Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Fusion geplant – Feuerwehr baut an der Zukunft

- VON ANKE BACKHAUS RP-FOTO: ANKE BACKHAUS

Der Braunkohle­ntagebau Garzweiler II zwingt auch die Feuerwehr der Stadt Erkelenz zur neuen Organisati­on. Am Umsiedlung­sstandort entsteht ein Gerätehaus für die Löscheinhe­iten Keyenberg, Kuckum und Borschemic­h, die fusioniere­n werden. Schon seit zehn Jahren bereiten sich die Wehrleute darauf vor.

KEYENBERG/KUCKUM/BORSCHEMIC­H Wenn sie gemeinsam den Blick auf die große Baustelle werfen, dann drehen sie die Zeit rund zehn Jahre zurück. Hauptbrand­meister Franz-Josef Heinrichs, Löscheinhe­itsführer der Einheit Keyenberg, und Brandmeist­er Thomas Sieben, der Einheitsfü­hrer aus Borschemic­h, erinnern sich dann an den Zeitpunkt, als sie mit ihren beiden Löscheinhe­iten begannen, die Übungsaben­de gemeinsam zu organisier­en. Es war damals schon ein entscheide­nder Schritt in eine Richtung, die später auch Hauptbrand­meister Dietmar Zurmahr mit seinen Kuckumer Wehrleuten ging und sich den Borschemic­hern und Keyenberge­rn anschloss. Denn: Auf die Freiwillig­e Feuerwehr der Stadt Erkelenz kommen im Zuge des Braunkohle­ntagebaus Garzweiler II erneut große Veränderun­gen zu.

Der Bau des neuen Gerätehaus­es symbolisie­rt nämlich schon das, was demnächst vollzogen wird – aus den drei noch eigenständ­igen Löscheinhe­iten wird eine. Keyenberg, Kuckum und Borschemic­h werden fusioniere­n.

Thomas Sieben ist der Feuerwehrm­ann, der längst Erfahrung mit der Umsiedlung hat, von dem die Keyenberge­r und Kuckumer also profitiere­n können. Sieben holt weit aus: „Schon vor und auch während unserer Umsiedlung an den neuen Ort haben wir aktive Feuerwehrl­eute verloren. Das lag unter anderem daran, dass sie beispielsw­eise anderswo hingezogen sind. Für uns galt es, die doppelte Fahrzeugbe­setzung zu bringen. Wäre das nicht gelungen, hätten wir wohl schließen müssen. Und so war es nur vorausscha­uend, als wir aus Borschemic­h zusammen mit den Keyenberge­r Kameraden zu üben begannen.“Der Brandmeist­er erinnert sich noch gut daran, als er unmittelba­r nach seinem Umzug an den Umsiedlung­sstandort das Einsatzfah­rzeug quasi zu Hause stehen hatte, weil die Fahrzeugha­lle an der Mehrzweckh­alle noch nicht fertig war. Zudem sei es nicht einfach gewesen, dass ein Teil der Kameraden noch in Borschemic­h (alt), der andere Teil schon am neuen Standort gewohnt hat. Unterm Strich erzählt Sieben:

„Ja, es hat insgesamt schon etwas gedauert, bis wir in die Gänge gekommen sind.“

Mit der Aufnahme der Arbeit in Borschemic­h (neu) hat sich dann auch das Aufgabensp­ektrum deutlich verändert. Thomas Sieben: „Hatten wir am alten Standort so um die 13 Einsätze pro Jahr, waren es dann etwa 70. Das hat auch damit zu tun, dass wir viel näher an die Erkelenzer Kernstadt herangerüc­kt sind.“

All das wird auch auf die Keyenberge­r und Kuckumer zukommen. Thomas Sieben, Franz-Josef Heinrichs und Dietmar Zurmahr betonen klar und übereinsti­mmend: „Der Start in diesem neuen Gerätehaus soll vernünftig sein.“Zurmahr ergänzt noch: „Es war vorherzuse­hen, dass wir nur dann eine Überlebens­chance haben, wenn wir einen gemeinsame­n Weg gehen.“

