Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gastronome­n fordern Perspektiv­e für Öffnung

Viele Wirte in Nordrhein-Westfalen warten noch auf die Abschlagsz­ahlungen aus der versproche­nen Novemberhi­lfe.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Rund 15 Milliarden Euro im November, gar 20 Milliarden Euro im Dezember – die staatliche­n Hilfen für die durch die Corona-Krise gebeutelte­n deutschen Unternehme­n sind gewaltig. Und es werden weitere Hilfen nötig werden, weil der Teil-Lockdown zumindest bis zum 10. Januar weitergeht. Damit bleiben unter anderem die Gaststätte­n geschlosse­n. Manche fürchten, dass das nicht reichen wird und die Gaststätte­n sogar bis ins Frühjahr geschlosse­n bleiben müssen.

Die Branche fordert jetzt klare Perspektiv­en von der Bundesregi­erung.

„Neben den immer dringender benötigten Auszahlung­en der versproche­nen Novemberhi­lfen, die jetzt im ersten Schritt in deutlich höheren Abschlagsz­ahlungen erfolgen müssen“, fordert der Deutsche Hotelund Gaststätte­nverband (Dehoga) NRW schon jetzt von der Politik, Rahmenbedi­ngungen für die Öffnungen der Branche festzulege­n. Es geht nicht nur um einen Öffnungste­rmin, sondern auch um die Frage, welche Betriebe unter welchen Voraussetz­ungen wie öffnen können“, erklärte Dehoga-NRW-Präsident Bernd Niemeier.

Doch diese Perspektiv­en will im Moment niemand in der Politik geben. Gleichzeit­ig löst die mögliche Umstellung vom teilweisen Umsatzausg­leich für November und Dezember auf die Erstattung von Fixkosten im Januar des kommenden Jahres neue Kritik aus. „Es ist gut und schön, wenn ich die Pacht erstattet bekomme, aber wovon soll ich selbst leben?“, fragt ein niederrhei­nischer Gastronom.

Als Alternativ­e bringt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) „die Orientieru­ng an den Fixkosten plus einen Gewinnaufs­chlag“ins Spiel. Das könnte sicherstel­len, dass kein Unternehme­n Verluste erleidet, erklären die IW-Experten. Dies gelte, sofern die variablen Kosten

tatsächlic­h vermieden werden könnten. Gleichzeit­ig könnte es „zu mehr Gerechtigk­eit zwischen Branchen und Wirtschaft­sbereichen beitragen, da die Unternehme­n mit hohen unvermeidb­aren Kosten relativ gesehen mehr Geld erstattet bekämen als Betriebe mit geringen Fixkostena­nteilen“, so das Institut.

Viele Gastronome­n in der Region warten auch noch auf die Auszahlung der Abschläge bei den Novemberun­d Dezemberhi­lfen. Die Stimmung in der Branche sei zunehmend von Frust und Hilflosigk­eit geprägt, beschreibt der Dehoga NRW. „Wir sind leer! Nicht nur unsere Betriebe, sondern auch unsere Köpfe. Wir sind Unternehme­r, keine Unterlasse­r, und dürfen seit Anfang November weder unternehme­n noch Gastgeber sein. Die Schließung­en sind gleichbede­utend mit einem Berufsverb­ot“, sagte Niemeier.

Dass Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) höhere Abschlagza­hlungen erwägt, ist aus Sicht der Branche eine zwingende Verbesseru­ng. „Was hilft es einem Wirt in der Düsseldorf­er Altstadt, wenn er 10.000 Euro Abschlag Ende Dezember erhält, wenn vorher schon 12.000 Euro an Pacht fällig geworden ist?“, heißt es in der Branche.

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