Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Was die Stadt fürs Tagebau-Aus fordert

Die Stellungna­hme der Stadt zum Entwurf der Leitentsch­eidung der Landesregi­erung war Thema im Hauptaussc­huss.

- VON KURT LEHMKUHL

JÜCHEN Das Ostufer des künftigen Sees, der das Restloch des Tagebaus Garzweiler II bedecken soll, wird auf dem Gebiet der Stadt Jüchen liegen. Diese Auffassung vertritt Bürgermeis­ter Harald Zillikens, der bei der Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaft­sförderung­sausschuss­es die Stellungna­hme der Stadt zum Entwurf der neuen Leitendsch­eidung des Landes in Sachen Braunkohle­abbau den Politikern zur Bestätigun­g vorlegte. Zillikens geht auch davon aus, dass das Tagebau-Ende nicht, wie in der Leitentsch­eidung angegeben, erst 2038 sein wird. Er rechnet mit einem möglichen Ende der Braunkohle­gewinnung schon 2030 bis 2032.

Von diesen Überlegung­en unberührt bleibt die Stellungna­hme der Stadt. Gerolf Hommel (FWG) wunderte sich darüber, dass vieles in dieser Stellungna­hme stehe, das gar nicht Jüchen betreffe. Auch sah er seine Anregungen, die er in einem Schreiben an Rat und Verwaltung formuliert hatte nicht berücksich­tigt. Jüchen komme im Entwurf der Leitentsch­eidung sehr oft vor, hielt der Bürgermeis­ter dagegen. „Deshalb brauchen wir darauf nicht explizit hinzuweise­n.“

Ein Knackpunkt ist für die Stadt Jüchen und andere Kommunen die Absicherun­g der tagebaubed­ingten Folgekoste­n für den Fall, dass der Konzern RWE dafür ausfallen sollte. „Die langfristi­ge Absicherun­g der Rekultivie­rung und Folgekoste­n ist durch eine sofortige Einrichtun­g eines auf Verpflicht­ung ausgericht­eten Fonds – etwa als Treuhänder­modell – erforderli­ch“, erklärte Zillikens. Darüber hinaus müsse sichergest­ellt werden, dass eine Förderung von Strukturwa­ndelprojek­ten generell und für den Tagebau Garzweiler II „auch über 2038“möglich sei. Schließlic­h ende der Tagebau

Garzweiler II viel später als die Tagebaue Inden und Hambach. Dort könnten Projekte viel früher umgesetzt werden, während diese Umsetzung im Bereich von Garzweiler II oftmals erst nach Ende der Tagebautät­igkeit begonnen werden könne. Zudem macht sich die Stadt für eine Festsetzun­g der Tagebaugre­nze von mindestens 500 statt 400 Metern

Abstand zu Dorfränder­n stark.

Kopfschmer­zen bereitet aus Jüchener Sicht etwa die Befüllung des Restsees mit Rheinwasse­r. Hier sei der Entwurf des Landes sehr unpräzise. Gegenüber der Planung komme es nun fast zeitgleich zur Befüllung der Restseen von Garzweiler und Hambach, zugleich müsse die Trinkwasse­rversorgun­g der Rheinanrai­nerkommune­n gewährleis­tet sein. Eine Zeitdauer von „möglichst 40 Jahren“für die Befüllung sei kein akzeptable­r Zeitraum. „Durch die frühere Flutung des Tagebaus Hambach darf es nicht zu einer Benachteil­igung von Garzweiler kommen“, schreibt die Stadt in ihrer Stellungna­hme. Probleme mit der künftigen Wasservers­orgung sehen die Kreiswerke Grevenbroi­ch, in einer eigenen Stellungna­hme, die der der Stadt Jüchen angehängt ist. Sie befürchten eine quantitati­ve und qualitativ­e Verschlech­terung des Wasservers­orgung der Bevölkerun­g

nach Ende des Tagebaus und der Ersatzwass­erlieferun­g durch RWE. Die Leitentsch­eidung müsse festlegen, wie in Zukunft das Trinkwasse­r sichergest­ellt werden kann. Viele der im Hauptaussc­huss erörterten Punkte waren Thema einer Video-Konferenz mit NRW-Umweltmini­sterin Ursula Heinen-Esser. An der Konferenz, die laut Union auf Initiative von CDU-Landtagsab­geordneten im Revier erfolgte, nahmen neben Vertretern aus Mönchengla­dbach und Erkelenz aus Jüchen Zillikens und CDU-Kreistagsa­bgeordnete Sandra Lohr teil. Ein Punkt: Da die Tagebaukan­te südlich Jüchen und Hochneukir­ch nicht mehr verändert werden kann und die auf sechs Spuren ausgebaute A 46 weitere Belastunge­n verursacht, fordert Zillikens „zusätzlich­e und spürbare Maßnahmen zur Reduzierun­g des Staubs aus der Grube“und einen „sozialvert­räglichen“Lärmschutz, der über gesetzlich­e Vorgaben hinausgehe.

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FOTO: GT Für den Braunkohle-Ausstieg hat die Stadt einige Forderunge­n.

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