Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Auf den Füßen durch die Stadt.
Fußgänger wünschen sich längere Ampelphasen und sicherere Kreuzungen. Die Stadt arbeitet an Querungshilfen, Grün-Phasen – und an neuen Schulwegplänen.
MÖNCHENGLADBACH Wer sich fortbewegt, hat hat keine Wahl: Irgendwo ist jeder wenigstens ein paar Meter mal zu Fuß unterwegs (oder bei Gehbehinderung in oder mit einem Hilfsmittel). Und wenn es nur ein paar Schritte auf dem Weg zum geparkten Auto sind, zur Bushaltestelle, zum Zug, und selbst Radfahrer müssen ihr Zweirad hier und da auch mal schieben. Fußgänger sind alle wenigstens für kurze Zeit. Erstaunlich ist deshalb, dass Fußgänger zumindest in Mönchengladbach keine Lobby haben wie Fahrradfahrer (ADFC), Bus- oder Zugreisende (Fahrgastverbände) oder Autofahrer (ADAC). Wobei 9000 Mönchengladbacher Berufstätige nach einer Erhebung des Landes den täglichen Weg zur Arbeit zu Fuß zurücklegen.
Geht es nach der Stadt, dann hat man in den vergangenen Jahren trotzdem eine Menge für den Fußverkehr getan. „Wir haben enorm viel an Querungshilfen gearbeitet. Das hat die Arbeitsgemeinschaft der fußgänger- und fahrradfreundlichen Städte auch lobend hervorgehoben“, sagt Caprice Mathar, Mobilitätsbeauftragte der Stadt. Derzeit gebe es 93 Fußgängerüberwege (das sind die Zebrastreifen) und 254 Querungsstellen ( Verkehrsinseln).
Grundsätzlich fühlt sich ein Großteil der Passanten zwar relativ sicher auf den Gehwegen der Stadt, aber als größte Ärgernisse werden von Fußgängern neben Hindernissen auf Gehwegen auf dem zweiten Platz unsichere und unkomfortable Kreuzungen benannt. Das geht aus den Befragungen zum Masterplan Nahmobilität hervor, der 2017 aufgestellt wurde und für den mehr als 700 Fußgänger Fragen der Planer beantwortet haben. Rund 35 Prozent der Befragten wollten damals zuerst die Ampelschaltung für den Fußverkehr verbessern. 20,5 Prozent der befragten Fußgänger wollten als erstes Kreuzungen und Einmündungen sicherer machen. 9,5 Prozent der Befragten gaben an, sie würden häufiger zu Fuß gehen, wenn die Ampelschaltungen besser wären.
Die Stadt arbeite daran, Ampelphasen für Fußgänger zu verbessern, sagt Caprice Mathar. Technisch sei dies aber relativ anspruchsvoll. „Wenn irgendwo eine zu kurze Grün-Phase für Fußgänger auffällt, dann versuchen wir das zu ändern. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen wird eine Gehgeschwindigkeit zwischen 0,8 und 1,5 Metern pro Sekunde zugrunde gelegt. „Wir wollen uns da eher an den langsameren Gehern orientieren“, sagt Mathar.
Es gibt auch Bereiche, in denen es ganz ohne Ampeln und Vorfahrtsregeln geht. „Shared Space“nennt sich dieses Verkehrskonzept, also geteilter Raum. Es gibt keine Ampeln, keine Verkehrszeichen, keine Barrieren – alle Verkehrsteilnehmer bewegen sich gleichberechtigt im Raum. Es gelten also soziale Regeln, und zwar die der gegenseitigen Rücksichtnahme. Das gibt es auch in Mönchengladbach. Die Rheydter Innenstadt rund um die Harmoniestraße, Marktstraße und Stresemannstraße war in den 1990er Jahren Modellprojekt für „Shared Spaces“. In der Folge mussten dort zwar einige Poller aufgebaut werden, um Autos vom Parken abzuhalten. „Aber Rheydt ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Konzept funktioniert“, sagt Mathar.
Fußgänger, die besonders gefährdet sind, sind Kinder. Auf Schulwegen ist die Unfallgefahr besonders groß, auch wegen sogenannter Eltern-Taxis. Das Phänomen, dass Kinder mit dem Auto von den Eltern zur Schule gefahren werden, hat in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen. Deshalb sollen jetzt die Schulwegpläne neu erarbeitet werden. Das sind die Weg-Empfehlungen, die Schulen den Kindern (und vor allem den Kindern in den ersten und fünften Klassen) mitgeben. Die sollen 2021 vorliegen. „Wir hoffen, dass wir das auch als Web-Anwendung anbieten können“, sagt Mathar. „Wir wollen die Kinder dabei mitnehmen und über sie auch die Eltern erreichen. Kinder sollen ihre Eltern erziehen.“Das ist allerdings eine permanente Aufgabe, denn die Elternschaft in einer Schule ändert sich logischerweise jedes Jahr.