Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Klare Ziele für eine bessere Zukunft
In der Region gibt es viele Projekte und Bestrebungen, die CO2-Emmissionen zu senken und damit die Zukunft lebenswerter zu machen. Vieles davon wurde bereits umgesetzt.
Nachhaltigkeit – der Begriff, der so vieles umschreibt und doch so schwer zu greifen ist, ist in nahezu alle Lebensbereiche vorgedrungen – meist verbunden mit einer latenten Forderung an den Verbraucher. So möge man doch nachhaltig Auto fahren, nachhaltig bauen, nachhaltig essen, ja sogar nachhaltig schlafen, also vorzugsweise in Decken und Kissen aus umweltfreundlicher Fertigung. Glaubt man einer Nachhaltigkeits-Studie der WBS Gruppe, einem der führenden Anbieter für Aus- und Weiterbildung, so ist die Stadt Düsseldorf hier besonders vorbildlich, liegt sie doch auf dem zweiten Platz zwischen Stuttgart auf Platz 1 und München auf Platz 3. Mönchengladbach ist Schlusslicht im Ranking der 25 größten Städte hinter Duisburg und Wuppertal. Verglichen wurden die drei Faktoren Verkehr, das Angebot an nachhaltigen Geschäften sowie die Unterstützung der Fridays-For-Future-Demonstrationen vor Ort.
Thomas Loosen sieht solche Erhebungen eher skeptisch. Der Leiter des Düsseldorfer Umweltamtes verlässt sich lieber auf konkrete Kennzahlen. So habe sich die Stadt Düsseldorf 2019 verpflichtet, aktiv die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (die sogenannten Sustainable Development Goals, SDG) zu verfolgen, welche die Weltgemeinschaft 2015 in ihrer Agenda 2030 formuliert hatte. Mitte nächsten Jahres soll ein erster Ergebnisbericht im Rat der Stadt vorgestellt werden. Loosen sieht Düsseldorf auf einem guten Weg: „Wir stehen sehr gut da, weil wir nicht erst 2019 angefangen haben. Nachhaltigkeit war immer schon prägende Handlungsmaxime für unsere Stadt, lange bevor es den Modebegriff Nachhaltigkeit gab.“Der Prozess ziehe sich durch sämtliche Ämter und
Behörden der Stadtverwaltung, aber auch Industrie, Vereine und Bürger zögen hier an einem Strang. Koordiniert werden die Projekte in der 2019 eigens gegründeten Geschäftsstelle Nachhaltigkeit, welche in dieser Form in der Region einmalig ist.
Erklärtes Ziel der Landeshauptstadt: Bis 2035 klimaneutral werden, also den CO2-Verbauch pro Kopf auf zwei Tonnen reduzieren. „Wir liegen heute bei 6,6, Tonnen“, mahnt Loosen. Hier habe die Stadt noch einiges zu tun. Stefan Wenzel, Abteilungsleiter Klimaschutz, verweist auf das umfangreiche Förderprogramm „Klimafreundliches Wohnen und Arbeiten in Düsseldorf“, das in diesem Jahr nochmal erweitert wurde und ihm zufolge das finanzkräftigste Förderprogramm in NRW ist. Bezuschusst werden unter anderem Photovoltaikanlagen, thermische Solaranlagen, Fernwärme, Lüftungsanlagen, neue
Fenster oder Dämmungen von Dach, Kellerdecke oder Außenwänden. Auch Elektroladestationen für E-Autos vor dem Haus und Batteriespeicher werden gefördert. Für diese werden besonders viele Anträge eingereicht, berichtet Wenzel. Ebenso für Solaranlagen. Die Nachfrage sei extrem gestiegen, der Markt komme gar nicht mehr hinterher, sagt der Klimaexperte.
Thomas Loosen Umweltamtsleiter der Stadt Düsseldorf
Wer wissen möchte, ob sein Dach für eine Photovoltaikanlage geeignet ist, dem empfiehlt Wenzel einen Blick auf das Solarkataster unter www.duesseldorf.de, das es auch für ganz NRW gebe. Alles rund um das Thema energetische Altbausanierung ist bei der entsprechenden Serviceagentur (SAGA) ebenfalls über die städtische Homepage zu finden.
Dass die Energiewende gelingen kann, beweist auch der Kreis Kleve, wo bereits 2011 am Airport Weeze die größte Solaranlage NRWs errichtet wurde. Die Anlage, die sich über eine 30 Hektar große Fläche erstreckt, hat eine Leistung von rund 14 Megawatt und produziert pro Jahr etwa 13 Millionen Kilowattstunden Strom. Dies entspricht der Strommenge für etwa 3300 Vier-Personen-Haushalte. Gleichzeitig werden mehr als 8500 Tonnen
Kohlendioxid pro Jahr eingespart. Man habe schon frühzeitig Gedanken zur Förderung von Nachhaltigkeit in „praktisches Tun“umgesetzt, sagt Hans-Josef Kuypers, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve. Projekte wie dieses seien auch eine besondere Chance zur Profilierung der Region. In der Gemeinde Uedem unweit der A57 befinde sich ferner ein „beispielhafter Windpark“, der schon heute die Leistungsfähigkeit erreicht habe, dass die gesamte Gemeinde davon werde leben können. Und im ganzen Kreisgebiet realisieren die Stadtwerke für die Städte und Gemeinden Ladestationen für E-Mobilität, die Zug um Zug ausgebaut werden sollen, so Kuypers.
Mehrere Städte in NRW wie etwa Langenfeld, Grevenbroich oder Mönchengladbach erarbeiten derzeit ein neues Mobilitätskonzept, das vor allem dem Radverkehr und dem ÖPNV mehr Vorrang vor dem Autoverkehr einräumen, aber auch die E-Mobilität stärken soll.
Pläne gehen auch der Stadt Düsseldorf nicht aus. Man befinde sich in einem ständigen Optimierungsprozess, sagt Wenzel. So soll die Ladesäulen-Infrastruktur für Elektroautos schon 2021 deutlich verbessert werden. Auch hier sollen der Fahrradverkehr sowie der ÖPNV ausgebaut werden, um vor allem den innerstädtischen Pendlerverkehr zu reduzieren.
Mit dem Zukunftsviertel Unterbilk/Friedrichstadt planen die Stadtwerke Düsseldorf derzeit ein Modellprojekt, das in der ganzen Stadt Schule machen soll. Geplant ist unter anderem eine Mobilitätsstation, an der E-Autos, Roller oder E-Scooter geteilt werden können. Dazu sollen Ladesäulen und regulierbare Straßenlaternen aufgestellt werden, Fernwärme die Haushalte versorgen und eine Energieberatung vor Ort beim Stromsparen helfen. „Hier entstehen neue Lösungen zum Wohle ganz Düsseldorfs“, versichern die Stadtwerke.
Umweltamtsleiter Thomas Loosen betont: „Nachhaltigkeit basiert für uns auf den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Die müssen immer im Gleichgewicht sein. Daran arbeiten wir.“Die Probleme von heute dürfe man nicht den nachfolgenden Generationen überlassen.