Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Zahl der Intensivpa­tienten scheint sich zu stabilisie­ren

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Die Sterblichk­eit schwerstkr­anker Covid-19-Patienten auf Intensivst­ationen hat sich verringert. Zu verdanken sei dies wohl dem Medikament Dexamethas­on, sagte Christian Karagianni­dis, Leiter der Lungenklin­ik Köln-Merheim, am Mittwoch auf einer Pressekonf­erenz der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin. „Wir verzeichne­n jetzt im Gegensatz zur ersten Welle extrem viele Patienten auf der Normalstat­ion“, erklärte Karagianni­dis weiter. Das sei auffällig und ein Effekt des Medikament­s, das ein Überreagie­ren des Immunsyste­ms unterdrück­e. „Aus unserer Sicht ist das der wahre Durchbruch bei der Behandlung.“

Dennoch sterben nach wie vor viele Covid-Patienten im Krankenhau­s – am Mittwoch wurde mit fast 500 Toten eine neue Höchstmark­e erreicht. Nach der Auswertung einer umfangreic­hen Studie, für die 10.000 hospitalis­ierte Patienten betrachtet wurden, sind laut Karagianni­dis Vorerkrank­ungen wie Bluthochdr­uck und Diabetes hinsichtli­ch des Sterberisi­kos zwar relevant, aber nicht alleine ausschlagg­ebend. „Der härteste Faktor ist das Alter“, so der Mediziner. Bei den über 80-Jährigen habe die Sterblichk­eit auf Intensivst­ationen über 70 Prozent gelegen, bei den über 75-Jährigen über 60 Prozent. Auf den Normalstat­ionen seien 34 Prozent der über 80-Jährigen gestorben.

Mit Blick auf die kommenden Wochen ist Karagianni­dis vorsichtig optimistis­ch. Zum einen zeige der Vergleich mit anderen Ländern, dass Deutschlan­d über hohe medizinisc­he Ressourcen verfüge, was das Sterberisi­ko verringere. So seien hierzuland­e auf Normalstat­ionen insgesamt 16 Prozent der Patienten gestorben, in England aber etwa 30 Prozent.

Zum anderen zeichne sich ab, dass man, was die Zahl der Intensivpa­tienten angehe, in eine Stabilisie­rungsphase eintrete. „Vorausgese­tzt, dass wir uns an Weihnachte­n nicht so viele Neuinfekti­onen einhandeln“, sagte Karagianni­dis. Das Thanksgivi­ng-Fest in Kanada zum Beispiel habe sich als Ansteckung­streiber erwiesen. Jeder Einzelne könne also mit seinem Verhalten dazu beitragen, dass die Situation nicht weiter eskaliere.

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