Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wie der Nikolaus auf Dienstreise ein Knöllchen bekam
MÖNCHENGLADBACH Die überlieferte Vorstellung vom Nikolaus als Mann im Bischofsgewand mit einem weißen Bart wurde in Gladbach schon vor mehr als 35 Jahren in Frage gestellt. Von mir. Bei meinem ersten Auftritt als niederrheinischer Sinter Klaas verzichtete ich bewusst auf die sonst übliche weiße Bartgardine. Schließlich hatte ich schon damals reichlich Haare im Gesicht. Die Kommentare aber blieben nicht aus. Eine ältere Dame fragte direkt: „Hat der Nikolaus nicht einen weißen Bart?“Meine Antwort war keck: „Wir sind ein Familienunternehmen. Sie kennen sicher Opa, der ist aber anderweitig unterwegs.“Die Dame schmunzelte und ich konnte als Nikolaus-Enkel weiterziehen.
Der Weg führte, so mein Auftrag, in die Vorzimmer der damals wichtigsten Entscheider in der Stadt – zum Oberbürgermeister, ins Finanzamt, zum Polizeipräsidenten, in die
Stadtsparkasse. Und überall wurden Nikolaus und sein braver Begleiter Bruder Ambrosius (Kollege Dieter Weber in der Mönchskutte) mit Hallo begrüßt. Nikolaus brachte Weckmännchen und erhielt Auskunft zu wesentlichen Fragen: Wo verwahrt der OB die vielen Präsente, die ihm bei den verschiedensten Gelegenheiten verehrt werden? Überraschende Antwort: In einer kleinen Abstellkammer mit großen Regalen. Was gehört zur Sonderausstattung im Vorzimmer des
Sparkassenchefs? Zum Staunen: Bügelbrett und Bügeleisen. Ins Finanzamt ging’s mit leerem Sack, ins Polizeipräsidium mit dem Auto. Der Bischofsstab ragte aus dem Schiebedach heraus. Gestoppt wurde der rote Wagen mit Nikolaus am Steuer in der Fußgängerzone. Es gab ein Knöllchen, die Entschuldigung „Ich bin doch der Nikolaus!“half nicht. Vielleicht wäre alles gut gegangen, wenn ich einen weißen Bart gehabt hätte. Ohne fehlte es den Beamten am notwendigen Respekt.