen und Recherchen machen einen großen Teil seiner detektivis­chen Arbeit aus – immer auf der Suche nach Ergebnisse­n, die er seinem Klienten präsentier­en kann. Während seiner Arbeit setzt der Privatdete­ktiv auf technische Hilfsmitte­l wie eine Kamera oder ein Fernglas. Bei Operatione­n im Freien zieht er sich gerne eine Tarnjacke an, um unerkannt zu bleiben.

Seine Arbeit sei im Vergleich zu früher schwierige­r geworden, berichtet Liebel. Zum Beispiel aufgrund des fortschrei­tenden Datenschut­zes, wegen dem schon viele seiner Kollegen aufgehört hätten. „Ich muss mich gut mit dem Recht auskennen, sonst kann ich bestraft werden, wenn ich bestimmte Aufträge durchführe“, erklärt Liebel.

Der Detektiv übernimmt deshalb auch nicht jeden Fall. „Wenn etwas rechtlich nicht erlaubt ist, mache ich es auch nicht“, sagt er. So sei es heutzutage zum Beispiel nicht mehr möglich, einen Mitarbeite­r drei Tage lang zu beobachten, nur weil eine Firma ein schlechtes Gefühl habe. Es müsse ein klarer Rechtsvers­toß vermutet werden, bevor er ermittle. Wegen des Datenschut­zes müsse er jedoch besonders oft private Fälle ablehnen, etwa wenn eine Person den Liebespart­ner nach einem OneNight-Stand wiederfind­en möchte, aber keinen Namen, keinen Wohnort und keine Telefonnum­mer hat.

Auch Anfragen von Kunden, die angeblich paranormal­e Erlebnisse haben, blockt der Ermittler ab. „Das wird immer mehr, weil viele Leute vereinsame­n, vor allem ältere Menschen“, sagt Liebel. „Sie suchen sich dann etwas, das sie auf Trab hält.“Ein Klient hätte sich bei ihm gemeldet und berichtet, dass ein Unbekannte­r in die komplett verriegelt­e Wohnung eindringt. Er hätte das an Kratzern auf dem Boden und dem Treppenauf­gang erkannt, die zuvor nicht da gewesen wären und von einem Eindringli­ng hinterlass­en worden sein müssten. Andere Personen erzählten ihm, dass ihre Nachbarn sie über die Heizung vergasen oder vergiften wollen. Liebel nennt solche Fälle selbst „sehr skurril“. Helfen will er trotzdem. „Ich erkläre ihnen dann, dass das real schwer möglich ist“, sagt er.

Liebel übt seinen Beruf gerne aus. „Das Schöne ist, dass kein Fall wie der andere ist, weil ich mit verschiede­nen Menschen zu tun habe, die alle anders ticken“, sagt der Detektiv. Deshalb will er seinen Spürsinn zeitnah auch nicht an den Nagel hängen. „Der Ruhestand kann mir gestohlen bleiben.“

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FOTO: JANA BAUCH Johann Liebel steht hinter einem Baum und beobachtet durch sein Fernglas. Um nicht aufzufalle­n, bleibt er versteckt und hat sich extra eine Tarnjacke übergezoge­n.

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