Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wie Emojis Worte ersetzen können
Die meisten, die ein Handy besitzen, haben das „:-)“schon einmal gesehen. Die Zeichen sind die rudimentärste Form der sogenannten Emojis. Heute kann man mit den kleinen Bildchen ganze Unterhaltungen führen. Wie das geht, verrät Cassandra Spaan von der Vol
MÖNCHENGLADBACH Ein Sprichwort besagt, Bilder sagen mehr als Worte. Im Falle von Chats oder E-Mails können sogenannte Emoticons zumindest einen Teil von Bildern transportieren. Sie stehen unter anderem für einen Gesichtsausdruck, helfen, den geschriebenen Satz einzuordnen. So kann ein Smiley die Bedeutung einer ganzen Unterhaltung beeinflussen – je nachdem, ob ein fröhliches oder ein wütendes Gesicht etwa das Wort „okay“begleitet.
Cassandra Spahn verzichtet in ihren Kursen ganz auf Buchstaben. Denn Emojis können als Zeichensprache auch Sätze vermitteln. Die zu erkennen, braucht allerdings etwas Übung, erklärt die pädagogische Mitarbeiterin der Mönchengladbacher Volkshochschule. „Es gibt nichts, das man nicht mit Emojis sagen kann“, sagt sie.
Ihre Kursteilnehmer lernen in einer Anfänger- und einer Fortgeschrittenengruppe, wie sie mit den kleinen Bildchen umgehen müssen. „Ich arbeite in meinen Kursen nur analog“, sagt Spaan. Das hat einen einfachen Grund: Auf dem Smartphone kommt es auf das Betriebssystem an, wie die Gesichter, Figuren und Symbole aussehen. „Es kann durchaus vorkommen, dass ein Emoji, das ich versende, auf dem Smartphone meines Gesprächspartners ganz anders dargestellt wird“, sagt sie. „Bei Fremdsprachen nennt man das ‚lost in translation’“– also eine Bedeutungsveränderung durch die Übersetzung. Das kann auch bei verschiedenen Sprachen oder Kulturen passieren. So ergibt das Gesicht mit zugekniffenen Augen und einer Tablette dahinter wenig Sinn, wenn auch die Bedeutung hinter „eine bittere Pille“nicht versteht, sagt die Emoji-Expertin. „Mit ein wenig Übung erkennt man die Bedeutung kombinierter Emojis schneller.“Allerdings komme es auch immer ein wenig auf den Kontext an.
Anfangs schauen viele zu sehr auf die einzelnen Bilder, interpretieren zu viel. „Am einfachsten ist es, wenn man möglichst unvoreingenommen an die Sache herangeht“, sagt Spaan. Anders als eine Fremdsprache sei Emoji recht schnell und einfach zu erlernen. „Man kann auch ganze Unterhaltungen nur mit Emojis führen – wir haben das hier getestet, das funktioniert“, betont Spaan. Dafür müsse man natürlich wissen, welche Emojis einem alle zur Verfügung stehen. „Und dann ist Kreativität gefragt.“
Je komplexer das Gespräch sei, umso kreativer müssen die Gesprächspartner sein. „Etwas komplizierter wird es schon, wenn mehrere Personen im Gespräch vorkommen“, so Spaan. „Da kann man mit der Haarfarbe arbeiten, aber auch mit anderen Figuren. Jemand, der nie friert, könnte auch ein Pinguin sein.“
Spaan ist inzwischen ein großer Fan der Kommunikation über Emojis. „Ich würde es trotzdem immer auf den privaten Bereich beschränken.“Nicht nur, weil eine reine Emoji-Nachricht unprofessionell wirkt, sondern auch schnell in den falschen Hals geraten kann. „Manche Aussagen interpretiere ich anders, je nachdem, welche Person es mir schickt“, sagt Spaan. Das gelte zwar auch für die Schriftsprache. Emoji berge aber noch mehr Potenzial für Missverständnisse.
„Wer damit anfangen möchte, sollte ein paar Dinge bedenken“, sagt Spaan. „Es gibt kein richtig oder falsch, man sollte das Ganze nicht zu streng, sondern mit Humor angehen und immer das ganze Bild sehen, nicht jedes einzelne Symbol.“
Spaan hat auch eine Lieblingskombination: die gekreuzten Arme und eine Tasse Tee für das Englische „It’s not my cup of tea“– das ist nicht mein Fall. „Für die deutsche Variante könnte man die gekreuzten Arme nehmen, ein Hochhaus und eine liegende Person“, sagt Spaan. „Aber da ist die Variante mit der Teetasse doch schöner.“Eine kulturelle Kuriosität: Wer sich gefragt hat, wozu der pinke Kot-Haufen gut ist: „Es gibt Länder, in denen das als knuffig, als süß wahrgenommen wird“, so Spaan. „Auch auf Emoji gibt es die kulturellen Unterschiede.“