Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Der Zustand der Bäume wird schlechter
Hitze und Krankheiten machen den Pflanzen zu schaffen. Die Mags muss auch in diesem Winter wieder mindestens 700 Fällungen vornehmen.
MÖNCHENGLADBACH Die Bäume in Mönchengladbach sind in einem besorgniserregenden Zustand. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten der zuständigen Stadttochter Mags und warnen: „Hitze in Verbindung mit Krankheiten und zu wenig Raum zum Wurzeln bei Straßenbäumen führt dazu, dass Bäume in vielen Bereichen in die Knie gehen“, sagt Hanno Müller, Arborist der Mags. Auf der Baumfällliste der Mags für diesen Winter stehen daher insgesamt 706 Bäume, die nicht mehr zu halten sind und vor Beginn der Brutzeit entfernt werden müssen. Das sind weniger als im vergangenen Jahr, aber diese Liste umfasst auch nicht die Wälder, sondern nur die Bäume in der Stadt, etwa an Straßen oder in Grünanlagen. Die Liste sei nicht endgültig, sagte Müller in der Sitzung der Bezirksvertretung Süd. „Wir hören ja nicht auf, zu kontrollieren.“
Diesmal stehen allerdings keine Fällungen aus planerischen Gründen auf der Liste. Sondern bei den allermeisten Bäumen ist der Grund: Der Bund ist abgängig oder abgestorben. Und das hat mehrere Gründe. Pilze etwa, die vor zehn Jahren kaum bekannt waren, haben „massenweise Kastanien zerstört“, wie Müller erklärt. Borkenkäfer waren an Fichten tätig, die Rußrindenkrankheit hat sich weiterentwickelt und innerhalb kürzester Zeit dafür gesorgt, dass „kräftige, gesunde Ahorne schwarz werden und auseinanderbrechen“. Der Zustand der Bäume verschlechtere sich dann in immer größerem Tempo: „Wir nehmen befallene Bäume im Frühjahr auf, und ein paar Monate später ist schon die gesamte Krone unten“, sagt Müller. „Wir müssen immer früher handeln.“Birken etwa, die im Frühjahr als abgängig vermerkt wurden, seien jetzt „über und über mit Pilz übersät“. Die Mags versuche, Fällungen zwar in den Winter zu schieben. „Aber wir müssen aus Gründen der Verkehrssicherheit immer mehr auch im Sommer fällen“, sagt Müller. Für die rund 700 Fällungen seien mit Blick auf das Budget bisher 300 Ersatzpflanzungen vorgesehen.
Beispielhaft am Schmölderpark schilderte Müller, was bei vielen Gewächsen das Problem ist. „Wir haben eigentlich gute Bodenverhältnisse und trotzdem sterben Bäume ab“, sagt Müller. Das liege „an einer wahnsinnigen Bodenverdichtung“. Die Wurzeln könnten zu oft nicht
mehr nach unten durchwachsen. Das hänge nicht nur mit der Bewässerung zusammen. Ein anders Problem sei Feinstaub, der in Blättern klebe. „Da werden in Zukunft etliche Bäume dazukommen“, warnt Müller,
Auch Förster Werner Stops, der für die Wälder zuständig ist, sagt: „Es ist sehr traurig, was sich in den Wäldern getan hat“. Es gebe große Probleme mit dem Trockenstress der vergangenen drei Jahre (bei Rotbuchen und Birken), mit dem Borkenkäfer (an Fichte und Douglasie), mit Eschentriebsterben, mit der Rußrindenkrankheit (Berg- und Spitzahorn) und holzzersetzende Pilze (Altbuchen). Deshalb soll im Wald wieder aufgeforstet werden. Das betrifft einerseits die ausgefallenen Waldflächen, vor allem die Eschenund Altbuchenbestände. In der Saison 2020/21 werden insgesamt zehn Hektar neuer Wald durch Erstaufforstungen von Ackerflächen entstehen, wie Stops erklärt: Das sind zum Beispiel bei Leppershütte 4,8 Hektar, bei Peel 2,2 Hektar, in Neuwerk-Donk 1,6 Hektar und am Finkenberger Bruch bei Wickrathberg 1,9 Hektar mit insgesamt rund 50.000 neuen Bäumen und Sträuchern