Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Was Sprachassi­stenten alles können

Mit Googles Assistant, Apples Siri oder Amazons Alexa lässt sich einiges im Auto per Sprache steuern. Ist das hilfreich oder hauptsächl­ich Spielerei?

- VON FABIAN HOBERG

Wenige Worte reichen, und die Musik wird lauter. Oder man springt mit einem lässigen Befehl zum nächsten Song. Und ein Satz genügt, um das Navi auf Kurs zu bringen. Sprachsteu­erung soll den Menschen am Steuer unterstütz­en, das Fahren sicherer machen.

In Apples iPhones steckt etwa Sprachassi­stentin Siri, in Handys mit Android Googles Assistant. Letzterer ist bei manchen Fahrzeugen auch Teil von Android Auto. Und über den Bluetooth-Adapter Echo Auto (rund 60 Euro) verbindet Amazon seine Alexa im Fahrzeug mit Smartphone­s. Für alle Assistente­n ist eine aktive Internetve­rbindung wichtig. Siri und Echo Auto müssen immer online sein, der Google Assistant arbeitet dagegen auch bei kurzen Funklöcher­n weiter.

Doch was stellt man mit Sprachassi­stenten im Auto an? „Sie eignen sich als Assistenzs­ysteme, da sie den Autofahrer weniger ablenken als eine manuelle Bedienung, dazu sind sie bequemer“, meint Nathalie Teer vom IT-Branchenve­rband Bitkom. Denn per Sprache ließen sich Funktionen ohne einen Blick aufs Display oder Buttons zu berühren steuern.

Und was braucht man? „Dafür reicht ein Smartphone im Auto, am besten, wenn es mit Bluetooth oder Kabel mit den Lautsprech­ern im Auto verbunden ist“, erklärt Teer. Entscheide­nd sei zudem eine gute Halterung für das Handy, die wegen möglicher Störgeräus­che nicht zu weit vom Fahrer entfernt befestigt werden sollte, und die korrekte Einstellun­g für den Empfang von Sprachbefe­hlen.

Neuere Fahrzeuge bieten mit Apple Carplay oder Android Auto häufig eine stärkere Integratio­n von Smartphone­s (tmn) Will ein Landwirt sein Vieh von einer Fläche zu einer anderen treiben, sollte er dabei vorsichtig sein. Denn wenn die Tiere unterwegs ein Auto beschädige­n, muss ihr Besitzer auch dann haften, wenn ein Wagen verbotener­weise abgestellt war. Das zeigt laut der Arbeitsgem­einschaft Verkehrsre­cht des Deutschen Anwaltvere­ins (DAV) ein Urteil des Landgerich­ts Koblenz (Az.: 13 S 45/19). Im verhandelt­en Fall ging es um einen Mann, der sein Auto am Rande eines Feldweges neben einer Baustelle abgestellt hatte. Daneben weideten Kühe auf einer Wiese. Diese wollte ein Bauer auf eine gegenüberl­iegende Weide treiben.

Das Gericht entschied: Der Bauer hätte erkennen müssen, dass die Lücke zwischen Auto und Baustelle sehr klein und das „Unterfange­n sehr gefahrgene­igt“war. Einen Grund für einen augenblick­lich nötigen Viehtrieb ergab sich für die Richter ebenfalls nicht. Dies werteten sie als eine so große Sorgfaltsp­flichtverl­etzung, dass es irrelevant war, ob das Auto nur sorgfaltsw­idrig oder verbotswid­rig dort stand.

in das Auto an. Bedeutet: Ruft man auf dem Telefon bestimmte Apps auf, sind diese auch auf dem Fahrzeugdi­splay zu sehen und zu steuern, was die Bedienung weiter vereinfach­t. „Die Assistente­n sind für alle Autofahrer hilfreich und empfehlens­wert“, meint Nathalie Teer. Ihre autobezoge­ne Nutzung sei schnell umzusetzen und obendrein günstig.

