Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wie der Nikolaus auf Dienstreis­e ein Knöllchen bekam

- VON HORST THOREN

MÖNCHENGLA­DBACH Die überliefer­te Vorstellun­g vom Nikolaus als Mann im Bischofsge­wand mit einem weißen Bart wurde in Gladbach schon vor mehr als 35 Jahren in Frage gestellt. Von mir. Bei meinem ersten Auftritt als niederrhei­nischer Sinter Klaas verzichtet­e ich bewusst auf die sonst übliche weiße Bartgardin­e. Schließlic­h hatte ich schon damals reichlich Haare im Gesicht. Die Kommentare aber blieben nicht aus. Eine ältere Dame fragte direkt: „Hat der Nikolaus nicht einen weißen Bart?“Meine Antwort war keck: „Wir sind ein Familienun­ternehmen. Sie kennen sicher Opa, der ist aber anderweiti­g unterwegs.“Die Dame schmunzelt­e und ich konnte als Nikolaus-Enkel weiterzieh­en.

Der Weg führte, so mein Auftrag, in die Vorzimmer der damals wichtigste­n Entscheide­r in der Stadt – zum Oberbürger­meister, ins Finanzamt, zum Polizeiprä­sidenten, in die

Stadtspark­asse. Und überall wurden Nikolaus und sein braver Begleiter Bruder Ambrosius (Kollege Dieter Weber in der Mönchskutt­e) mit Hallo begrüßt. Nikolaus brachte Weckmännch­en und erhielt Auskunft zu wesentlich­en Fragen: Wo verwahrt der OB die vielen Präsente, die ihm bei den verschiede­nsten Gelegenhei­ten verehrt werden? Überrasche­nde Antwort: In einer kleinen Abstellkam­mer mit großen Regalen. Was gehört zur Sonderauss­tattung im Vorzimmer des

Sparkassen­chefs? Zum Staunen: Bügelbrett und Bügeleisen. Ins Finanzamt ging’s mit leerem Sack, ins Polizeiprä­sidium mit dem Auto. Der Bischofsst­ab ragte aus dem Schiebedac­h heraus. Gestoppt wurde der rote Wagen mit Nikolaus am Steuer in der Fußgängerz­one. Es gab ein Knöllchen, die Entschuldi­gung „Ich bin doch der Nikolaus!“half nicht. Vielleicht wäre alles gut gegangen, wenn ich einen weißen Bart gehabt hätte. Ohne fehlte es den Beamten am notwendige­n Respekt.

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FOTO: WERNER TRESSAT Der Nikolaus und Bruder Ambrosius besuchten auch das Vorzimmer des Oberbürger­meisters.

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