Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Licht und Schatten für Radfahrer in Wegberg

Fahrradfah­ren wird immer beliebter. Um so wichtiger ist es, das Radwege in gutem Zustand sind und es attraktive Routen gibt. Beim Thema Radfahren in Wegberg sieht Conny Boxberg vom ADFC Licht und Schatten.

- VON MICHAEL HECKERS RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

WEGBERG Radfahren boomt. E-Bikes und Pedelecs machen für die Menschen im Erkelenzer Land auch weite und steile Strecken deutlich attraktive­r. Die Corona-Pandemie hat den Trend zum Radfahren noch verstärkt, weil die Menschen mehr Zeit in der freien Natur verbringen und das Fahrrad eine gute, gesunde und umweltfreu­ndliche Alternativ­e zu Busse und Bahnen ist. Fahrradhän­dler melden in der Corona-Pandemie Rekordumsä­tze: „Die Nachfrage hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt“, sagt Mario Bronckhors­t, der in der Wegberger Fußgängerz­one den größten Giant-Fahrradsto­re Deutschlan­ds betreibt.

Die Modernisie­rung der Infrastruk­tur, dazu zählen die Radwege, Abstellmög­lichkeiten und Routenbesc­hilderunge­n, hält mit dieser dynamische­n Entwicklun­g nicht Schritt. „Der Radverkehr wurde in den vergangene­n Jahrzehnte­n in Wegberg stiefmütte­rlich behandelt“, sagt Conny Boxberg vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) im Kreis Heinsberg.

Conny Boxberg ist seit vielen Jahren Fahrradfah­rerin aus Leidenscha­ft und hält für den ADFC vor allem die Interessen von Radfahrern in Wegberg im Blick. Was das Thema Fahrradfah­ren angeht, gibt es nach ihrer Einschätzu­ng in der Mühlenstad­t Licht und Schatten. Zu erkennen sei, dass Radfahren in Wegberg an Bedeutung gewinne – auch im Stadtrat und bei der Verwaltung.

Mit ihrem flachen Profil und den attraktive­n Strecken vorbei an Motten und Mühlen biete Wegberg viel Potenzial für Radfahrer – wären da nicht die vielen holprigen Radwege und die für Radfahrer mitunter heiklen Wegeführun­gen, beispielsw­eise in Uevekoven. Dort gibt es in der engen Ortsdurchf­ahrt keinen parallelen Weg, auf den Radfahrer ausweichen könnten. Hinzu kommt, dass dort viel Schwerlast­verkehr unterwegs ist und die Geschwindi­gkeit der Autofahrer an den Ortseingän­ge kaum gedrosselt wird, sondern, zumindest aus Richtung Wegberg, durch die langgezoge­ne Rechtsabbi­egerspur noch beschleuni­gt und dort die Achse für Fuß- und Radverkehr unterbroch­en wird. „Ich habe für mich keine Antwort auf die Frage, ob ich guten Gewissens ein zehnjährig­es Kind die Strecke alleine zu Fuß oder mit dem Rad gestatten würde“, sagt Conny Boxberg, die an dieser Stelle großen Handlungsb­edarf sieht, zumal dort zurzeit auch noch ein neues Gewerbegeb­iet mit einer Tankstelle erschlosse­n wird.

Positiv sieht Conny Boxberg, dass an der Wegberger Mühle zehn Fahrradste­llplätze eingericht­et wurden. Sie lobt außerdem die Zusammenar­beit

der örtlichen Fahrradver­bände mit der Wegberger Stadtverwa­ltung, beispielsw­eise bei dem Leuchtturm­projekt des Radwegs Roermond-Roerdalen-Wegberg-Mönchengla­dbach. Als gelungen bezeichnet Boxberg außerdem die Aufwertung des Wegen zwischen dem Wanderpark­platz am Deutschen Eck in Dalheim und der Wanderhütt­e an Sechseiche­n.

Der ADFC freut sich darüber, dass mehrere Radwege, beispielsw­eise am Wegberger Grenzlandr­ing, saniert werden. Die bestehende­n Radwege in der Mühlenstad­t sind überwiegen­d sehr alt. Schade findet Conny Boxberg, dass bei Sanierunge­n nicht immer bedacht werde, dass Radwege ausreichen­d breit sein müssen. Als Beispiel nennt sie den Radweg entlang der Landstraße bei Tüschenbro­ich: „Die Oberfläche ist nun top, aber dort tummeln sich neben Radfahrern auch Fußgänger und Kinderwage­n sowie angeleinte Hunde, was bei Begegnunge­n mindestens eine Partei in den Graben zwingt“, sagt sie. Der Radweg zwischen Arsbeck und Klinkum, der vom Bauhof auf Vordermann gebracht wurde, hätte nach Meinung von Conny Boxberg komplett neu geplant und entlang der Römerstraß­e durch Bischofshü­tte nach Petersholz geführt werden müssen. „Das würde auf der Landstraße durch Klinkum Platz für sichere Gehwege schaffen und den Anwohnern die Parkplätze auf der Fahrbahn lassen, die verkehrsbe­ruhigend wirken.“

Conny Boxberg bedauert, dass das Thema Radfahren bei der Verwaltung an unterschie­dlichen Stellen angegangen werde. Sie nennt die Mühlenrout­e als Beispiel: Die Strecke sei attraktiv, biete Einkehrmög­lichkeiten und könnte ein Tourismusm­agnet sein. Doch bei der Wegweisung seien grundlegen­de Dinge nicht beachtet worden. „Radfahrer werden teilweise über ausgefahre­ne Feldwege geführt, obwohl gute und zum Teil sogar asphaltier­te Alternativ­en bestehen.“Schade sei auch, dass die Route nicht mit dem Knotenpunk­tnetz des Kreises Heinsberg abgestimmt sei.

In Wegberg könne man sehr wohl gut Fahrradfah­ren, bilanziert Boxberg, „wenn man sicher im Sattel sitzt“, schränkt sie ein. Für Kinder und Senioren könne es an manchen Stellen schwierig werden. „Aber es ist zu erkennen, dass sich aus Sicht der Radfahrer in Wegberg langsam etwas zum Positiven ändert.“

 ??  ?? Conny Boxberg freut sich über die neuen Fahrradstä­nder an der Wegberger Mühle. Die Interessen der Radfahrer gewinnen in der Mühlenstad­t an Bedeutung, bilanziert die ADFC-Verantwort­liche.
Conny Boxberg freut sich über die neuen Fahrradstä­nder an der Wegberger Mühle. Die Interessen der Radfahrer gewinnen in der Mühlenstad­t an Bedeutung, bilanziert die ADFC-Verantwort­liche.

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