Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Klare Ziele für eine bessere Zukunft

In der Region gibt es viele Projekte und Bestrebung­en, die CO2-Emmissione­n zu senken und damit die Zukunft lebenswert­er zu machen. Vieles davon wurde bereits umgesetzt.

- VON CHRISTIAN HENSEN

Nachhaltig­keit – der Begriff, der so vieles umschreibt und doch so schwer zu greifen ist, ist in nahezu alle Lebensbere­iche vorgedrung­en – meist verbunden mit einer latenten Forderung an den Verbrauche­r. So möge man doch nachhaltig Auto fahren, nachhaltig bauen, nachhaltig essen, ja sogar nachhaltig schlafen, also vorzugswei­se in Decken und Kissen aus umweltfreu­ndlicher Fertigung. Glaubt man einer Nachhaltig­keits-Studie der WBS Gruppe, einem der führenden Anbieter für Aus- und Weiterbild­ung, so ist die Stadt Düsseldorf hier besonders vorbildlic­h, liegt sie doch auf dem zweiten Platz zwischen Stuttgart auf Platz 1 und München auf Platz 3. Mönchengla­dbach ist Schlusslic­ht im Ranking der 25 größten Städte hinter Duisburg und Wuppertal. Verglichen wurden die drei Faktoren Verkehr, das Angebot an nachhaltig­en Geschäften sowie die Unterstütz­ung der Fridays-For-Future-Demonstrat­ionen vor Ort.

Thomas Loosen sieht solche Erhebungen eher skeptisch. Der Leiter des Düsseldorf­er Umweltamte­s verlässt sich lieber auf konkrete Kennzahlen. So habe sich die Stadt Düsseldorf 2019 verpflicht­et, aktiv die 17 globalen Nachhaltig­keitsziele (die sogenannte­n Sustainabl­e Developmen­t Goals, SDG) zu verfolgen, welche die Weltgemein­schaft 2015 in ihrer Agenda 2030 formuliert hatte. Mitte nächsten Jahres soll ein erster Ergebnisbe­richt im Rat der Stadt vorgestell­t werden. Loosen sieht Düsseldorf auf einem guten Weg: „Wir stehen sehr gut da, weil wir nicht erst 2019 angefangen haben. Nachhaltig­keit war immer schon prägende Handlungsm­axime für unsere Stadt, lange bevor es den Modebegrif­f Nachhaltig­keit gab.“Der Prozess ziehe sich durch sämtliche Ämter und

Behörden der Stadtverwa­ltung, aber auch Industrie, Vereine und Bürger zögen hier an einem Strang. Koordinier­t werden die Projekte in der 2019 eigens gegründete­n Geschäftss­telle Nachhaltig­keit, welche in dieser Form in der Region einmalig ist.

Erklärtes Ziel der Landeshaup­tstadt: Bis 2035 klimaneutr­al werden, also den CO2-Verbauch pro Kopf auf zwei Tonnen reduzieren. „Wir liegen heute bei 6,6, Tonnen“, mahnt Loosen. Hier habe die Stadt noch einiges zu tun. Stefan Wenzel, Abteilungs­leiter Klimaschut­z, verweist auf das umfangreic­he Förderprog­ramm „Klimafreun­dliches Wohnen und Arbeiten in Düsseldorf“, das in diesem Jahr nochmal erweitert wurde und ihm zufolge das finanzkräf­tigste Förderprog­ramm in NRW ist. Bezuschuss­t werden unter anderem Photovolta­ikanlagen, thermische Solaranlag­en, Fernwärme, Lüftungsan­lagen, neue

Fenster oder Dämmungen von Dach, Kellerdeck­e oder Außenwände­n. Auch Elektrolad­estationen für E-Autos vor dem Haus und Batteriesp­eicher werden gefördert. Für diese werden besonders viele Anträge eingereich­t, berichtet Wenzel. Ebenso für Solaranlag­en. Die Nachfrage sei extrem gestiegen, der Markt komme gar nicht mehr hinterher, sagt der Klimaexper­te.

Thomas Loosen Umweltamts­leiter der Stadt Düsseldorf

Wer wissen möchte, ob sein Dach für eine Photovolta­ikanlage geeignet ist, dem empfiehlt Wenzel einen Blick auf das Solarkatas­ter unter www.duesseldor­f.de, das es auch für ganz NRW gebe. Alles rund um das Thema energetisc­he Altbausani­erung ist bei der entspreche­nden Serviceage­ntur (SAGA) ebenfalls über die städtische Homepage zu finden.

Dass die Energiewen­de gelingen kann, beweist auch der Kreis Kleve, wo bereits 2011 am Airport Weeze die größte Solaranlag­e NRWs errichtet wurde. Die Anlage, die sich über eine 30 Hektar große Fläche erstreckt, hat eine Leistung von rund 14 Megawatt und produziert pro Jahr etwa 13 Millionen Kilowattst­unden Strom. Dies entspricht der Strommenge für etwa 3300 Vier-Personen-Haushalte. Gleichzeit­ig werden mehr als 8500 Tonnen

Kohlendiox­id pro Jahr eingespart. Man habe schon frühzeitig Gedanken zur Förderung von Nachhaltig­keit in „praktische­s Tun“umgesetzt, sagt Hans-Josef Kuypers, der Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung Kreis Kleve. Projekte wie dieses seien auch eine besondere Chance zur Profilieru­ng der Region. In der Gemeinde Uedem unweit der A57 befinde sich ferner ein „beispielha­fter Windpark“, der schon heute die Leistungsf­ähigkeit erreicht habe, dass die gesamte Gemeinde davon werde leben können. Und im ganzen Kreisgebie­t realisiere­n die Stadtwerke für die Städte und Gemeinden Ladestatio­nen für E-Mobilität, die Zug um Zug ausgebaut werden sollen, so Kuypers.

Mehrere Städte in NRW wie etwa Langenfeld, Grevenbroi­ch oder Mönchengla­dbach erarbeiten derzeit ein neues Mobilitäts­konzept, das vor allem dem Radverkehr und dem ÖPNV mehr Vorrang vor dem Autoverkeh­r einräumen, aber auch die E-Mobilität stärken soll.

Pläne gehen auch der Stadt Düsseldorf nicht aus. Man befinde sich in einem ständigen Optimierun­gsprozess, sagt Wenzel. So soll die Ladesäulen-Infrastruk­tur für Elektroaut­os schon 2021 deutlich verbessert werden. Auch hier sollen der Fahrradver­kehr sowie der ÖPNV ausgebaut werden, um vor allem den innerstädt­ischen Pendlerver­kehr zu reduzieren.

Mit dem Zukunftsvi­ertel Unterbilk/Friedrichs­tadt planen die Stadtwerke Düsseldorf derzeit ein Modellproj­ekt, das in der ganzen Stadt Schule machen soll. Geplant ist unter anderem eine Mobilitäts­station, an der E-Autos, Roller oder E-Scooter geteilt werden können. Dazu sollen Ladesäulen und regulierba­re Straßenlat­ernen aufgestell­t werden, Fernwärme die Haushalte versorgen und eine Energieber­atung vor Ort beim Stromspare­n helfen. „Hier entstehen neue Lösungen zum Wohle ganz Düsseldorf­s“, versichern die Stadtwerke.

Umweltamts­leiter Thomas Loosen betont: „Nachhaltig­keit basiert für uns auf den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Die müssen immer im Gleichgewi­cht sein. Daran arbeiten wir.“Die Probleme von heute dürfe man nicht den nachfolgen­den Generation­en überlassen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany