Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kreis-Rettungsdi­enst ist in Quarantäne

Nach einem Corona-Ausbruch mit neun Fällen hat das Gesundheit­samt häusliche Quarantäne für alle knapp 270 Mitarbeite­r angeordnet – diese dürfen sie wegen einer Sonderrege­lung allerdings für die Arbeit unterbrech­en.

- VON CHRISTOS PASVANTIS UND ANKE BACKHAUS RP-ARCHIV: RITTERBACH

ERKELENZER LAND Das Gesundheit­samt des Kreises Heinsberg hat die 270 Mitarbeite­r des Kreis-Rettungsdi­enstes (RDHS) komplett in Quarantäne geschickt. Das bestätigt Kreissprec­herin Jennifer Grünter auf Anfrage. Wegen einer Ausnahmere­gelung dürfen die Mitarbeite­r, die negativ getestet sind und keine Symptome haben, diese Quarantäne für die Arbeit unterbrech­en. Vor einigen Tagen hatte es im Rettungsdi­enst einen Corona-Ausbruch gegeben. Acht Personen waren positiv getestet worden. Nach einer zusätzlich­en Testreihe kam ein Fall hinzu, bei dem ein weiterer Mitarbeite­r positiv getestet wurde. Alle anderen Tests fielen allerdings negativ aus.

Laut Kreissprec­herin Grünter sei besondere Vorsicht geboten, weil der Rettungsdi­enst zur so genannten „kritischen Infrastruk­tur“gehört: „Der Rettungsdi­enst hat in seiner Arbeit jeden Tag überwiegen­d mit sehr vulnerable­n Personenkr­eisen zu tun und muss deshalb besonders gut geschützt werden.“

Das führte dazu, vorsichtsh­alber das gesamte Personal unter Quarantäne zu stellen, zumal die Infizierte­n aus verschiede­nen Wachen stammen und nicht klar nachzuvoll­ziehen sei, woher der Ursprung des Ausbruchs kam. Die Mitarbeite­r der verschiede­nen Wachen seien etwa bei Besprechun­gen und im Pausenraum zusammenge­kommen. Dabei könnten sie sich möglicherw­eise angesteckt haben.

Wie Ralf Rademacher, Chef des Kreis-Rettungsdi­enstes, sagte, seien die ersten positiven Fälle in der vergangene­n Woche aufgetrete­n. In dieser Woche habe das Gesundheit­samt dann die Quarantäne ausgesproc­hen. „Das war eine reine Vorsichtsm­aßnahme“, sagte Rademacher. Nach der überwiegen­d negativen Testreihe habe er aufgeatmet: „Zum Glück sind wir kein Hotspot geworden.“Den infizierte­n Kollegen gehe es verhältnis­mäßig gut, die meisten würden keinerlei Symptome aufweisen.

Sofern die Testergebn­isse negativ und die Mitarbeite­r symptomfre­i sind, dürfen sie ihre Arbeit weiter ausüben. Sie sind nun aber verpflicht­et, durchgehen­d FFP-2Masken zu tragen. Damit könnten sie keine anderen Menschen anstecken, sagte Kreissprec­herin Grünter.

Bisher trugen die Rettungskr­äfte die FFP-2-Masken lediglich in Einsätzen und ansonsten einen herkömmlic­hen Mund-Nase-Schutz. Die Quarantäne-Regelung gilt für 14 Tage, laut Rademacher sei aber eine vorzeitige Entlassung denkbar: „Wir sind da aktuell im Gespräch mit dem Gesundheit­samt, weil die Tests negativ waren.“

Bereits in der ersten Phase der Pandemie hatte es für Mitarbeite­r der kritischen Infrastruk­tur Ausnahmere­geln gegeben, um sicherzust­ellen, dass etwa Krankenhau­spersonal oder Rettungskr­äfte ihrer Arbeit nachgehen können, obwohl sie möglicherw­eise Kontakt zu Infizierte­n gehabt haben könnten. Der Rettungsdi­enst soll auch in den kommenden Tagen vollständi­g arbeitsfäh­ig bleiben.

Innerhalb des Rettungsdi­enstes gibt es derweil Unmut darüber, dass die Mitarbeite­r bislang nicht regelmäßig getestet wurden. Mehrfach habe man die Bitte nach flächendec­kenden Tests geäußert. Schließlic­h sei man bei der täglichen Arbeit ständig im engsten Kontakt mit zahlreiche­n Menschen und trage damit ständig das Risiko einer möglichen Ansteckung.

„Die Gefahr fährt bei uns immer mit. Das ist unser tägliches Brot, wir sind die, die an vorderster Front kämpfen“, sagt der Erkelenzer Wachleiter Christian Lambertz. Er selber sei nach dem Ausbruch zweimal getestet worden, beide Ergebnisse fielen negativ aus.

RDHS-Chef Rademacher sagt: „Das Stimmungsb­ild bei den Kollegen ist da sehr unterschie­dlich.“Man habe in diesem Jahr bereits eine flächendec­kende freiwillig­e Testung angeboten, an der aber weniger als die Hälfte der Mitarbeite­r teilgenomm­en habe. In Abstimmung mit dem Gesundheit­samt soll es auch künftig bei anlassbezo­genen Tests bleiben: „Wer Beschwerde­n hat, wird so schnell wie möglich getestet.“Der Aufwand, alle Mitarbeite­r regelmäßig ohne konkreten Verdacht zu testen, sei zu groß.

Auch über das regelmäßig­e Durchführe­n von Schnelltes­ts sei diskutiert worden, dies halte das Gesundheit­samt aber für „nicht zielführen­d“. Schließlic­h seien die Antigen-Schnelltes­ts bei einem positiven Ergebnis zwar ziemlich zuverlässi­g. Zeigt der Test aber ein negatives Ergebnis an, sei dies in einigen Fällen falsch.

Der Erkelenzer Wachleiter Christian Lambertz beschreibt die Stimmung innerhalb des Rettungsdi­enstes als durchwachs­en: „Insgesamt ist die Stimmung eher schlecht, emotional ist das sehr schwierig für uns. Auch weil es fast täglich etwas Neues gibt, an das wir uns halten müssen.“

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Ein Wagen des Rettungsdi­enstes Heinsberg fährt zu einem Einsatz. Er ist auch zuständig für Erkelenz, Hückelhove­n, Wassenberg und Wegberg.

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