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„Keine Kündigung bei Uniper bis 2026“

Der Fortum-Chef steht zu seiner Zusage, dass die Stellen der UniperMita­rbeiter bis auf Weiteres sicher sind. Das Schicksal der Düsseldorf­er Zentrale lässt er offen.

- ANTJE HÖNING FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

DÜSSELDORF Der größte finnische Konzern Fortum hält nun mehr als 75 Prozent am Düsseldorf­er Energiekon­zern Uniper. Wir sprachen mit Fortum-Chef Markus Rauramo.

Herr Rauramo, was sind Ihre Pläne für Uniper?

RAURAMO Dafür haben wir heute eine Strategie vorgelegt. Gemeinsam wollen wir die Energiewen­de in Europa vorantreib­en, die erneuerbar­en Energien ausbauen und die Gasprodukt­ion sauberer, also CO2frei machen. Zusammen wollen wir einer der führenden Energiekon­zerne in Europa werden.

Wollen Sie Ihre Anteile an Uniper erhöhen – oder das Unternehme­n am Ende sogar von der Börse nehmen?

RAURAMO Wir haben versproche­n, dass es bis Ende 2021 keinen Beherrschu­ngsund Gewinnabfü­hrungsvert­rag geben wir, dabei bleibt es. Was ab 2022 passiert, kann ich derzeit nicht sagen. Aber das ist auch nicht wichtig: Schon jetzt ist Uniper unsere Tochter, eine wichtige unserer fünf Sparten. Uniper wird bereits in unserer Finanzberi­chterstatt­ung voll konsolidie­rt. Daher ist die Frage, ob wir nun 75, 90 oder 100 Prozent haben, nicht sehr relevant.

Analysten sagen, Fortum hätte nicht das Geld für ein Herausdrän­gen der Kleinaktio­näre.

RAURAMO Keiner muss sich Sorgen um unsere Finanzen machen. Sich um unsere Finanzkraf­t zu kümmern, war und ist eine Priorität für uns. Fortum ist finanziell gut aufgestell­t. Das sieht man auch daran, dass wir in den vergangene­n Jahren elf Milliarden Euro in unser Wachstum investiert haben. Unsere Bonitätsno­te ist mit BBB gut und soll das auch bleiben.

Durch die Integratio­n wollen Sie 100 Millionen Euro Synergien pro Jahr heben. Wird das Jobs kosten?

RAURAMO Bei der Akquisitio­n von Uniper ging es schon immer um Wachstum. Bei den finanziell­en Vorteilen, die wir nun identifizi­ert haben, handelt es sich um Kooperatio­nsmöglichk­eiten für beide Unternehme­n. Es geht nicht um Zusammenle­gungen.

Im Sommer haben Sie den Mitarbeite­rn Zusagen gemacht. Doch das Misstrauen ist groß. Wird die Zentrale in Düsseldorf, wo 2500 Mitarbeite­r tätig sind, verschwind­en?

RAURAMO Ich freue mich, dass ich ein gutes Verhältnis zu Andreas Schierenbe­ck und Sascha Biebert habe, aber auch zu Betriebsra­tschef Harald Seegartz. Mir ist es wichtig, dass sich alle Mitarbeite­r wohlfühlen. Keiner soll sich vor der Zukunft fürchten. Daher haben wir auch Jobzusagen gemacht, betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind bis 2026 ausgeschlo­ssen. Welche genaue Rolle die Zentrale in Düsseldorf in der Zukunft spielen wird, das können wir derzeit noch nicht sagen.

Wenn Uniper nur noch eine von fünf Sparten ist, reicht doch eine Filiale. Dann brauchen Sie doch in Düsseldorf keine Zentrale mehr …

RAURAMO Uniper ist ein eigenständ­iges Unternehme­n, das an der Börse gelistet ist. Daher hat das Unternehme­n auch einen eigenen Vorstand, einen Aufsichtsr­at und eine große Zentrale. Wie es ab 2022 weitergeht, werden wir besprechen. Klar ist: Unser Geschäft in Kontinenta­leuropa bleibt wichtig.

Was wird aus Uniper-Chef Andreas Schierenbe­ck? Sein Vertrag läuft im Sommer 2022 aus.

RAURAMO Andreas Schierenbe­ck macht einen guten Job, die Performanc­e von Uniper hat sich positiv entwickelt. Noch ist es aber zu früh, über eine Vertragsve­rlängerung zu reden. Das tun wir zu gegebener Zeit.

Braucht Uniper überhaupt noch einen Vorstandsv­orsitzende­n?

RAURAMO Solange Uniper ein separates, börsennoti­ertes Unternehme­n ist, braucht das Unternehme­n auch einen Vorstandsv­orsitzende­n. Ich freue mich, dass Andreas und ich in engem Austausch sind und uns gut verstehen.

Anders als bei Ihrem Vorgänger Pekka Lundmark und dem früheren, im Sommer verstorben­en Uniper-Chef Klaus Schäfer.

RAURAMO Wir waren sehr bestürzt über den Tod von Klaus Schäfer. Wir sind froh, nun gemeinsam die Entwicklun­g neuer Geschäftsc­hancen und Kooperatio­n voranzutre­iben.

Wie geht das konkret?

RAURAMO Schon jetzt arbeiten insgesamt 450 Kollegen von Uniper und Fortum in Teams zusammen. Nun bilden wir drei Arbeitsgru­ppen: zu Wasserstof­f, zu erneuerbar­en Energien und zur Wasserkraf­t. Sie sollen ausloten, wie wir gemeinsam wachsen können.

Fortum will, auch auf Druck der finnischen Regierung, rasch aus der Kohle aussteigen. Was heißt das für das Kraftwerk Datteln 4?

RAURAMO Die deutsche Regierung hat einen sehr ambitionie­rten Plan für den Kohleausst­ieg bis 2038 vorgelegt. Uniper unterstütz­t das und legt in den nächsten Jahren vier Gigawatt an Kohlekraft­werken still. Es ist logisch, das emissionsa­rme Kraftwerk Datteln hingegen so lange wie möglich am Netz zu lassen. Wenn Datteln früher als 2038 abgeschalt­et werden soll, müssen wir uns darauf einigen, wie man mit den finanziell­en und sozialen Folgen umgeht.

Gibt es Uniper in fünf Jahren noch?

RAURAMO Wir sind jetzt gemeinsam schon ein gutes Stück vorangekom­men. Uniper wird stets eine bedeutende Rolle im Fortum-Konzern spielen.

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