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Mit einer App zu mehr Bewusstsein beim Shoppen
Hand aufs Herz: Jeder hat wahrscheinlich schon einmal ein Kleidungsstück gekauft, das dann am Ende doch nur den Kleiderschrank gehütet hat. Und ab und zu darf im Sale ein Teil in den Warenkorb wandern, das eigentlich gar nicht so dringend gebraucht wird. Fast Fashion lautet das Schlagwort. Schnell ein neues Kleidungsstück für wenig Geld kaufen, kaum tragen und das nächste schon im Blick haben. Schließlich gibt es ja immer wieder neue tolle Kollektionen und Angebote.
Damit soll Schluss sein – zumindest wenn es nach Wissenschaftlern der Leuphana Universität Lüneburg geht. Dort hat Professor Jacob Hörisch mit seinem Team die kostenlose Green Fashion Challenge App entwickelt. Die App soll dabei helfen, sich individuelle Ziele fürs Shoppen zu setzen, und einen Überblick über das eigene Kaufverhalten geben. Sie bietet zudem vielseitige Hilfestellung und Wissenswertes über nachhaltige Mode.
Ein Ziel kann beispielsweise sein, dass 20 Prozent der Einkäufe sozialverträglich hergestellt sind. Oder dass man maximal drei Kleidungsstücke pro Monat kauft. Damit der Verzicht Spaß macht und nicht nur den Geldbeutel und die Umwelt schont, bietet die App die Möglichkeit, sich mit Freunden zu messen und Punkte sowie Auszeichnungen zu sammeln.
Der Grundgedanke hinter der Green Fashion Challenge App ist, dass viele nachhaltige Mode kaufen möchten, den Wunsch aber nicht in die Praxis umsetzen. „75 Prozent der deutschen Modekonsumenten bewerten Nachhaltigkeit als wichtiges Kriterium für ihren Einkauf“, sagt Professor Jacob Hörisch, der die App mitentwickelte. Trotzdem würden in Deutschland pro Jahr pro Person durchschnittlich 60 Kleidungsstücke gekauft, Socken und Unterwäsche nicht mitgerechnet. „Es gibt also eine deutliche Differenz zwischen den selbst gesetzten Zielen der Konsumierenden und ihrem tatsächlichen, alltäglichen Konsumverhalten“, betont Hörisch.
Der Professor für Nachhaltigkeitsökonomie und –management an der Leuphana Universität Lüneburg hat im Rahmen seiner Forschungsarbeit mit Kollegen diese Diskrepanz zwischen dem Kaufverhalten der Deutschen und den tatsächlichen Wünschen nach nachhaltigen Textilien untersucht. Als dann vom Rat für Nachhaltige Entwicklung ein Ideenwettbewerb zum Thema „Modekultur, Textilien und Nachhaltigkeit“ausgerufen wurde, wollte Hörisch die Ergebnisse seiner Arbeit nutzen und ein Hilfsmittel entwickeln, dass dieses Problem löst. Herausgekommen ist eine App, die dem Nutzer einmal im Monat mitteilt, ob die individuell gesetzten Ziele erreicht worden sind. „Dabei geht es nicht darum, den Zeigefinger zu erheben. Denn der Wunsch, auf nachhaltige Textilien zu setzen, ist ja bereits vorhanden. Es geht vielmehr darum, das eigene Verhalten zu spiegeln. Und gleichzeitig Spaß an der Sache zu wecken“, meint Hörisch.
Bisher wurde die App, die es seit Ende September gibt und die zu den Gewinnern des Ideenwettbewerbs „Modekultur, Textilien und Nachhaltigkeit“vom Rat für Nachhaltige Entwicklung zählt, schon mehr als 1300 Mal heruntergeladen. Für das Entwicklerteam ein voller Erfolg. „Wir sind sehr zufrieden, da die App nicht im App Store sondern über eine Homepage erhältlich ist. Der Datenschutz ist dafür sehr hoch“, betont Hörisch. Außerdem laufe an der Universität aktuell ein Seminar, in dem Studierende eine Vermarktungsstrategie entwickeln sollen.
Für die Stadt Düsseldorf wurde an der AMD Akademie Mode & Design übrigens ein Einkaufsführer entwickelt, der unter www.buygoodstuff.de erhältlich ist. Dort finden sich Steckbriefe einzelner Modegeschäfte und Hinweise, welche Siegel deren Produkte tragen.
www.green-fashion.app
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