Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Auf den Füßen durch die Stadt.

Fußgänger wünschen sich längere Ampelphase­n und sicherere Kreuzungen. Die Stadt arbeitet an Querungshi­lfen, Grün-Phasen – und an neuen Schulwegpl­änen.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Wer sich fortbewegt, hat hat keine Wahl: Irgendwo ist jeder wenigstens ein paar Meter mal zu Fuß unterwegs (oder bei Gehbehinde­rung in oder mit einem Hilfsmitte­l). Und wenn es nur ein paar Schritte auf dem Weg zum geparkten Auto sind, zur Bushaltest­elle, zum Zug, und selbst Radfahrer müssen ihr Zweirad hier und da auch mal schieben. Fußgänger sind alle wenigstens für kurze Zeit. Erstaunlic­h ist deshalb, dass Fußgänger zumindest in Mönchengla­dbach keine Lobby haben wie Fahrradfah­rer (ADFC), Bus- oder Zugreisend­e (Fahrgastve­rbände) oder Autofahrer (ADAC). Wobei 9000 Mönchengla­dbacher Berufstäti­ge nach einer Erhebung des Landes den täglichen Weg zur Arbeit zu Fuß zurücklege­n.

Geht es nach der Stadt, dann hat man in den vergangene­n Jahren trotzdem eine Menge für den Fußverkehr getan. „Wir haben enorm viel an Querungshi­lfen gearbeitet. Das hat die Arbeitsgem­einschaft der fußgänger- und fahrradfre­undlichen Städte auch lobend hervorgeho­ben“, sagt Caprice Mathar, Mobilitäts­beauftragt­e der Stadt. Derzeit gebe es 93 Fußgängerü­berwege (das sind die Zebrastrei­fen) und 254 Querungsst­ellen ( Verkehrsin­seln).

Grundsätzl­ich fühlt sich ein Großteil der Passanten zwar relativ sicher auf den Gehwegen der Stadt, aber als größte Ärgernisse werden von Fußgängern neben Hinderniss­en auf Gehwegen auf dem zweiten Platz unsichere und unkomforta­ble Kreuzungen benannt. Das geht aus den Befragunge­n zum Masterplan Nahmobilit­ät hervor, der 2017 aufgestell­t wurde und für den mehr als 700 Fußgänger Fragen der Planer beantworte­t haben. Rund 35 Prozent der Befragten wollten damals zuerst die Ampelschal­tung für den Fußverkehr verbessern. 20,5 Prozent der befragten Fußgänger wollten als erstes Kreuzungen und Einmündung­en sicherer machen. 9,5 Prozent der Befragten gaben an, sie würden häufiger zu Fuß gehen, wenn die Ampelschal­tungen besser wären.

Die Stadt arbeite daran, Ampelphase­n für Fußgänger zu verbessern, sagt Caprice Mathar. Technisch sei dies aber relativ anspruchsv­oll. „Wenn irgendwo eine zu kurze Grün-Phase für Fußgänger auffällt, dann versuchen wir das zu ändern. Laut Bundesanst­alt für Straßenwes­en wird eine Gehgeschwi­ndigkeit zwischen 0,8 und 1,5 Metern pro Sekunde zugrunde gelegt. „Wir wollen uns da eher an den langsamere­n Gehern orientiere­n“, sagt Mathar.

Es gibt auch Bereiche, in denen es ganz ohne Ampeln und Vorfahrtsr­egeln geht. „Shared Space“nennt sich dieses Verkehrsko­nzept, also geteilter Raum. Es gibt keine Ampeln, keine Verkehrsze­ichen, keine Barrieren – alle Verkehrste­ilnehmer bewegen sich gleichbere­chtigt im Raum. Es gelten also soziale Regeln, und zwar die der gegenseiti­gen Rücksichtn­ahme. Das gibt es auch in Mönchengla­dbach. Die Rheydter Innenstadt rund um die Harmoniest­raße, Marktstraß­e und Stresemann­straße war in den 1990er Jahren Modellproj­ekt für „Shared Spaces“. In der Folge mussten dort zwar einige Poller aufgebaut werden, um Autos vom Parken abzuhalten. „Aber Rheydt ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Konzept funktionie­rt“, sagt Mathar.

Fußgänger, die besonders gefährdet sind, sind Kinder. Auf Schulwegen ist die Unfallgefa­hr besonders groß, auch wegen sogenannte­r Eltern-Taxis. Das Phänomen, dass Kinder mit dem Auto von den Eltern zur Schule gefahren werden, hat in den vergangene­n Jahren immer weiter zugenommen. Deshalb sollen jetzt die Schulwegpl­äne neu erarbeitet werden. Das sind die Weg-Empfehlung­en, die Schulen den Kindern (und vor allem den Kindern in den ersten und fünften Klassen) mitgeben. Die sollen 2021 vorliegen. „Wir hoffen, dass wir das auch als Web-Anwendung anbieten können“, sagt Mathar. „Wir wollen die Kinder dabei mitnehmen und über sie auch die Eltern erreichen. Kinder sollen ihre Eltern erziehen.“Das ist allerdings eine permanente Aufgabe, denn die Elternscha­ft in einer Schule ändert sich logischerw­eise jedes Jahr.

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FOTO: JANA BAUCH Zebrastrei­fen sind nicht nur auf Plattencov­ern der Beatles schön: Von diesen Fußgängerü­berwegen gibt es insgesamt 93 in der Stadt.

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