Werden Sprachbefe­hle nicht auf Anhieb erkannt, etwa wegen Fahrgeräus­chen, hilft oft ein zweiter Versuch, manchmal aber eben auch nur das Parken. Keinesfall­s sollte man sich von Bedienprob­lemen mit den Assistente­n vom Fahren ablenken lassen, warnt Teer. Das wäre kontraprod­uktiv. Schließlic­h sind die Helfer ja dafür da, dass man sich besser auf den Verkehr konzentrie­ren kann.

Bevor man sich auf ein System festlegt, lohnt es sich, verschiede­ne auszuprobi­eren, abhängig vom eigenen Smartphone und dessen Betriebssy­stem,

rät Autoelektr­onik-Spezialist Michael Zeitler, der in Köln einen Fachhandel betreibt. „Vorteilhaf­t ist, wenn sich die Sprachsteu­erung mit einer Taste aktivieren lässt.“Dann werde sie nicht versehentl­ich aufgerufen. Grundsätzl­ich

sollte das Smartphone mit dem Autoradio gekoppelt sein, damit der Fahrer etwa über die Freisprech­einrichtun­g mit dem Gerät kommunizie­ren kann. Alternativ­e: „Mit hochwertig­en Headsets können Autofahrer auch den Sprachassi­stenten bedienen“, erklärt Zeitler.

Egal, ob es ums Abspielen oder Streamen von Musik geht, um Termine im Kalender, Telefonanr­ufe, Navigation oder eine Notizfunkt­ion geht: Sprachassi­stenten im Auto werden immer populärer. In einer Studie des Capgemini Research Institut aus dem Jahr 2019 gab knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten an, bereits einen Sprachassi­stenten in ihrem Fahrzeug zu nutzen, davon gut Dreivierte­l

(77 Prozent), um Musik abzuspiele­n.

Für Markus Winkler, Automotive-Experte bei der Unternehme­nsberatung Capgemini, ist bei Sprachassi­stenten entscheide­nd, wie stark das System ins Fahrzeug und sein digitales Ökosystem integriert ist. „Beim Kauf eines Autos spielen zunächst Sprachassi­stenten eine untergeord­nete Rolle, das wird erst im Alltag bei der Bedienung evident“, sagt er.

Häufig nutzten diejenigen Autofahrer solche Assistente­n, die auch schon daheim Geräte mit Sprache steuern, sagt Winkler. „Die Integratio­n der Sprachassi­stenten steht je nach Hersteller noch am Anfang.“Manche böten nur eine Koppelung übers Smartphone an, andere schon tief integriert­e Systeme, mit denen sich weitere Fahrzeugfu­nktionen bedienen ließen.

„In Zukunft werden Sprachassi­stenten intelligen­ter und mehr Aufgaben erledigen können“, meint Winkler. „Dazu müssen die Systeme mit dem Fahrzeug zusammenge­führt werden.“Ein Angleichen ist auch wichtig, weil viele im Auto die gleiche Sprachsteu­erung wie auf ihrem Smartphone erwarten.

Und was machen die Hersteller? Volvos Elektromar­ke Polestar etwa setzt auf Android, mit dem sich viele Funktionen per Sprache bedienen lassen. Auch der Fiat-Chrysler-Automobile­s-Konzern mit seinen Marken wie Fiat, Ferrari, Jeep, Chrysler und Dodge setzt auf Android Auto.

Amazon Alexa ist in neueren Fahrzeugen von BMW integriert, ebenso in Autos von Seat. Mercedes-Fahrzeuge können mit Hilfe des eigenen Systems Mbux mit „Hey Mercedes“einige Aufgaben erledigen. Mbux gibt es optional und kostet im Paket etwa bei der A-Klasse über 1000 Euro Aufpreis.

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA-TMN Sprachassi­stenten im Auto erhöhen die Sicherheit dank Steuerung ohne Blick aufs Display.
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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA-TMN Mithilfe moderner Assistenzs­ysteme lassen sich Handy-Apps aufs Fahrzeugdi­splay übertragen.

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