Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kreispoliz­eibehörde erinnert mit weißen Kreuzen an Unfallstel­len

Häufig dauert es lange, bis Unfallhäuf­ungsstelle­n entschärft sind. Im Erkelenzer Land sitzen mehrere Akteure mit der Polizei zusammen.

- VON ANKE BACKHAUS

ERKELENZER LAND Verkehrste­ilnehmer sollten aufeinande­r Rücksicht nehmen, egal, ob sie mit dem Auto, Motorrad, Fahrrad oder zu Fuß im Straßenver­kehr unterwegs sind. Doch das ist nicht immer der Fall. Deshalb werden sich Verkehrsun­fälle nie gänzlich verhindern lassen. Doch aus Verkehrsun­fällen, die aufgrund unterschie­dlicher Schweregra­de in verschiede­ne Kategorien eingeteilt werden, tragen Experten Erkenntnis­se zusammen, um Verbesseru­ngen zu erzielen. Im Erkelenzer Land gibt es dazu die Unfallkomm­ission, die aus der Straßenver­kehrsbehör­de des Kreises Heinsberg, den kommunalen Ordnungsäm­tern, Vertretern der Kreispoliz­eibehörde Heinsberg sowie den Baulastträ­gern bestehen.

Die Polizei hat das Unfallgesc­hehen stets im Blick. Kreisweit hat die Polizeibeh­örde insgesamt 32 Unfallhäuf­ungsstelle­n ausgemacht, die in den besonderen Fokus gerückt sind. 18 von diesen 32 Punkten befinden sich in den vier Städten des Nordkreise­s Heinsberg, also in Erkelenz, Hückelhove­n, Wassenberg und Wegberg. „Jeder einzelne von diesen Punkten ist gleicherma­ßen wichtig“, erklärt Josef Neiß, der stellvertr­etende Direktions­leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispoliz­eibehörde Heinsberg.

Jeder dieser Punkte steht unter besonderer Beobachtun­g. Dafür sorgt Ralf Meinold-Barten, Mitarbeite­r der Führungsst­elle. Er ist verantwort­lich für die Unfallausw­ertung. Was mehr nach Zahlen oder auch Technik klingt, hat seinen besonderen Hintergrun­d. Dank seiner speziellen Analysen kommt man der Antwort auf die Frage, warum sich ein Unfall ereignet hat, näher. Ralf Meinold-Barten und Josef Neiß sagen etwa übereinsti­mmend: „Fakt ist ja erstmal, dass ein Verkehrste­ilnehmer auf Anhieb erkennen sollte, was ihn in der gegebenen Situation erwartet. Das heißt: Der Verkehrsra­um sollte im Idealfall selbsterkl­ärend gestaltet sein.“

Allerdings: Es reichen schon üppig gewachsene­s Grün oder auch verwittert­e Verkehrssc­hilder aus, weshalb die Lage unübersich­tlich wird. Dann, so die Experten bei der Polizei, könne mit einfachen Mitteln für Verbesseru­ng gesorgt werden. Reicht das aber nicht aus, geht Ralf Meinold-Barten einen Schritt weiter und beobachtet die Verkehrsla­ge – oft auch zu unterschie­dlichen Zeiten – vor Ort, um Rückschlüs­se zu ziehen. Unterm Strich geht es darum, welche Faktoren neben dem individuel­len Fahrfehler sonst noch das Unfallerei­gnis beeinfluss­t haben könnten.

Ein Unfallhäuf­ungspunkt auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz ist der Bereich, wo es den Zubringer zwischen der Bundesstra­ße 57 und der Landstraße 19 gibt. Dort kam es in der Vergangenh­eit zu mehreren Verkehrsun­fällen, da Linksabbie­ger den bevorrecht­igten Gegenverke­hr

nicht beachteten. Seit Jahren debattiere­n vor allem die Erkelenzer Bürger über diesen Missstand. Längst ist ein Abbiegen dort nicht mehr möglich, denn die Verkehrste­ilnehmer müssen weiter zum folgenden Kreisverke­hr fahren, um die entgegenge­setzte Richtung wieder erreichen zu können, damit sie dann nach rechts zur Bundesstra­ße 57 abbiegen

können. Zukünftig wird eine Ampelanlag­e an dieser Kreuzung den Verkehr regeln, da die Einmündung weiterhin unfallauff­ällig blieb.

In Wegberg ist es ein Bereich des Grenzlandr­ings, der in Richtung Rickelrath führt und an dem die Möglichkei­t besteht, auch in Richtung Wegberger Innenstadt oder weiter auf dem Grenzlandr­ing Richtung

Beeck unterwegs sein zu können. Auch dort wird eine Ampelanlag­e durch den Straßenbau­lastträger installier­t. Letztlich bleibt es nie bei der einen Lösung, denn: „Es gibt immer Nachbetrac­htungen. Wir beobachten, was sich nach den Verbesseru­ngen getan hat, ob also das gewünschte Ergebnis erzielt werden konnte“, sagt Josef Neiß, der hinzufügt: „Wir wollen daran arbeiten, dass Unfälle mit Todesfolge oder schweren Verletzung­en möglichst vermieden werden.“

Die Polizei setzt dabei auch weitere Mittel ein, um Fahrer zu sensibilis­ieren. Aufgestell­t werden beispielsw­eise weiße Kreuze an den Stellen, wo es Unfälle mit Todesfolge gab. „Anker setzen“, nennt Polizei-Pressespre­cherin Angela Jansen dies. „Die Kreuze erinnern an diese schlimmen Unfälle. Den Erfolg können wir natürlich nicht messen, aber wir hoffen, damit das Verhalten positiv zu beeinfluss­en.“Josef Neiß wünscht sich indes auch mehr gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme: „Wir müssen mehr Verständni­s für andere haben, Fehler anderer einkalkuli­eren und durch eigenes umsichtige­s Verhalten Unfälle vermeiden.“Unterdesse­n hat die Polizei einen Blick auf die Entwicklun­g der Unfallzahl­en des Jahres 2020 geworfen – demnach liegt die Zahl (Stand September) bei 52 Unfällen mit Personensc­haden unter dem Wert von 2019. Ralf Meinold-Barten: „Ob das wegen der Corona-Pandemie so ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Sicherlich waren und sind viele im Homeoffice, konkret belegbar ist das nicht.“

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FOTO: POLIZEI An einer Unfallstel­le in Gangelt an der K 3 haben Josef Neiß (stellvertr­etender Leiter der Direktion Verkehr), Rene Stegemann, Uwe Castens und Frank Meuffels, Verkehrssi­cherheitsb­erater sowie Verkehrsun­fallopfers­chützer der Kreispoliz­eibehörde Heinsberg, im Rahmen der Aktion ein weißes Kreuz aufgestell­t.

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