Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Bäume blockieren den neuen Radweg
An der Max-Reger-Straße in Rheindahlen entsteht eine neue Spur für Fahrradfahrer. Allerdings stehen auf der Strecke mehrere natürliche Hindernisse im Weg. Nach Ansicht des ADFC ist die Planung schief gelaufen.
RHEINDAHLEN Als Maria Terstappen den neuen Radweg an der Max-Reger-Straße das erste Mal sah, glaubte sie an einen Gastauftritt in der Fernsehsendung „Verstehen Sie Spaß?“. Fahrradfahrer müssten dort Bäumen ausweichen. „Es kann doch nicht sein, dass ein Radweg durch einen Baum komplett unterbrochen wird“, sagt Terstappen, die bald in eine Wohnung gleich gegenüber von der Baustelle zieht. Auch Fußgänger müssten schauen, dass sie nicht auf die viel befahrene Straße ausweichen müssten.
„Die Bäume waren und sind Engstellen“, sagt ein Stadtsprecher. Die Verwaltung begründet die Planung mit Naturschutz. Es sollen so viele Bäume wie möglich erhalten bleiben. Da für den neuen Radweg bereits zwei sehr große, aber auch kranke Bäume weichen mussten, sollten die gesunden Pflanzen gerettet werden. Der Plan der Stadt sieht vor, die Flächen um die Bäume herum mit feinem Splitt und einem speziellen Verfahren, bei dem der Untergrund bewässert wird, zu verdichten und so den Radweg ohne Asphalt noch zusammenzuführen. „Nach der Fertigstellung kann man am Baum vorbeifahren“, sagt der Sprecher.
Mit dieser Methode werden nach Angaben der Stadt insgesamt zehn Bäume erhalten und gleichzeitig dafür gesorgt, dass der Radweg wieder in einem verkehrssicheren und guten Ausbauzustand ist, was insbesondere für die Anbindung des Schulzentrums in Rheindahlen wichtig sei. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bleiben sogar alle Bäume erhalten. Dort wird ein neuer Radweg mit einer dünn gestrichelten Linie am Rand der Fahrbahn markiert. „Andere Lösungen sind aufgrund der geringen Fahrbahnbreite nicht möglich“, sagt der Stadtsprecher. Insgesamt fließen rund 250.000 Euro in den Bau.
Derzeit prüft die Verwaltung noch, ob der neue Radweg überhaupt verpflichtend von Radfahrern benutzt werden muss oder diese auch auf der Straße fahren dürfen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) aus Mönchengladbach spricht sich klar gegen eine Pflicht aus. „Es ist eigentlich nicht denkbar, dass Radfahrende diesen sogenannten Radweg benutzen müssen, weil Gehweg und rot gepflasterter Teil jeweils viel zu schmal sind und damit nicht dem technischen Regelwerk entsprechen“, sagt Thomas Maria Claßen, Mitglied im Vorstand vom ADFC Mönchengladbach.
Eigentlich müssten Rad- und Gehweg mindestens zwei Meter breit seien, um der aktuellen Norm zu entsprechen. Dies sei allerdings nicht der Fall. Und um Kollisionen zu vermeiden, müssten eigentlich alle Bäume mit rot-weißen Warnbaken versehen werden. Besser wäre es nach Ansicht von Claßen daher, es Fahrradfahrern zu erlauben, auch auf der Straße zu fahren. Dafür müssten jedoch andere Vorkehrungen getroffen werden. „Damit Radfahrende sicher auf der Fahrbahn fahren können, halten wir Tempo 30, besser 20, auf der gesamten Max-Reger-Straße für unverzichtbar“, sagt Claßen.
Der ADFC hat nach eigenen Angaben bereits im Oktober 2019 die Verwaltung und Politik dringend darum gebeten, die Planung zu ändern. „Leider vergeblich“, so Claßen. „Wir hatten damals eine durchgehende Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h vorgeschlagen, verbunden mit baulichen Maßnahmen, wie Drempeln“, ergänzt er. „Dann hätten Radfahrer auf der Fahrbahn fahren können und den Gehweg hätten Fußgänger für sich nutzen können.“Nun müssen sich Radfahrer und Fußgänger wohl mit den Bäumen arrangieren.
Terstappen begrüßt es zwar sehr, dass Bäume erhalten bleiben. Bezüglich des Radweges hätte sie sich aber ebenfalls eine andere Lösung gewünscht. Sie und ihr Mann fühlen sich in einem falschen Film, wenn sie den Radweg an ihrer neuen Heimat betrachten. „Mönchengladbach, eine fahrradfreundliche Stadt, da kann ich wirklich nur lachen“, sagt sie.