Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wie der Einzelhandel die Zukunft einläutet
„Buy less, choose well and make it last“: Designerin Vivienne Westwood brachte das Thema Nachhaltigkeit bereits vor einigen Jahren auf der Londoner Fashion Week auf den Punkt. Doch wie lassen sich Mode, Design und Nachhaltigkeit vereinbaren? Ein Blick hin
Einfach weniger kaufen und dafür auf langlebige Styles setzen – leichter gesagt als getan. „Derzeit ist die Diskrepanz zwischen Wollen und Tun beim Konsumenten noch relativ groß“, weiß Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts. „Jeder befürwortet Nachhaltigkeit, allerdings steigt der Konsum von Kleidung stetig weiter und immer noch landen viel zu viele Textilien im Hausmüll.“Dass das so nicht weitergehen kann, zeigen unter anderem die Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt und die soziale Ausbeutung durch Hersteller. Zudem sollten sich die Konsumenten darüber Gedanken machen, was sie direkt auf der Haut tragen möchten. Denn bei Nachhaltigkeit geht es nicht nur um Bio-Baumwolle, sondern um soziale Verantwortung, transparente Lieferketten, nachwachsende Materialien, Tierwohl und vieles mehr. Der Herausforderung stellen sich auch die Modehäuser in und um Düsseldorf. Sie vernetzen sich im Verein Fashion Net Düsseldorf e.V. und tauschen sich verstärkt zum Thema Nachhaltigkeit aus.
roberta organic fashion
In ihrem 2016 eröffneten Concept Store bietet Daniela Perak nachhaltige Mode, Kosmetik und Accessoires. „Die Idee ist es, bei den Kunden ein Verständnis für die drastischen Folgen von Fast Fashion zu wecken und eine
Hilfestellung für einen bewussteren und umweltfreundlicheren Konsum zu geben“, erklärt die Inhaberin. Bei der Mode legt Perak auf zwei Dinge Wert: „Die Materialien müssen biologisch und ressourcensparend hergestellt sein, außerdem müssen meine Labels unter fairen und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen produzieren lassen und dies auch transparent machen.“Das Stilspektrum ist ähnlich breit wie im konventionellen Bereich. „Das betrifft auch das Design“, betont Perak. „Durchdachte Schnitte mit raffinierten Details machen einfach mehr Spaß, weil sie besser sitzen und eben nicht nur Basics sind.“So zeichnen sich die Labels bei roberta durch hohe Qualität und langer Lebensdauer aus.
Peek & Cloppenburg Düsseldorf
Bei P&C wird das Thema Nachhaltigkeit weit gefasst. Es geht nicht nur um Bio-Baumwolle, sozialverträgliche Arbeitsbedingungen und fairen Handel, sondern auch darum, der Verschwendung durch Wertigkeit und Langlebigkeit der Artikel vorzubeugen. Darüber hinaus wächst die Auswahl an Kollektionen mit nachhaltigem Anspruch. Beispiele sind die Marke Armedangels, das Label „Save the Duck“mit Jacken aus veganer Daune oder Ecoalf mit stylischer Fashion aus Plastikflaschen. Bei einem Großteil der Eigenmarken kommt Bio-Baumwolle zum Einsatz, geplant ist eine entsprechende Zertifizierung.
Brax
Das mittelständische Unternehmen beschäftigt sich intensiv mit der Umstellung auf nachhaltige Materialien und ressourcenschonende Verfahren. „Wir legen großen Wert darauf, dass die in unserer Wertschöpfungskette tätigen Menschen gute und sichere Arbeitsbedingungen vorfinden“, betont Alissa Sekulic, Head of Corporate Responsibility & Product Safety bei Brax. „Gleichzeitig engagieren wir uns für die Umwelt und arbeiten kontinuierlich daran, den Verbrauch natürlicher Ressourcen zu reduzieren.“Alle nachhaltigen Produkte werden unter dem Label „Blue Planet“zusammengefasst, sie zeichnen sich durch den Einsatz nachhaltiger Rohware oder umweltschonender Produktionsverfahren aus. Dahinter stehen eine Vielzahl anerkannter Standards, Gütesiegel, Initiativen und Programme.
