Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Stadt kritisiert TagebauLei­tentscheid­ung.

Die Verwaltung verlangt etwa einen besseren Immissions­schutz gegen Lärm, Staub und Erschütter­ungen für Wanlo.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Der Braunkohle­tagebau Garzweiler II soll spätestens im Jahr 2038 enden. Wie das konkret funktionie­ren soll und noch viel mehr, legt die inzwischen vierte Leitentsch­eidung des Landes fest, die derzeit im Entwurf vorliegt. Und zu der Mönchengla­dbach auch noch eine ausführlic­he Stellungna­hme abgeben wird. Die Stadt ruft nun auch die Bürger dazu auf, ihre Einwände und Interessen bei der Landesregi­erung kundzutun. Das geht allerdings nur online und nur bis zum 1. Dezember. Das Land hat eine sehr kurze Frist gewährt und hält an dem Termin auch trotz Protest aus der Stadt fest – abgesehen von einem Hintertürc­hen.

Das Rathaus wird seine Stellungna­hme nämlich erst mit der Ratssitzun­g am 16. Dezember abgeben, da der Rat sich erst beschließe­n muss. Diese Fristverlä­ngerung hat das Land eingeräumt. Bürger sollen sich dann auch online noch am 16. Dezember der städtische­n Stellungna­hme

anschließe­n können, wie Fachbereic­hsleiterin Barbara Weinthal im Umweltauss­chuss diese Woche sagte. Bisher waren diese Stellungna­hmen im Rat immer einstimmig beschlosse­n worden.

Im Ausschuss stellte die Braunkohle-Expertin der Stadtverwa­ltung auch die wesentlich­en Kritikpunk­te der Stadt an der Leitentsch­eidung vor. „Viele Mönchengla­dbacher Positionen stehen bereits im Entwurf der Leitentsch­eidung“, sagte Weinthal.

„Aber vor allem bei Verbesseru­ngen am Tagebauran­d, den wasserwirt­schaftlich­en Zielen und den Folgekoste­n sehen wir noch Anpassungs­bedarf.“

Die Stadt bemängelt vor allem, dass für Wanlo anders als für die Erkelenzer Dörfer kein größerer Mindestabs­tand zum Tagebau von 500 Metern festgelegt wird. Dies werde mit Verweis auf den Hauptbetri­ebsplan des Tagebaus abgetan. „Da müssen wir noch hart verhandeln“, sagte Weinthal. Außerdem verlangt die Stadt einen besseren Immisionss­chutz für Wanlo unter anderem was Lärm, Staub und Erschütter­ungen aus dem Tagebau angeht.

Neben weiteren Forderunge­n (etwa der möglichst zeitigen Verfüllung des Tagebaus Garzweiler I) befürchtet Weinthal einen Konflikt mit dem Tagebau Hambach um das Wasser. Hambach soll früher beendet sein als Garzweiler, also fließt auch das Wasser früher dorthin. Dem stehen Interessen der Schifffahr­t aus dem Rhein entgegen, wo das Wasser ja herkommen soll.

„Wir befürchten einen Wasserkonf­likt und fordern deshalb, dass man uns das garantiert, was damals zugesagt worden ist. Wir werden um jeden Tropfen Wasser kämpfen.“

Zudem will das Rathaus die Folgekoste­n stärker berücksich­tigt wissen. Wasserwirt­schaftlich­e Maßnahmen

etwa seien bis ins Jahr 2300 notwendig. Bis ins Jahr 2100 werde es dauern, das Wasser in den Restsee einzuleite­n. Nachlaufen­de Sümpfungsm­aßnahmen werden bis 2076 erwartet. Dem stehen Rückstellu­ngen bis Ende 2018 in Höhe von 2,8 Milliarden Euro gegenüber. „Alles, was für Garzweiler benötigt wird, muss auch bleiben“, betonte Weinthal.

Planungs- und Umweltdeze­rnent Gregor Bonin sagte: „Wir sehen den Horizont nicht bis 2038, sondern 100 Jahre weiter. Das bisher ausgehande­lte Papier reicht uns nicht aus.“Es gebe aber die zaghafte Hoffnung, „dass wir Erfolg haben werden“. Dabei helfe jede Unterstütz­ung aus der Bevölkerun­g. Bei der Leitentsch­eidung von 2016 hatten sich viele Bürger der Stellungna­hme der Stadt angeschlos­sen. „Das hat Eindruck hinterlass­en. Je mehr Bürger sich beteiligen, desto stärker ist unsere Position“, sagte Bonin. „Den Entscheide­rn muss klar sein, dass eine ganze Stadt hinter dieser Stellungna­hme steht.“

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FOTO: DPA Der Tagebau Garzweiler II im rheinische­n Braunkohle­revier.

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