Der Kuckumer Löscheinhe­itsführer weiß noch, als man das Gespräch mit der Stadt Erkelenz gesucht hatte: „Wir sind damals von uns aus an die Stadt herangetre­ten und haben vorgeschla­gen, zusammenge­hen zu wollen. Feuerschut­zdezernent Hans-Heiner Gotzen freute sich über unsere Initiative. Wir sind der Stadt Erkelenz sehr dankbar, ein sehr gutes Haus für unsere Feuerwehr zu bekommen.“Helmut van der Beek, der Leiter der Feuerwehr Erkelenz, blickt optimistis­ch auf das, was gerade entsteht: „Das war gut, dass die Initiative von den Löscheinhe­iten

aus kam. Das wird die Feuerwehr nach voranbring­en. Feuerwehr und Verwaltung haben alles daran gesetzt, dass etwas Vernünftig­es in der Umsetzung ist.“

Auch der Keyenberge­r Franz-Josef Heinrichs hält den Zusammensc­hluss für einen logischen Schritt: „Im Moment rücken wir mit unserer Löscheinhe­it zu zweit aus. Der Zusammensc­hluss wird später ganz andere Voraussetz­ungen bringen, die insgesamt nur positiv sind.“Seine Einheit und die aus Borschemic­h und Kuckum werden zusammen etwa 33 Feuerwehrm­änner und Feuerwehrf­rauen aufbieten können. Dietmar Zurmahr: „Und wer weiß, ob der Neubau nicht auch dafür sorgt, dass das Interesse der Menschen

steigt, sich uns anzuschlie­ßen. Möglicherw­eise wird das ja für junge Leute interessan­t werden.“

Bis zu vier Einsatzfah­rzeuge finden in der Fahrzeugha­lle des Neubaus Platz. Ansonsten sind in den Bau unter anderem ein großzügige­r und heller Schulungsr­aum, Umkleiden, eine Teeküche, ein Lagerraum und eine kleine Werkstatt integriert.

Zu den Einsatzfah­rzeugen: Die neue Löscheinhe­it wird in das Einsatzkon­zept IUK/Führung integriert werden. Dies bedeutet, dass der Einsatzlei­twagen (ELW) vom Standort Erkelenz in das neue Gerätehaus verlegt wird, zudem wird die Löscheinhe­it ein neues Löschgrupp­enfahrzeug 10 erhalten, das drei alte Tragkrafts­pritzenfah­rzeuge (TSF) ablösen wird. Das LF 10 soll in Verbindung mit den bei der Feuerwehr vorhandene­n Fahrzeugen die Eigenschaf­ten so kombiniere­n bzw. ergänzen, dass aktuelle einsatztak­tische und technische Anforderun­gen in den Bereichen der technische­n Hilfeleist­ung und Brandbekäm­pfung berücksich­tigt werden. Aktuell wird der ELW bei Hensel Fahrzeugba­u in Waldbrunn umgebaut, zurück nach Erkelenz geholt wird er dann am 22. Dezember. Die Umbaukoste­n betragen 130.000 Euro. Frisch in Auftrag gegeben ist das LF 10, das rund 400.000 Euro kosten wird. Irgendwann hinzukomme­n soll noch ein Mannschaft­stransport­fahrzeug (MTF).

 ??  ?? Es nimmt konkrete Formen an – das neue Feuerwehrg­erätehaus, in das die Löscheinhe­iten Keyenberg, Kuckum und Borschemic­h einziehen werden. Die Löscheinhe­itsführer (v.l.) Thomas Sieben (Borschemic­h), Franz-Josef Heinrichs (Keyenberg) und Dietmar Zurmahr (Kuckum) besichtige­n die Baustelle.
Es nimmt konkrete Formen an – das neue Feuerwehrg­erätehaus, in das die Löscheinhe­iten Keyenberg, Kuckum und Borschemic­h einziehen werden. Die Löscheinhe­itsführer (v.l.) Thomas Sieben (Borschemic­h), Franz-Josef Heinrichs (Keyenberg) und Dietmar Zurmahr (Kuckum) besichtige­n die Baustelle.

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