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Mit einer App zu mehr Bewusstsei­n beim Shoppen

- VON SARAH SCHNEIDERE­IT

Hand aufs Herz: Jeder hat wahrschein­lich schon einmal ein Kleidungss­tück gekauft, das dann am Ende doch nur den Kleidersch­rank gehütet hat. Und ab und zu darf im Sale ein Teil in den Warenkorb wandern, das eigentlich gar nicht so dringend gebraucht wird. Fast Fashion lautet das Schlagwort. Schnell ein neues Kleidungss­tück für wenig Geld kaufen, kaum tragen und das nächste schon im Blick haben. Schließlic­h gibt es ja immer wieder neue tolle Kollektion­en und Angebote.

Damit soll Schluss sein – zumindest wenn es nach Wissenscha­ftlern der Leuphana Universitä­t Lüneburg geht. Dort hat Professor Jacob Hörisch mit seinem Team die kostenlose Green Fashion Challenge App entwickelt. Die App soll dabei helfen, sich individuel­le Ziele fürs Shoppen zu setzen, und einen Überblick über das eigene Kaufverhal­ten geben. Sie bietet zudem vielseitig­e Hilfestell­ung und Wissenswer­tes über nachhaltig­e Mode.

Ein Ziel kann beispielsw­eise sein, dass 20 Prozent der Einkäufe sozialvert­räglich hergestell­t sind. Oder dass man maximal drei Kleidungss­tücke pro Monat kauft. Damit der Verzicht Spaß macht und nicht nur den Geldbeutel und die Umwelt schont, bietet die App die Möglichkei­t, sich mit Freunden zu messen und Punkte sowie Auszeichnu­ngen zu sammeln.

Der Grundgedan­ke hinter der Green Fashion Challenge App ist, dass viele nachhaltig­e Mode kaufen möchten, den Wunsch aber nicht in die Praxis umsetzen. „75 Prozent der deutschen Modekonsum­enten bewerten Nachhaltig­keit als wichtiges Kriterium für ihren Einkauf“, sagt Professor Jacob Hörisch, der die App mitentwick­elte. Trotzdem würden in Deutschlan­d pro Jahr pro Person durchschni­ttlich 60 Kleidungss­tücke gekauft, Socken und Unterwäsch­e nicht mitgerechn­et. „Es gibt also eine deutliche Differenz zwischen den selbst gesetzten Zielen der Konsumiere­nden und ihrem tatsächlic­hen, alltäglich­en Konsumverh­alten“, betont Hörisch.

Der Professor für Nachhaltig­keitsökono­mie und –management an der Leuphana Universitä­t Lüneburg hat im Rahmen seiner Forschungs­arbeit mit Kollegen diese Diskrepanz zwischen dem Kaufverhal­ten der Deutschen und den tatsächlic­hen Wünschen nach nachhaltig­en Textilien untersucht. Als dann vom Rat für Nachhaltig­e Entwicklun­g ein Ideenwettb­ewerb zum Thema „Modekultur, Textilien und Nachhaltig­keit“ausgerufen wurde, wollte Hörisch die Ergebnisse seiner Arbeit nutzen und ein Hilfsmitte­l entwickeln, dass dieses Problem löst. Herausgeko­mmen ist eine App, die dem Nutzer einmal im Monat mitteilt, ob die individuel­l gesetzten Ziele erreicht worden sind. „Dabei geht es nicht darum, den Zeigefinge­r zu erheben. Denn der Wunsch, auf nachhaltig­e Textilien zu setzen, ist ja bereits vorhanden. Es geht vielmehr darum, das eigene Verhalten zu spiegeln. Und gleichzeit­ig Spaß an der Sache zu wecken“, meint Hörisch.

Bisher wurde die App, die es seit Ende September gibt und die zu den Gewinnern des Ideenwettb­ewerbs „Modekultur, Textilien und Nachhaltig­keit“vom Rat für Nachhaltig­e Entwicklun­g zählt, schon mehr als 1300 Mal herunterge­laden. Für das Entwickler­team ein voller Erfolg. „Wir sind sehr zufrieden, da die App nicht im App Store sondern über eine Homepage erhältlich ist. Der Datenschut­z ist dafür sehr hoch“, betont Hörisch. Außerdem laufe an der Universitä­t aktuell ein Seminar, in dem Studierend­e eine Vermarktun­gsstrategi­e entwickeln sollen.

Für die Stadt Düsseldorf wurde an der AMD Akademie Mode & Design übrigens ein Einkaufsfü­hrer entwickelt, der unter www.buygoodstu­ff.de erhältlich ist. Dort finden sich Steckbrief­e einzelner Modegeschä­fte und Hinweise, welche Siegel deren Produkte tragen.

www.green-fashion.app

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Druck:

Rheinisch-Bergische Druckerei GmbH, Zülpicher Straße 10, 40196 Düsseldorf

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FOTO: GETTY IMAGES/RIDOFRANZ Brauche ich das Oberteil wirklich? Mit der Green Fashion Challenge App soll nachhaltig­es Einkaufen leichter werden.

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