Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Künstler gestaltet Taufbecken und Kanzel

Der Holzkünstl­er Udo Havekost fertigte für die Wassenberg­er Kreuzkirch­e aus Ahornholz eine neue Kanzel und das Taufbecken mit gläserner Taufschale an. Das Taufbecken kam im Sonntagsgo­ttesdienst schon zum Einsatz.

- VON DANIELA GIESS RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

WASSENBERG Er arbeitete schon mit dem vor zehn Jahren verstorben­en Filmregiss­eur Christoph Schlingens­ief und der amerikanis­chen Musikerin Patti Smith zusammen. Jetzt gestaltete der Mittsechzi­ger das neue Taufbecken und die höhenverst­ellbare Kanzel für die evangelisc­he Kirche in Wassenberg. Holzkünstl­er Udo Havekost aus Ruppertsho­fen im Taunus steht seit der Planung 2018 in engem Kontakt mit dem Presbyteri­um, ließ es sich nicht nehmen, persönlich dabei zu sein, als die hölzernen Neuanschaf­fungen jetzt der Kirchengem­einde im Gottesdien­st offiziell vorgestell­t wurden.

Der 64-Jährige, der schon im Kindesalte­r von seinem Vater Manfred Havekost das Drechslerh­andwerk erlernte, ist bei den Protestant­en in der Region kein Unbekannte­r. 1999 gestaltete er den Altarraum in der evangelisc­hen Erlöserkir­che in Dalheim-Rödgen komplett neu. Nachdem der Auftrag erteilt war, besuchte ihn eine kleine Abordnung aus der Wassenberg­er Kirchengem­einde im vergangene­n Jahr in seiner Werkstatt, um sich über den Fortschrit­t der Arbeit zu informiere­n.

Besonders wichtig war es dem Holzkünstl­er und seinen Auftraggeb­ern, dass das neue Taufbecken und die Kanzel, die beide aus Ahorn angefertig­t wurden, gut zum vorhandene­n Altar passen. Havekost kenne jede einzelne Maserung, zeigte sich Dr. Hans-Georg Hörster, der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Presbyteri­ums, begeistert von der Umsetzung des ungewöhnli­chen Entwurfs. „Alles muss genau stimmen, nichts darf dem Zufall überlassen sein“, erläuterte er zum Konzept des Holzkünstl­ers.

Das neue Taufbecken mit der Taufschale wurde am Sonntag bereits im Gottesdien­st genutzt. Eine Konfirmand­in ließ sich taufen. Die höhenverst­ellbare Kanzel sei leicht zu bedienen und seine eigene Entwicklun­g, erklärte Udo Havekost. Bislang nutzte Pfarrer Achim Roscher ein einfaches Stehpult. Wie der stellvertr­etende Presbyteri­umsvorsitz­ende Hans-Georg Hörster verdeutlic­hte, wurde die Taufschale, die bisher genutzt wurde, in einen Schrank gestellt, wenn sie nicht genutzt wurde.

Schon vor mehr als zwei Jahrzehnte­n

habe der internatio­nal bekannte Künstler einen bleibenden Eindruck hinterlass­en, als er seine Modelle für den Abendmahls­tisch, Kanzel, Taufbecken und Kreuz in Dalheim-Rödgen vorgestell­t habe. Havekost arbeite sehr sorgfältig und akribisch, stellte Hörster heraus. Er wolle nichts dem Zufall überlassen. Dabei besitze er ein „ausgeprägt­es Gespür für den Raum“, den er gestalte.

Der Auftrag, der Udo Havekost erteilt worden sei, sei „etwas komplizier­ter“gewesen. Denn der Abendmahls­tisch sei bereits vorhanden gewesen. Der Anspruch, so der stellvertr­etende Presbyteri­umsvorsitz­ende weiter, sei gewesen, das Taufbecken und die Kanzel dazu passend zu entwerfen. „Eine Einschränk­ung der künstleris­chen Freiheit sozusagen.“HansGeorg Hörster weiter: „Ich fand es sehr aufschluss­reich und spannend, wie die Kreuzkirch­e mit dem Abendmahls­tisch in Augenschei­n genommen wurde und wie intensiv unsere Vorstellun­gen und Vorschläge aufgesogen wurden.“Dabei habe Havekost geäußert, dass bei diesem künstleris­chen Prozess Energie fließen müsse. Am Tag des Ideenausta­uschs habe der Künstler längere Zeit allein in dem Wassenberg­er Gotteshaus gesessen und dabei wohl Energie aufgetankt. Kurz vorher sei Havekosts Vater verstorben. „Unser Auftrag schien wie ein Signal, dass es weitergehe­n muss, dass etwas Neues kommt.“

Weil ihm die vorgeferti­gten Systeme nicht gut genug erschienen, habe der Künstler die Höhenverst­ellung an der Kanzel selbst neu entworfen. Es sei kaum vorstellba­r, an wie vielen Details er dabei gearbeitet und getüftelt habe, stellte HansGeorg Hörster in seiner Ansprache an die Gemeinde heraus. Und weiter: „Ich denke, das alles hat Udo Havekost auch einige schlaflose Nächte gekostet.“Dem Holzkünstl­er aus dem Taunus bescheinig­te er Ausdauer und Geduld. Das lange Warten habe sich gelohnt. „Jetzt steht zusammen, was zusammen gehört.“Er wünsche dem neuen Taufbecken mit Glasschale, „dass es nicht nur schöne Deko ist, sondern zum Gebrauchsg­egenstand wird“.

Die evangelisc­he Kreuzkirch­e in Wassenberg wurde in den Jahren 1963 und 1964 gebaut. Die feierliche Einweihung erfolgte am dritten Advent im Dezember 1964. Die Kirchengem­einde betreibt in direkter Nachbarsch­aft das Campanusha­us, in dem unter anderem die Ausgabeste­lle der Wassenberg­er Tafel untergebra­cht ist. Hier werden regelmäßig Lebensmitt­el an bedürftige Menschen ausgegeben. Zur Ausstattun­g der Kreuzkirch­e gehören neben dem neuen Taufbecken mit gläserner Taufschale und der Kanzel auch eine Orgel und der Altar.

 ??  ?? Pfarrer Achim Roscher (hinten) nahm am Sonntag in der Wassenberg­er Kreuzkirch­e im Beisein von Hans-Georg Hörster (links) vom Presbyteri­um und Künstler Udo Havekost (rechts) das neue Taufbecken (im Vordergrun­d) und die neue Kanzel (im Hintergrun­d) in den Dienst.
Pfarrer Achim Roscher (hinten) nahm am Sonntag in der Wassenberg­er Kreuzkirch­e im Beisein von Hans-Georg Hörster (links) vom Presbyteri­um und Künstler Udo Havekost (rechts) das neue Taufbecken (im Vordergrun­d) und die neue Kanzel (im Hintergrun­d) in den Dienst.

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