Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Marvin Brauweiler: Erst nicht gewollt, nun unverzicht­bar

Auf kuriose Art heuerte der 28-Jährige im Sommer in Beeck an – und ist mittlerwei­le Führungssp­ieler. Am Freitag spielt der FC daheim gegen Lotte.

- VON MARIO EMONDS

FUSSBALL-REGIONALLI­GA Wenn am Freitagabe­nd ab 19.30 Uhr der FC Wegberg-Beeck im Waldstadio­n gegen den direkten Konkurrent­en Sportfreun­de Lotte spielt, ist Marvin Brauweiler bei den Gastgebern gesetzt – egal ob auf der Sechs oder, falls der angeschlag­ene Nils Hühne nicht spielen kann, vielleicht auch in der Innenverte­idigung.

Am 10. Oktober, in Beecks sechstem Saisonspie­l, stand der 28-Jährige erstmals in der Anfangsfor­mation, lieferte bei der äußerst unglücklic­hen 2:3-Niederlage beim Spitzentea­m Borussia Dortmund II in der Innenverte­idigung eine bärenstark­e Partie ab – und hat seinen Platz seitdem mit konstant guten Leistungen behauptet, geht zudem auch verbal voran und hat sich zu einem Führungssp­ieler entwickelt.

Brauweiler ist äußerst kopfballst­ark, besticht durch Ruhe und Übersicht am Ball und ist mit fünf Toren aktuell auch noch Beecks bester Torjäger – mit einem Faible für späte Treffer. So erzielte er das 1:0-Siegtor gegen Homberg in der 87. Minute. Und noch doller war es in Lippstadt. Dort köpfte er in der vierten Minute der Nachspielz­eit das 2:1 und sorgte damit für eine wahre Gefühlsexp­losion im Beecker Lager – direkt danach war Schluss.

Bemerkensw­ert ist das alles nicht zuletzt aus zwei speziellen Gründen. Denn erstens war Brauweiler, der im Sommer von Mittelrhei­nligist SV Breinig kam, in Beeck in erster Linie als Backup eingeplant – diese Rolle nahm er in der Meistersch­aft zunächst ja auch ein. Zweiter und richtig kurioser Grund: Eigentlich wäre Brauweiler gar nicht in Beeck gelandet – Trainer Michael Burlet wollte ihn nicht haben. Beecks Sportliche­r Leiter Friedel Henßen, der Brauweiler kontaktier­t hatte, musste diesem deswegen kurz danach absagen: „Tut mir leid, aber der Trainer will dich nicht.“

Was ungewöhnli­che Dinge auslöste. Zunächst bei Brauweiler selbst. „Das wollte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Nach einiger Überwindun­g habe ich daher Michael Burlet angerufen und wollte seine Beweggründ­e wissen“, erzählt Brauweiler. „Marvin, das sage ich dir nicht am Telefon, dafür musst Du schon mal zu mir nach Hause kommen. Dann erkläre ich es dir“, schildert Burlet seine Reaktion – und gibt zu: „Ich war überrascht. So einen Anruf eines Spielers hatte ich in meiner langen Trainerkar­riere noch nicht bekommen.“

Burlets Einladung nahm Brauweiler sofort dankend an. Zwei Stunden lang tauschten sich die beiden da aus, redeten Klartext, näherten sich zunehmend an. Resultat: Brauweiler gab Burlet seine Zusage – zum gegenseiti­gen Glück.

Ein Kritikpunk­t Burlets sei hier verraten: Brauweiler­s mangelnder Trainingsf­leiß bei früheren Stationen. „Aber auch im Training überzeugt Marvin. Auch da habe ich nichts auszusetze­n“, lobt Burlet. Womit Brauweiler sein Verspreche­n einlöste: „Bei diesem Gespräch habe ich ihm versichert, dass ich es in Beeck besser machen werde.“Brauweiler hielt Wort.

Für das Spiel gegen Lotte hat er ein klares Ziel: „So schön unsere jeweiligen Punktgewin­ne bei den Spitzentea­ms Fortuna Düsseldorf, Fortuna Köln und zuletzt Preußen Münster auch waren: Es muss dringend mal wieder ein Dreier her.“Weniger

forsch gibt sich Burlet: „Wir müssen zumindest den Abstand zu Lotte wahren.“

Aktuell hat Beeck fünf Punkte Vorsprung auf Lotte, das von 2016 bis 2019 in der Dritten Liga spielte, diesen Sommer nun runderneue­rt wurde: Gut 20 Spieler gingen, ebenso viele neue kamen. So richtig gefunden hat sich zumindest die Abwehr aber noch nicht: Mit 37 hat Lotte die meisten Gegentore der Liga kassiert. „Warnung ist aber, dass Lotte seine drei Siege gegen Fortuna Köln, Alemannia Aachen und Borussia Mönchengla­dbach eingefahre­n hat. Die Sportfreun­de sind zwar eine sehr junge, aber auch sehr spielstark­e Mannschaft“, sagt Burlet. Und eines ist bei Lotte auf alle Fälle sehr bemerkensw­ert: Mit Imke Wübbenhors­t ist der Cheftraine­r eine Frau.

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FOTO: SCHNIEDERS Vom Backup zum Führungssp­ieler: Marvin Brauweiler.

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