Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kreis weist Kritik an Impfzentru­m zurück

Gesundheit­samt-Chefin Heidrun Schößler sprach im Kreisaussc­huss über das Corona-Geschehen. Am Erkelenzer Impfzentru­m gibt es Kritik. Dass mehr als die Hälfte der Amtsärzte krank sind, führt sie auf die Dauerbelas­tung zurück.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

ERKELENZER LAND Laut Heidrun Schößler, Leiterin des Kreisgesun­dheitsamts, finden Corona-Ansteckung­en nach wie vor vor allem im familiären Umfeld statt. Der Großteil der Infektione­n sei klar zuzuordnen. Das sagte Schößler am Mittwoch im Gesundheit­sausschuss des Kreises Heinsberg. Die Analyse der Fälle würde zudem den Trend bestätigen, die Schulen offen zu lassen. Am Impfzentru­m im Erkelenzer Gipco gab es im Ausschuss Kritik. Wir fassen die Corona-Lage zusammen.

Familien „Was wir beobachten ist: Wenn es einer hat, hat es kurz danach die ganze Familie oder auch Großfamili­e“, sagt Schößler – ein Satz, der insbesonde­re für die Weihnachts­feiertage

nichts Gutes erahnen lässt. Ein sehr großer Teil der Infektione­n sei demnach auf sogenannte „Cluster“zurückzufü­hren, also enge Personengr­uppen. Die Entscheidu­ng, bei einem Verdachtsf­all direkt die ganze Familie in Quarantäne zu schicken, sei daher richtig und würde sich auszahlen. Schößler erklärte, warum die Quarantäne mittlerwei­le nur noch zehn statt 14 Tage andauert: „Die zehn Tage sind ein Kompromiss, denn viele Leute sind nicht mehr willens, zwei Wochen auszuhalte­n, das sehe ich auch ein.“Kontaktper­sonen eines Corona-Positiven oder eines Verdachtsf­alls werden nun erst nach zehn Tagen getestet. „Wenn sich Leute anstecken, dann werden sie nach sieben, acht Tagen krank“, sagte Schößler. Sei der Test also nach zehn Tagen negativ, sei eine Ansteckung nur noch sehr unwahrsche­inlich.

Schulen An 60 von 120 Schulen im Kreis gibt es derzeit infizierte Schüler, sagt Schößler, in denen sie aber trotzdem „nicht unseren Hauptfokus“sieht. Denn: „Die Abstands- und Maskenrege­ln funktionie­ren. Die allermeist­en Schüler haben sich im familiären Umfeld angesteckt, nur bei sechs bis sieben Prozent ist unklar, wo es herkommt.“Diese kleine Fallzahl würde keine Schulschli­eßungen rechtferti­gen.

Altenheime In mehreren Seniorenun­d Pflegeheim­en hat es in den vergangene­n Wochen Corona-Ausbrüche gegeben. Auch wenn die Mitarbeite­r dort mittlerwei­le in Eigenregie Tests bei Besuchern durchführe­n, sei das kaum zu verhindern, sagte Schößler: „Gerade bei Menschen mit Demenz und Behinderun­gen kann man Maßnahmen nur in einem begrenzten Rahmen umsetzen. Das ist schwer zu beherrsche­n.“

Impfzentru­m Wie unsere Redaktion am Montag berichtete, kommt das Impfzentru­m des Kreises in eine leerstehen­de Flüchtling­sunterkunf­t im Erkelenzer Gewerbepar­k Gipco. Der Kreis hat dies mittlerwei­le bestätigt. Kritik gab es im Ausschuss unter anderem vom SPD-Kreisvorsi­tzenden Norbert Spinrath. „Ich habe arge Zweifel, ob das den Anforderun­gen genügt. Andere Städte mieten Hallen und Stadien an, wir haben sehr kleine, enge Räumlichke­iten.“Für Christiane Leonards-Schippers (CDU) wirkt das Aussehen des doch recht trostlosen Containerg­ebäudes „nicht sehr vertrauens­erweckend“auf die Bürger. Gesundheit­samt-Chefin Schößler entgegnete: „Das Gebäude ist hygienisch einwandfre­i, auch wenn es von außen nicht so scheinen mag.“Kreisdezer­nentin Anja Montforts erklärte, das Gelände sei groß genug. Zudem sollen neben dem Gebäude mehrere Zelte aufgestell­t werden, unter anderem um Menschen nach der Impfung für 30 Minuten zu beobachten. „Wir haben uns bewusst gegen eine große Sporthalle oder ein Bürgerhaus entschiede­n. Gegenebene­nfalls wird das Impfzentru­m über den Sommer hinaus in Betrieb sein. Diese Gebäude sollen für Vereinstät­igkeiten

genutzt werden können. Wir sind uns einig, dass das Gebäude in Erkelenz sehr gut passt“, sagte Montforts. Der Gipco liegt direkt an der A46 und der B57, ist mit dem Auto gut zu erreichen. Zudem will der Kreis Shuttlebus­se einsetzen, um Menschen vom Erkelenzer Bahnhof zum Impfzentru­m zu bringen. Es seien vier so genannte „Impfstraße­n“

vorgesehen, in denen je neun Menschen pro Stunde geimpft werden können. „Wir rechnen nicht damit, dass der halbe Kreis innerhalb von drei Monaten vor der Tür steht und sich impfen lässt. Ob die Massen dort wirklich hinpilgern, müssen wir erstmal abwarten.“

Arbeitsbel­astung Das Gesundheit­samt arbeitet weiter an der Belastungs­grenze. Das Team sei mit fünf Containmen­t-Scouts vom Robert-Koch-Institut, vier Helfern vom Rettungsdi­enst sowie bis zu 25 amtsfremde­n Helfern aus der Kreisverwa­ltung verstärkt, habe zudem fünf Kräfte für ein halbes Jahr eingestell­t. Diese Leute seien zwar eine große Hilfe, allerdings häufig nicht hinreichen­d qualifizie­rt. „Es zählt nicht nur Masse, sondern Klasse“, sagte Schößler. Zudem seien derzeit sieben von 13 Amtsärzten krankgesch­rieben, indes nicht an Covid-19 erkrankt. „Das sind vielleicht auch Auswirkung­en der Dauerbelas­tung“, mutmaßt Schößler.

„Wenn es einer hat, hat es die ganze Familie“Heidrun Schößler

Leiterin Gesundheit­samt zum Impfzentru­m

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FOTO: DPA In einigen Impfzentre­n gibt es bereits Probeläufe um zu testen, ob die Abläufe funktionie­ren. In Erkelenz soll das Impfzentru­m in Containern Platz finden.
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