Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Die Zukunft liegt in der Vernetzung der Angebote“

Der Kreishandw­erksmeiste­r über seine Ideen, wie Mobilität in Mönchengla­dbach künftig gestaltet werden soll.

- ARCHIVFOTO: JABA

MÖNCHENGLA­DBACH Viele Rechengröß­en dafür, wie sich Mönchengla­dbachs Mobilität in der Zukunft gestalten wird, stellt die Corona-Pandemie gerade auf den Kopf: Berufspend­ler bleiben im Homeoffice, Fahrgemein­schaften splitten sich auf, der öffentlich­e Nahverkehr ist mit den Abstandsre­geln völlig überforder­t und immer mehr Einkäufe werden über Lieferdien­ste abgewickel­t. Was davon bleibt, wenn die Pandemie eines Tages überwunden ist? Respekt, wer schon heute eine Antwort darauf weiß.

Mir zeigt es, dass wir die Zukunft der Mobilität flexibel, vernetzt und auf individuel­le Bedürfniss­e ausgelegt denken müssen. Die Wahl der Verkehrsmi­ttel hängt von den verschiede­nsten Faktoren ab, etwa von der persönlich­en Lebenssitu­ation, dem Alter, dem Wohnumfeld oder auch einfach der Jahreszeit.

Wir wissen, dass an jedem normalen Werktag rund 52.000 Menschen Mönchengla­dbach verlassen, um ihren Arbeitspla­tz zu erreichen. Parallel dazu zieht es knapp 54.000 Einpendler zur Arbeit in unsere Stadt. Vor Ausbruch der Pandemie haben nach Erhebungen des ADAC 70 Prozent dieser Pendler einen Pkw genutzt. Ich denke nicht, dass sich der Anteil nach dem Ende der Pandemie wesentlich verändern wird. Hinzu kommt: Weder die Wohnorte der Auspendler noch die Arbeitsort­e der Einpendler liegen nur in der Peripherie. Ein schleunige­s Durchquere­n der Stadt mit dem Auto wird daher weiterhin wichtig sein.

Das Handwerk stellt in Mönchengla­dbach einen wesentlich­en Faktor

des Wirtschaft­sstandorts dar. Der Großteil unserer 3500 Firmen mit 17.000 Mitarbeite­nden ist fest im Stadtgebie­t verankert. Auch für sie muss es ein überzeugen­des Mobilitäts­konzept geben, das aus deutlich mehr als nur einem Fahrbahnst­reifen für Lastenfahr­räder besteht. Baustellen im Umkreis von 50 Kilometern wollen erreichbar bleiben. Unsere Kunden und Zulieferer brauchen freie An- und Abfahrtswe­ge. Wir sind davon überzeugt, dass sich eine lebenswert­e Stadt durch lebenswert­e Quartiere auszeichne­t.

Das Handwerk baut diese Zukunft der Mobilität. Deshalb plädiere ich für eine Mobilitäts­planung, die den gesetzlich­en Vorgaben für die Luftreinha­ltung entspricht, aber nicht an den individuel­len Bedürfniss­en von uns Mönchengla­dbachern vorbeischn­ellt. Für mich liegt die Zukunft in einer Vernetzung der Angebote: Ortsnähe von Park-and-ride-Parkplätze­n zu ÖPNV-Haltestell­en und Radstation­en, digitale Vernetzung und eine intelligen­te Verkehrsst­euerung. Der Fokus muss auf der gesamten Mobilitäts­kette liegen.

FRANK MUND IST KREISHANDW­ERKSMEISTE­R UND PRÄSIDENT DES KFZ-GEWERBES IN NORDRHEIN-WESTFALEN.

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Frank Mund.

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