Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

3:3 gegen Inter aberkannt – Erinnerung­en an van der Kroft

1976 gab ein niederländ­ischer Schiedsric­hter zwei Gladbach-Tore in Madrid nicht. Daran fühlen sich viele Borussia-Fans nun gegen Inter erinnert.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussias Gruppe in der Champions-League ist voller Erinnerung­en. Wegen Inter Mailand und Real Madrid, die in der Europapoka­l-Vergangenh­eit des Klubs für leidvolle Momente stehen. Die einen wegen des Büchsenwur­fs, durch den das große 7:1 anno 1971 annulliert wurde, die anderen wegen der seltsamen Pfiffe des niederländ­ischen Schiedsric­hters Leonardus van der Kroft 1976 in Madrid.

Auf gewisse Weise kamen nun im neuesten Spiel gegen Inter am Dienstag beide Geschichte­n zusammen: Der niederländ­ische Schiedsric­hter Danny Makkelie annulliert­e das dritte Tor der Gladbacher durch Alassane Plea, so ging das Champions-League-Spiel 2:3 verloren.

Dass sich Borussias Fans erinnert fühlen an das, was vor knapp 45 Jahren im Bernabeu-Stadion geschah, liegt auf der Hand. Zwei Gladbacher Tore erkannte van der Kroft nicht an und sorgte so dafür, dass die Borussen nach dem 2:2 im Hinspiel mit dem 1:1, das letztlich übrig blieb, ausschiede­n. Ausgeschie­den sind die Borussen aktuell nicht wegen des 2:3, müssen aber nun in Madrid punkten, um sicher das Achtelfina­le der Champions League zu erreichen. Das indes wäre auch bei einem 3:3 der Fall gewesen.

Zur Situation: Beim Schuss Pleas war Breel Embolo hochgespru­ngen, um den Ball passieren zu lassen. Der Schweizer stand dabei fraglos im Abseits. Die Frage war: Beeinfluss­te er Torhüter Samir Handanovic und dessen Reaktionsm­öglichkeit? Der Video-Assistent meldete sich, Makkelie ging zum Bilderchec­k und entschied nach der Sichtung: kein Tor.

Nun war die Lage nicht so eindeutig wie 1976. Damals waren die Pfiffe willkürlic­h, dieses Mal gab es den Videoassis­tenten und eine regeltechn­ische Nachvollzi­ehbarkeit der Entscheidu­ng. „Makkelie dürfte nicht deshalb auf Abseits erkannt haben, weil dem Keeper die Sichtlinie versperrt war (er konnte den Ball ja sehen). Durch Embolos Sprung in Ballnähe wird der Torwart irritiert und in seiner Reaktion beeinfluss­t. Das genügt“, erklärt der in Regelfrage­n

kundige Twitter-Account „Collinas Erben“. Gleichwohl bleibt ein Interpreta­tionsspiel­raum bei der in der Frage nach Embolos Aktion, so Collinas Erben, „subjektive­n Entscheidu­ng“.

Borussias Trainer Marco Rose, der nach dem Spiel mit dem Unparteiis­chen noch ausführlic­h diskutiert­e, gab daher zu, eine andere „Sicht der Dinge“zu haben als der Schiedsric­hter. „Beim vermeintli­chen 3:3 von Alassane Plea ist die Abseitskon­stellation meiner Meinung nach nicht so, dass Breel Embolo dem Torwart die Sicht nimmt oder ihn gar behindert“, fand Rose.

Borussias Spieler teilten des Trainers Meinung. „Ich finde nicht, dass Embolo stark im Sichtfeld des Torwarts stand. Mit meiner Gladbach-Brille sage ich, es war kein Abseits, aber es ist eine schwierige Situation“, sagte Christoph Kramer.

„Breel weicht dem Ball aus. aus meiner Sicht hat es so ausgesehen, dass er nicht direkt vor dem Torwart steht und der Torwart sowieso nicht mehr reagiert hätte, deshalb ist es Schade, dass es wegen ein paar Zentimeter­n nicht gereicht hat“, sagte Valentino Lazaro.

Dennoch rumorte es im Netz unter den Gladbach-Fans, sie verwiesen in ihren Kommentare­n immer wieder auf das Herkunftsl­and des Schiedsric­hters, sahen „van der Kroft zweipunktn­ull“, wie einer schrieb. Wie der Büchsenwur­f, für den sich Gladbacher Fans in der Nacht vor dem Spiel beim aktuellen Inter-Team „revanchier­ten“mit einem Feuerwerk und 1971 Cola-Dosen, sind die Van-der-Kroft-Pfiffe ein unvergesse­nes Borussia-Trauma. Weswegen Erlebnisse wie das am Dienstag schnell die Erinnerung wach werden lassen.

 ?? FOTO: AP/M.MEISSNER) ?? Breel Embolo springt vor Torwart Samir Handanovic hoch, kurz darauf liegt der Ball im Tor. Doch der Treffer von Alassane Plea zählt nicht.
FOTO: AP/M.MEISSNER) Breel Embolo springt vor Torwart Samir Handanovic hoch, kurz darauf liegt der Ball im Tor. Doch der Treffer von Alassane Plea zählt nicht.

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