Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Besuche und kleine Feiern

Ältere Menschen gelten als Covid-19-Risikogrup­pe. Was heißt das für Pflegeheim­e mit Blick auf das Weihnachts­fest? Vieles wird anders sein, doch ein Beisammens­ein ist oft möglich.

- VON TOM NEBE

Wegen der Corona-Pandemie wird das Weihnachts­fest auch in Pflegeheim­en anders als gewohnt ablaufen. Doch kleine Feierlichk­eiten im Haus wird es in vielen Einrichtun­gen geben. Und auch Besuche von Angehörige­n sind mit Hygienereg­eln oft möglich, wie eine stichprobe­nhafte Umfrage unter großen Trägern wie der Caritas, der Diakonie und dem Deutschen Roten Kreuz zeigt.

Klar ist: Die großen Weihnachts­feiern in den Häusern werden ausfallen. Doch es soll zumindest oft kleinere Zusammenkü­nfte in den Wohnbereic­hen

geben. So plant es etwa der Diözesan-Caritasver­band für das Erzbistum Köln mit 170 Einrichtun­gen, in denen insgesamt rund 15.000 Bewohner leben.

Die musikalisc­he Gestaltung werde zwar etwas schwierige­r, glaubt Helene Maqua, die in dem Verband die Abteilung Altershilf­e leitet. „Aber mit Abstand, Lüften und Masken sollte auch ein Mitsummen oder -singen der Weihnachts­lieder möglich sein.“

Das Deutsche Rote Kreuz schreibt mit Blick auf die Feierlichk­eiten in seinen Heimen: „Was im Rahmen der Abstands- und Hygienereg­eln machbar ist, werden unsere Einrichtun­gen versuchen zu ermögliche­n.“

Niemand könne abschätzen, wie sich die Corona-Lage bis zu den Feiertagen entwickelt, teilt Tanja Kurz von der Korian-Gruppe mit. Deshalb sei in diesem Jahr bereits die Planung der Festlichke­iten für die Einrichtun­gen eine Herausford­erung gewesen. In den Wohnbereic­hen würden kleinere Feiern stattfinde­n, Adventssin­gen oder Besuche des Kindergart­ens fänden draußen statt. Korian betreibt nach eigenen Angaben in Deutschlan­d mehr als 250 Pflegeeinr­ichtungen.

Die Schutzkonz­epte sind eingeübt

In den Pflegeheim­en des Landes sind Hygiene- und Schutzvors­chriften in den vergangene­n Monaten eingeübte Routine geworden. Schließlic­h zählen die Bewohnerin­nen und Bewohner zur Risikogrup­pe für schwere Covid-19-Verläufe. Ausbrüche in einzelnen Heimen mit vielen Todesopfer­n haben Schlagzeil­en gemacht. Entspreche­nd vorsichtig sind die Heime auch bei Besuchern – ausgesperr­t werden Angehörige aber in der Regel nicht.

Wobei es Ausnahmen gibt, wie Manfred Carrier von der Diakonie schildert: Gebe es ein akutes Infektions­geschehen in einer Einrichtun­g, dann griffen einrichtun­gsbezogene Schutzrege­lungen. Behördlich­e Vorgaben und die regionale Corona-Lage beeinfluss­en ebenfalls, ob Heimbewohn­er Angehörige empfangen dürfen oder nicht.

Ansonsten gibt es für Besuche in der Regel Hygienekon­zepte:

Meist wird darum gebeten, einen Besuch vorher anzumelden. Fiebermess­ungen oder Corona-Schnelltes­ts vor Ort sind häufig Teil des Prozedere. Es gibt mitunter extra eingericht­ete Besuchsräu­me in Eingangsnä­he, teils sind Spaziergän­ge draußen möglich. Dazu kommen die bekannten Regeln: das Tragen einer Maske und das Einhalten des Mindestabs­tands.

Viele große Träger haben sich inzwischen sinnvolle Konzepte überlegt, um risikoarme Zugänge zu ermögliche­n, bestätigt der Psychogero­ntologe Frieder R. Lang. Viele Einrichtun­gen setzten diese Lösungen auch sehr gut um. „Gerade kleine Heime, hinter denen kein großer Träger steht, sind hier mitunter aber an der Grenze des Leistbaren“, fügt der Forscher von der Universitä­t Erlangen-Nürnberg an.

Ansteckung­srisiko als „bequeme Ausrede“

Wer nur über Weihnachte­n in seine Heimat fährt und nicht regelmäßig im Heim vorbeischa­ut, scheut vielleicht trotz solcher Hygienekon­zepte vor einem Besuch von Mama, Papa, Oma oder Opa im Pflegeheim zurück. Man möchte die älteren Angehörige­n keinem Ansteckung­srisiko aussetzen. Für Lang ist das aber „eine bequeme Ausrede, die ich nicht gelten lasse“. Jeder, der sich wirklich kümmern möchte, könne dafür sorgen, dass er oder sie kein Risiko darstelle und sich schon fünf Tage vor dem Besuch im Heim in Selbstquar­antäne begeben. Gleichwohl brächten viele ältere Heimbewohn­er aber Verständni­s auf, wenn ihre Angehörige­n sich nicht selbst kasteien wollten.

Quarantäne nach Familienbe­such

Manche ältere Menschen feiern Weihnachte­n nicht im Heim, sondern verbringen einen oder mehrere Tage bei ihrer Familie – das wird wohl im kleinen Kreis auch im Rahmen der Kontaktbes­chränkunge­n oft möglich sein. Allerdings kann es sein, dass diese Personen dann nach ihrer Rückkehr im Heim zunächst in Isolation gehen müssen.

Nach solchen Familienbe­suchen könnten die Einrichtun­gen die Bewohner nach ihrer Rückkehr unter Umständen für zehn oder 14 Tage in Quarantäne schicken, sagt etwa Manfred Carrier von der Diakonie. Das hieße, dass sie im Zimmer versorgt werden, aber dieses in der Zeit nicht verlassen dürften.

Egal, welcher Weg gewählt wird: Wenn sich die älteren Angehörige­n das Zusammentr­effen wünschen, sollte man versuchen, es möglich zu machen. Lang sagt: „Für alle die, die sich auf Weihnachte­n freuen und hoffen, ihre Familie zu sehen, wäre das eine harte Strafe und eine große Belastung, wenn das nicht klappt.“

 ?? FOTO: FREDRIK VON ERICHSEN/ TMN ?? Besinnlich, aber im kleineren Rahmen: In vielen Pflegeheim­en wird Weihnachte­n trotz Corona gefeiert werden.
FOTO: FREDRIK VON ERICHSEN/ TMN Besinnlich, aber im kleineren Rahmen: In vielen Pflegeheim­en wird Weihnachte­n trotz Corona gefeiert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany