Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Kreis-Rettungsdienst ist in Quarantäne
Nach einem Corona-Ausbruch mit neun Fällen hat das Gesundheitsamt häusliche Quarantäne für alle knapp 270 Mitarbeiter angeordnet – diese dürfen sie wegen einer Sonderregelung allerdings für die Arbeit unterbrechen.
ERKELENZER LAND Das Gesundheitsamt des Kreises Heinsberg hat die 270 Mitarbeiter des Kreis-Rettungsdienstes (RDHS) komplett in Quarantäne geschickt. Das bestätigt Kreissprecherin Jennifer Grünter auf Anfrage. Wegen einer Ausnahmeregelung dürfen die Mitarbeiter, die negativ getestet sind und keine Symptome haben, diese Quarantäne für die Arbeit unterbrechen. Vor einigen Tagen hatte es im Rettungsdienst einen Corona-Ausbruch gegeben. Acht Personen waren positiv getestet worden. Nach einer zusätzlichen Testreihe kam ein Fall hinzu, bei dem ein weiterer Mitarbeiter positiv getestet wurde. Alle anderen Tests fielen allerdings negativ aus.
Laut Kreissprecherin Grünter sei besondere Vorsicht geboten, weil der Rettungsdienst zur so genannten „kritischen Infrastruktur“gehört: „Der Rettungsdienst hat in seiner Arbeit jeden Tag überwiegend mit sehr vulnerablen Personenkreisen zu tun und muss deshalb besonders gut geschützt werden.“
Das führte dazu, vorsichtshalber das gesamte Personal unter Quarantäne zu stellen, zumal die Infizierten aus verschiedenen Wachen stammen und nicht klar nachzuvollziehen sei, woher der Ursprung des Ausbruchs kam. Die Mitarbeiter der verschiedenen Wachen seien etwa bei Besprechungen und im Pausenraum zusammengekommen. Dabei könnten sie sich möglicherweise angesteckt haben.
Wie Ralf Rademacher, Chef des Kreis-Rettungsdienstes, sagte, seien die ersten positiven Fälle in der vergangenen Woche aufgetreten. In dieser Woche habe das Gesundheitsamt dann die Quarantäne ausgesprochen. „Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Rademacher. Nach der überwiegend negativen Testreihe habe er aufgeatmet: „Zum Glück sind wir kein Hotspot geworden.“Den infizierten Kollegen gehe es verhältnismäßig gut, die meisten würden keinerlei Symptome aufweisen.
Sofern die Testergebnisse negativ und die Mitarbeiter symptomfrei sind, dürfen sie ihre Arbeit weiter ausüben. Sie sind nun aber verpflichtet, durchgehend FFP-2Masken zu tragen. Damit könnten sie keine anderen Menschen anstecken, sagte Kreissprecherin Grünter.
Bisher trugen die Rettungskräfte die FFP-2-Masken lediglich in Einsätzen und ansonsten einen herkömmlichen Mund-Nase-Schutz. Die Quarantäne-Regelung gilt für 14 Tage, laut Rademacher sei aber eine vorzeitige Entlassung denkbar: „Wir sind da aktuell im Gespräch mit dem Gesundheitsamt, weil die Tests negativ waren.“
Bereits in der ersten Phase der Pandemie hatte es für Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur Ausnahmeregeln gegeben, um sicherzustellen, dass etwa Krankenhauspersonal oder Rettungskräfte ihrer Arbeit nachgehen können, obwohl sie möglicherweise Kontakt zu Infizierten gehabt haben könnten. Der Rettungsdienst soll auch in den kommenden Tagen vollständig arbeitsfähig bleiben.
Innerhalb des Rettungsdienstes gibt es derweil Unmut darüber, dass die Mitarbeiter bislang nicht regelmäßig getestet wurden. Mehrfach habe man die Bitte nach flächendeckenden Tests geäußert. Schließlich sei man bei der täglichen Arbeit ständig im engsten Kontakt mit zahlreichen Menschen und trage damit ständig das Risiko einer möglichen Ansteckung.
„Die Gefahr fährt bei uns immer mit. Das ist unser tägliches Brot, wir sind die, die an vorderster Front kämpfen“, sagt der Erkelenzer Wachleiter Christian Lambertz. Er selber sei nach dem Ausbruch zweimal getestet worden, beide Ergebnisse fielen negativ aus.
RDHS-Chef Rademacher sagt: „Das Stimmungsbild bei den Kollegen ist da sehr unterschiedlich.“Man habe in diesem Jahr bereits eine flächendeckende freiwillige Testung angeboten, an der aber weniger als die Hälfte der Mitarbeiter teilgenommen habe. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt soll es auch künftig bei anlassbezogenen Tests bleiben: „Wer Beschwerden hat, wird so schnell wie möglich getestet.“Der Aufwand, alle Mitarbeiter regelmäßig ohne konkreten Verdacht zu testen, sei zu groß.
Auch über das regelmäßige Durchführen von Schnelltests sei diskutiert worden, dies halte das Gesundheitsamt aber für „nicht zielführend“. Schließlich seien die Antigen-Schnelltests bei einem positiven Ergebnis zwar ziemlich zuverlässig. Zeigt der Test aber ein negatives Ergebnis an, sei dies in einigen Fällen falsch.
Der Erkelenzer Wachleiter Christian Lambertz beschreibt die Stimmung innerhalb des Rettungsdienstes als durchwachsen: „Insgesamt ist die Stimmung eher schlecht, emotional ist das sehr schwierig für uns. Auch weil es fast täglich etwas Neues gibt, an das wir uns halten müssen.“