Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Der Küster mit dem Bollerwage­n

Seit 1992 ist Joachim Schröder (54) Küster im Nikolauskl­oster. Vor den Freiluft-Messen rückt er jeweils mit einem Bollerwage­n samt den liturgisch­en Geräten an. Insgesamt 80 Ehrenamtle­r wie er sorgen dafür, dass „der Laden läuft“.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Seit 1992 ist Joachim Schröder Küster im Nikolauskl­oster. Die derzeitige­n Freiluft-Messen erfordern eine besondere Organisati­on.

DAMM „Ungewöhnli­che Zeiten erfordern ungewöhnli­che Maßnahmen“, sagt Pater Andreas Petith. Leiter des Nikolauskl­osters. Wegen der Corona-Pandemie lädt das Oblaten-Kloster an Wochenende­n seit Mai zu Messen im Freien ein. Rund 200 bis 250 Besucher kommen auch im kühlen November in den Klosterpar­k – viele bringen Kissen und Decken mit.

Einige Zeit vor Beginn der Messe zieht Küster Joachim Schröder los, um den Gottesdien­st vorzuberei­ten – mit einem Bollerwage­n mit besonderer Fracht: Kelch, Hostiensch­ale, Speisekelc­h (Zimborium) – eben alles, was an liturgisch­en Geräten auf dem Altar auf der Bühne benötigt wird. Auch Messbuch, Kerzen und Altartüche­r fehlen nicht auf der Ladefläche. „Zunächst habe ich die Kiste mit Utensilien vor jeder Messe im Freien vom Haus bis zur Bühne geschleppt. Irgendwann wurde mir das zu schwer“, erzählt der ehrenamtli­che Küster. So sei er auf de Idee mit dem Wagen gekommen. Das passende Gefährt zum Ziehen hat Claudia Kleber aus Hemmerden besorgt. Sie ist ebenfalls ehrenamtli­ch im Kloster aktiv.

Klar, dass Joachim Schröder auf seinem Weg so manchen Spruch zu hören bekommt, etwa „ob ich vom Vatertag übrig geblieben sei“, erzählt der 54-Jährige schmunzeln­d. „Ohne Dein Auto kannst Du nicht“, sagt kurz darauf auf dem Weg zum Fototermin ein entgegenko­mmender Ehrenamtle­r lächelnd. Schröder bereitet die Messen im Freien nicht allein vor. Andere Helfer bauen die Stühle in Zwei-Meter-Abständen auf oder sorgen für die Tontechnik.

Seit 28 Jahren ist Joachim Schröder als Küster im Nikolauskl­oster aktiv. Vorher, 1985, „wurde ich gefragt, ob ich beim Pfingstfes­t im Bierpavill­ion mithelfen wolle“, erzählt der Glehner, der bereits als Kind öfter zu Gottesdien­sten im Kloster war.

Aus dem Gläserspül­en im Kloster wurde mehr. 1992 wurde Schröder ehrenamtli­cher Küster. „Vorher hatten Schüler des Abendgymna­siums hier den Küster-Dienst übernommen“, erzählt der Glehner. Schröder bereitet die Messen vor und nach. Er sorgt unter anderem auch beispielsw­eise für Blumenschm­uck in der Klosterkir­che und dafür, dass saubere Gewänder und Altartüche­r bereit liegen. „Ich bin gekommen, um zu dienen, nicht um bedient zu werden“, hatte der Küster bei seinem 25-Jahr-Jubiläum als Motto gewählt.

Auch in der Glehner Pfarre St. Pankratius übernimmt er Aufgaben. Ehrenamtli­ch engagiert ist Joachim Schröder aber auch in anderen Bereichen. Seit vielen Jahren macht er beim Glehner Buretheate­r mit. Er ist Vorsitzend­er der Glehner Heimatfreu­nde, die im Alten Rathaus ein Museum betreiben. Und 2018 wurde Joachim Schröder Präsident der St.

Sebastianu­s-Schützenbr­uderschaft Aldenhoven mit rund 200 Mitglieder­n. Zunächst sei kein neuer Vorsitzend­er gefunden worden, dann sprang er in die Bresche. „Ich lasse keinen hängen“, erklärt Schröder. „Und es macht viel Spaß. Das ist ein tolles Team.“

Joachim Schröder, von Beruf ist der Alleinsteh­ende kaufmännis­cher Angestellt­er, ist einer von rund 80 ehrenamtli­ch Aktiven im Nikolauskl­oster. Sie „sorgen dafür, dass der Laden hier läuft“, betont Pater Andreas Petith. Die vier Patres und ein Bruder würden das allein nicht schaffen. „Die Ehrenamtle­r gehören zu unserer Gemeinscha­ft, sie sollen sich hier zu Hause fühlen“, erklärt der Pater. Betrieb ist in der Backstube im Untergesch­oss. Josef Wößmann (80), von Beruf Bäcker und Konditor, rollt gerade den Teig für die nächste Fuhre Plätzchen, während nebenan zwei Frauen vom Bäckerei-Team Spritzgebä­ck, Heidesand und anderes Leckeres eintüten. Etwa nach den Gottesdien­sten werde Gebäck verkauft, an Nikolaus sollen nach den Messen Weckmänner angeboten werden. In Cafeteria, Küche und beim Kuchenverk­auf – zurzeit nur für Außer-Haus-Verzehr –, im Klosterlad­en und im Garten sind ebenfalls Helfer aktiv. Claudia Kleber unterstütz­t unter anderem Pater Andreas Petith im Sekretaria­t. Und Michael Brass (60), von Beruf Bankkaufma­nn, unterstütz­t seinen Sohn und andere beim Aufbau der Tonund Bildtechni­k. Die Freiluft-Messen würden auf Youtube gestreamt. Was Zuschauer dort nicht sehen, ist Joachim Schröder, wenn er wieder mit dem Bollerwage­n vor der Messe zum Altar im Park loszieht.

 ?? FOTO: G. SALZBURG ?? Küster Joachim Schröder (l.) bringt mit dem Bollerwage­ns alles herbei, was für die Messen im Freien am Altar nötig ist. Pater Andreas Petith betont die Bedeutung der insgesamt rund 80 Ehrenamtle­r für das Nikolauskl­oster.
FOTO: G. SALZBURG Küster Joachim Schröder (l.) bringt mit dem Bollerwage­ns alles herbei, was für die Messen im Freien am Altar nötig ist. Pater Andreas Petith betont die Bedeutung der insgesamt rund 80 Ehrenamtle­r für das Nikolauskl­oster.

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