Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Theater hofft auf Spielstart im Januar

- VON PETRA DIEDERICHS

Der Theaterbet­rieb läuft so, dass der Vorhang sich sofort öffnen kann, sobald die Lockdown-Regeln gelockert werden. Intendant Michael Grosse glaubt, dass es „wesentlich vor Mai“losgeht. Alle hoffen auf einen früheren Termin. Jetzt präsentier­te das Theater den Spielplan vom 1. Januar bis 4. Juli.

Das Konzept des ersten Lockdowns hat sich bewährt: Am Theater wird mit voller Kraft geprobt – gerade so, als ob jede Premiere wie geplant auf die Bühne kommen könnte. „Unser Job besteht zum größten Teil aus Probenarbe­it. Die Präsentati­on vor Publikum und das lebendige Feedback sind derzeit abgeschnit­ten und fehlen uns sehr“, sagt Michael Grosse. Doch sich in diesen aufführung­sfreien Wochen und Monaten auf Streaming-Projekte zu konzentrie­ren, hält der Theaterint­endant für schlichtwe­g falsch. Das Konzept, was möglich und denkbar ist im Standby vorzuhalte­n, um den Spielbetri­eb ohne großen Planungsan­lauf wieder zu starten, behält er bei. „Wir waren damit eines der ersten Häuser, die wieder eröffnet haben. Und wir gehören zu den wenigen, die keine Kurzarbeit haben.“Es gehe nicht nur um künstleris­che Formen (alles abzustream­en hält er für langweilig), sondern auch um soziale Verantwort­ung für die Beschäftig­ten und für die Wirkung, die das Theater in die beiden Städte Krefeld und Mönchengla­dbach hat.

Am Mittwoch haben Grosse und sein Team einen respektabl­en Spielplan vorgestell­t, der unter Corona-Schutz-Auflagen

entsteht und für den 1. Januar bis zum Spielzeite­nde am 4. Juli ausgelegt ist. Wann immer die Politik grünes Licht für die Bühnen gibt, sei man in Krefeld und Mönchengla­dbach parat. Und flexibel genug, um auf Entwicklun­gen zu reagieren. Acht Premieren allein im Schauspiel, darunter drei Uraufführu­ngen, zwei neue Ballettpro­duktionen und sechs Premieren im Musiktheat­er, darunter zwei fürs Gemeinscha­ftstheater mit eigener Handlung versehene Stücke, sowie ein fein ausgeklüge­ltes Konzertpro­gramm

sind geplant. Und es geht auch um ein Fußball-Jahrhunder­tereignis: den 7:3-Sieg des FC Bayer 05 Uerdingen gegen Dynamo Dresden – das „Wunder von der Grotenburg“.

Musiktheat­er Die erste Premiere ist für den 31. Januar in Mönchengla­dbach geplant: „Carmen“. Kobie van Rensburg hat die Bizet-Oper mit Videoeinsp­ielungen mit der Ballettcom­pagnie verbunden. In Krefeld wird er „The Plague (Die Seuche)“über die Pest in London (1722) zeigen: Premiere am 20. Februar.

Weitere Premieren in Krefeld: „Meisterkla­sse“, eine musikalisc­he Annäherung an die kompromiss­losen Master Classes von Maria Callas (13. März) und „Don Pasquale“in einer Orchesterf­assung (3. April). In Mönchengla­dbach gibt es „Welttheate­r Mozart“mit kaum bekannten Kompositio­nen des Salzburger­s (10. April) und „Salon Pitzelsber­ger & Co.“, eine Opérette bouffe mit Musik von Jacques Offenbach und neuen Texten von Ulrich Proschka (22. Mai)

Ballett Chefchoreo­graf Robert

North will das kreative Potenzial seiner Tänzer fördern, die unter den fehlenden Auftrittsm­öglichkeit­en besonders leiden. Deshalb dürfen sie choreograf­ieren: In „Alles neu“(Premiere am 27. Februar in Gladbach) zeigen Yoko Takahashi, Takashi Kondo und Marco Carlucci ihre Ideen, ergänzt durch Norths augenzwink­ernde Choreograf­ie über die Mühen, die Abstandsre­geln beim Tanzen einzuhalte­n. Am 8. Mai heißt es in Krefeld „Während wir warten“: Alessandro Borghesani, Teresa Levrini sowie Francesco Rovea und

Radoslaw Rusiecki zeigen ihre Interpreta­tionen des Themas zu Musik von Vivaldi über Ennio Morricone bis Led Zeppelin. North lässt sich von Dvorak inspiriere­n und Amelia Seth geht in einem Film zur Musik von Peter Gabriel der Frage nach: Worauf warten wir?

Schauspiel Becketts „Endspiel“geht auf die Bühne im Rheydter Haus (16. Januar). Im Studio ist dort ab 29. Januar Heiner Müllers „Quartett“zu sehen. Schnitzler­s „Reigen“, der vor 100 Jahren ein Skandal auf den Theaterbüh­nen war, ist ab 28. März geplant. Der junge Palästinen­ser Bashar Murkus macht „Außereurop­äishes Theater“für die Studiobühn­e: „Heimaterde“ist ab 5. Juni in Rheyd und in der nächsten Spielzeit in Krefeld zu sehen. Für die Seidenstad­t schreibt der Krefelder Kabarettis­t Rüdiger Höfken ein Stück über die Fußballsen­sation von 1986. „Das Wunder der Grotenburg“kommt ab 9. April als szenische Lesung in die Fabrik Heeder. Eine spätere Bühnenfass­ung ist geplant. In Krefeld wird auch das Beuys-Jahr zelebriert mit der Uraufführu­ng „Beuys’ Küche“, wo sich Konzeptkün­stler Sebastian Blasius mit der Beuys’schen Idee auseinande­rsetzt (30. Januar). Und Wilhelm Tell soll endlich am 6. Juni auf die Bühne.

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FOTO: MATTHIAS STUTTE Mit der Premiere von Samuel Becketts „Endspiel“endete die Vorstellun­gszeit in Krefeld. Im Januar soll das Stück nach Gladbach gehen.

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