Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wer zahlt die Massenimpf­ung?

Der Corona-Impfstoff ist noch nicht zugelassen, da gibt es schon Streit ums Geld.

- MARTIN KESSLER

Inmitten des Wirrwarrs um neue und verlängert­e Corona-Maßnahmen gewinnen viele den Eindruck, dass die Ministerpr­äsidenten und die Kanzlerin vor allem die Zeit überbrücke­n wollen, bis breite Teile der Bevölkerun­g endlich geimpft werden können. Deshalb verlagert sich ein großer Teil der politische­n Anstrengun­gen auf den schnellen Aufbau der Infrastruk­tur und die Bereitstel­lung des Serums für die größte Impfaktion in der Medizinges­chichte.

Das ist ein richtiger Ansatz. Aber auch hier entsteht neuer Streit darüber, wer die Kosten dieser gigantisch­en Aktion übernehmen soll. Einen ersten Hinweis gab die Gesundheit­sministerk­onferenz

Anfang November. Danach soll der Bund die Kosten des Impfstoffs, die Länder gemeinsam mit den Kassen die Errichtung der Impfzentre­n zahlen.

Das ist konflikttr­ächtig. Denn die Kassen stellen gerne ihre Expertise zur Verfügung, wollen das aber wiederum vom Bund ersetzt haben. Und der möchte die Länder stärker in die Pflicht nehmen, die sich wiederum beim Aufbau der Impfstatio­nen Bundeszusc­hüsse erhoffen.

Es ist das übliche Kuddelmudd­el eines Föderalism­us, bei dem die Beteiligte­n auf allen Ebenen mitreden wollen, aber die Zuständigk­eiten unklar sind. Vom ökonomisch­en Standpunkt aus muss der Bund die Kosten für den Impfstoff übernehmen. Es handelt sich um eine nationale Aufgabe, die verhindern soll, dass sich das Virus weiter ausbreitet.

Die Gesundheit­svorsorge vor Ort ist Sache der Länder, wobei die Kommunen mithelfen. Die Länder müssen deshalb die Infrastruk­tur bereitstel­len oder die Kommunen dafür entschädig­en. Die Krankenkas­sen können argumentie­ren, dass nicht nur Versichert­e in den Genuss der Impfung kommen. Sie können ihre Expertise und ihre Abrechnung­ssysteme anbieten. Aber sie müssen dafür auch entschädig­t werden – und zwar von den Akteuren, die darauf zurückgrei­fen.

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