C&A
Für das traditionsreiche Familienunternehmen ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen. „Nachhaltige Mode soll kein Luxusgut sein, sondern für alle bezahlbar und zur Selbstverständlichkeit werden“, betont Jens Völmicke von C&A. Bereits seit 15 Jahren hat die Modefirma Produkte aus Bio-Baumwolle im Programm, die von unabhängiger Stelle zertifiziert ist, zum Beispiel GOTS. „Entlang der gesamten Wertschöpfungskette wollen wir Ressourcen schonen, Mensch und Natur schützen, das Tierwohl achten sowie den Weg Richtung Kreislaufmode ebnen, indem wir schon beim Design unserer Produkte an ihr nächstes Leben denken“, erklärt Völmicke. C&A hat 2017 als weltweit erstes Unternehmen ein Gold-Level zertifiziertes Cradle-To-Cradle (C2C) Kleidungsstück entwickelt, dem derzeit höchsten Standard für kreislauffähige Mode. Dass das Design dabei nicht zu kurz kommt, zeigt die Nominierung von C&A für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Design“.
wunderwerk
In der Modewelt ist Heiko Wunder schon länger zu Hause. Zunächst arbeitete er viele Jahre als Produktspezialist und Manager für große Modefirmen wie Esprit und Tom Tailor, bevor er 2012 wunderwerk und die dem Modelabel zugrundeliegende Rheinstoff GmbH gründete. An der Ackerstraße in Düsseldorf verkauft er – wie zum Beispiel auch in Frankfurt und Berlin – nachhaltige Mode im metropolitanen, cleanen Stil. Seine Zielgruppe: Männer und Frauen, die in Sachen Bekleidung auf Nachhaltigkeit setzen wollen, ohne auf ein schönes Design zu verzichten. Die Produktion ist darauf ausgerichtet, dass sie im Einklang mit Mensch, Tier und Umwelt stattfindet und möglichst keine Schadstoffe verwendet werden. „wunderwerk überzeugt als ,Lovemark’ und setzt ein zeitgemäßes Statement in der Gesellschaft für Mode, die bereichert, begeistert und sich mit Blick auf eine gute Zukunft stetig wandelt“, heißt es bei Heiko Wunder.
Cano
Die beiden Jung-Unternehmer Lukas Pünder und Philipp Mayer wollen mit ihrem Start-up Cano ihren Teil dazu beitragen, die Modebranche nachhaltiger zu gestalten. Das Label vertreibt hauptsächlich Schuhe, aber auch Schmuck und Interieur. Begonnen hat alles 2014, als Philipp Mayer ein Auslandssemester in Mexiko absolvierte und dort Huaraches, ein Paar traditionell gefertigter Schuhe, geschenkt bekam. Die mexikanische Handwerkskunst ließ ihn nicht mehr los, die Idee zu Cano war geboren. Das Leder der handgefertigten Schuhe des Unternehmens ist rein aus pflanzlichen Stoffen gegerbt, zudem wird bei der Produktion darauf geachtet, dass biologisch abbaubare Stoffe eingesetzt werden.
Breuninger
Um das Thema Nachhaltigkeit transparent und nachvollziehbar zu gestalten, setzt Breuninger vermehrt auf etablierte
Nachhaltigkeitssiegel zur Kennzeichnung in seinem Gesamtsortiment. Insgesamt 23 Siegel wie Better Cotton, Fairtrade oder der grüne Knopf signalisieren dem Kunden zukünftig, welche nachhaltigen Kriterien der Artikel erfüllt. Nur Artikel, die mit mindestens einem dieser Siegel zertifiziert sind, werden bei Breuninger als nachhaltig geführt und gekennzeichnet. Im Online-Shop kann bereits nach „nachhaltig“gefiltert werden, auch stationär wird die transparente Produktkennzeichnung folgen.
hessnatur
Bei hessnatur am Carlsplatz in Düsseldorf wird ebenfalls großer Wert auf Mode im Einklang mit der Natur gelegt. Die aktuelle Kollektion ist beispielsweise komplett mit dem Grünen Knopf ausgezeichnet. „Im Grünen Knopf sehen wir das Potenzial, Vorreiter für europaweite Standards in der ökologischen und sozial fairen Textilproduktion zu sein“, sagt Andrea Ebinger, Geschäftsführerin von hessnatur.
bonprix
Der Modeanbieter bonprix hat im Herbst bereits seine vierte „Sustainable Collection“herausgebracht und setzt dabei auf ressourcenschonende, nachhaltig produzierte Mode. Erste Styles sind mit dem Grünen Knopf zertifiziert. „Besonders wichtig ist uns die Transparenz in der Lieferkette“, betont Stefanie Sumfleth, Bereichsleiterin Corporate Responsibility and Technical Product bei bonprix. „Sie ist die Basis für langfristige Verbesserungen der ökologischen und sozialen Bedingungen entlang unserer Wertschöpfungskette.“