Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Licht und Schatten für Radfahrer in Wegberg
Fahrradfahren wird immer beliebter. Um so wichtiger ist es, das Radwege in gutem Zustand sind und es attraktive Routen gibt. Beim Thema Radfahren in Wegberg sieht Conny Boxberg vom ADFC Licht und Schatten.
WEGBERG Radfahren boomt. E-Bikes und Pedelecs machen für die Menschen im Erkelenzer Land auch weite und steile Strecken deutlich attraktiver. Die Corona-Pandemie hat den Trend zum Radfahren noch verstärkt, weil die Menschen mehr Zeit in der freien Natur verbringen und das Fahrrad eine gute, gesunde und umweltfreundliche Alternative zu Busse und Bahnen ist. Fahrradhändler melden in der Corona-Pandemie Rekordumsätze: „Die Nachfrage hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt“, sagt Mario Bronckhorst, der in der Wegberger Fußgängerzone den größten Giant-Fahrradstore Deutschlands betreibt.
Die Modernisierung der Infrastruktur, dazu zählen die Radwege, Abstellmöglichkeiten und Routenbeschilderungen, hält mit dieser dynamischen Entwicklung nicht Schritt. „Der Radverkehr wurde in den vergangenen Jahrzehnten in Wegberg stiefmütterlich behandelt“, sagt Conny Boxberg vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) im Kreis Heinsberg.
Conny Boxberg ist seit vielen Jahren Fahrradfahrerin aus Leidenschaft und hält für den ADFC vor allem die Interessen von Radfahrern in Wegberg im Blick. Was das Thema Fahrradfahren angeht, gibt es nach ihrer Einschätzung in der Mühlenstadt Licht und Schatten. Zu erkennen sei, dass Radfahren in Wegberg an Bedeutung gewinne – auch im Stadtrat und bei der Verwaltung.
Mit ihrem flachen Profil und den attraktiven Strecken vorbei an Motten und Mühlen biete Wegberg viel Potenzial für Radfahrer – wären da nicht die vielen holprigen Radwege und die für Radfahrer mitunter heiklen Wegeführungen, beispielsweise in Uevekoven. Dort gibt es in der engen Ortsdurchfahrt keinen parallelen Weg, auf den Radfahrer ausweichen könnten. Hinzu kommt, dass dort viel Schwerlastverkehr unterwegs ist und die Geschwindigkeit der Autofahrer an den Ortseingänge kaum gedrosselt wird, sondern, zumindest aus Richtung Wegberg, durch die langgezogene Rechtsabbiegerspur noch beschleunigt und dort die Achse für Fuß- und Radverkehr unterbrochen wird. „Ich habe für mich keine Antwort auf die Frage, ob ich guten Gewissens ein zehnjähriges Kind die Strecke alleine zu Fuß oder mit dem Rad gestatten würde“, sagt Conny Boxberg, die an dieser Stelle großen Handlungsbedarf sieht, zumal dort zurzeit auch noch ein neues Gewerbegebiet mit einer Tankstelle erschlossen wird.
Positiv sieht Conny Boxberg, dass an der Wegberger Mühle zehn Fahrradstellplätze eingerichtet wurden. Sie lobt außerdem die Zusammenarbeit
der örtlichen Fahrradverbände mit der Wegberger Stadtverwaltung, beispielsweise bei dem Leuchtturmprojekt des Radwegs Roermond-Roerdalen-Wegberg-Mönchengladbach. Als gelungen bezeichnet Boxberg außerdem die Aufwertung des Wegen zwischen dem Wanderparkplatz am Deutschen Eck in Dalheim und der Wanderhütte an Sechseichen.
Der ADFC freut sich darüber, dass mehrere Radwege, beispielsweise am Wegberger Grenzlandring, saniert werden. Die bestehenden Radwege in der Mühlenstadt sind überwiegend sehr alt. Schade findet Conny Boxberg, dass bei Sanierungen nicht immer bedacht werde, dass Radwege ausreichend breit sein müssen. Als Beispiel nennt sie den Radweg entlang der Landstraße bei Tüschenbroich: „Die Oberfläche ist nun top, aber dort tummeln sich neben Radfahrern auch Fußgänger und Kinderwagen sowie angeleinte Hunde, was bei Begegnungen mindestens eine Partei in den Graben zwingt“, sagt sie. Der Radweg zwischen Arsbeck und Klinkum, der vom Bauhof auf Vordermann gebracht wurde, hätte nach Meinung von Conny Boxberg komplett neu geplant und entlang der Römerstraße durch Bischofshütte nach Petersholz geführt werden müssen. „Das würde auf der Landstraße durch Klinkum Platz für sichere Gehwege schaffen und den Anwohnern die Parkplätze auf der Fahrbahn lassen, die verkehrsberuhigend wirken.“
Conny Boxberg bedauert, dass das Thema Radfahren bei der Verwaltung an unterschiedlichen Stellen angegangen werde. Sie nennt die Mühlenroute als Beispiel: Die Strecke sei attraktiv, biete Einkehrmöglichkeiten und könnte ein Tourismusmagnet sein. Doch bei der Wegweisung seien grundlegende Dinge nicht beachtet worden. „Radfahrer werden teilweise über ausgefahrene Feldwege geführt, obwohl gute und zum Teil sogar asphaltierte Alternativen bestehen.“Schade sei auch, dass die Route nicht mit dem Knotenpunktnetz des Kreises Heinsberg abgestimmt sei.
In Wegberg könne man sehr wohl gut Fahrradfahren, bilanziert Boxberg, „wenn man sicher im Sattel sitzt“, schränkt sie ein. Für Kinder und Senioren könne es an manchen Stellen schwierig werden. „Aber es ist zu erkennen, dass sich aus Sicht der Radfahrer in Wegberg langsam etwas zum Positiven ändert.“