Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Radfahrer geben der Stadt Hausaufgaben auf
Seit zehn Jahren treibt die SPD Hückelhoven mit dem Arbeitskreis Verkehr Verbesserungen für Radfahrer voran. Seit fünf Jahren will die Stadt „Fahrradfreundliche Stadt“werden. Jetzt hat sich eine Kommission die Lage angeschaut.
HÜCKELHOVEN Lang hat’s gedauert, doch nun bewegt sich etwas in Sachen „Fahrradfreundliche Stadt“. Bei der Arbeitsgemeinschaft fußgängerund fahrradfreundliche Städte in NRW (AGFS) hatte die Stadt Hückelhoven im Oktober 2019 eine Bewerbung eingereicht. Ein Jahr später kam es zu einem ersten Besuch der Kommission, die sich einen Eindruck von Zustand und Vernetzung der Hückelhovener Radwege machen wollte. Dabei hat die Stadt schon Pluspunkte gesammelt. Aber die Kommission hat der Verwaltung noch Aufgaben und Vorschläge unterbreitet, die bis zur nächsten Bereisung abzuarbeiten sind, damit der AGFS-Kriterienkatalog bis zum Sommer ergänzt und ein Zertifikat erteilt werden kann.
Mit Vertretern der Kommission hatten sich Bürgermeister Bernd Jansen, der I. Beigeordnete Achim Ortmanns sowie Vertreter aus dem Wirtschaftsförderungsamt, Ordnungsamt, Planungs- und Tiefbauamt in den Fahrradsattel geschwungen für eine Radtour durch Teile des Stadtgebietes. Zu Fuß gingen sie durch die Innenstadt, es folgte ein ausführliches Abschlussgespräch. Darin wurde bereits als positiv herausgestellt und für die Aufnahme in die AGFS als sehr vorteilhaft gewertet, dass die Stadt Hückelhoven das noch umzusetzende Großprojekt „Fahrradweg auf der ehemaligen Bahntrasse“plant. Ebenso fanden die neu zu schaffende Querung der Rur zwischen Brachelen und Rurich sowie die Sanierungsplanungen von Radwegen an Landstraßen (Aufgabe des Landes) die Zustimmung der
Kommission. Zudem wird noch eine Querung der Rur bei Kaphof angestrebt, so dass der Bahnanschluss in Porselen direkter erreichbar wird. Jetzt ist noch ein Ratsbeschluss einzuholen, in dem die wichtigsten AGFS-Kriterien für die Einstufung als „fahrradfreundliche Stadt“politisch zementiert werden, und ein Ingenieurbüro für die Erarbeitung eines Konzeptes zu beauftragen.
Bei der Mitteilung des aktuellen Stands vor dem Bauausschuss am 24. November kritisierte Jörg Leseberg:
„Seit mehr als fünf Jahren ist das Thema in der SPD, wir legen regelmäßig Mängelkataloge vor. In Sachen Fahrrad und Nahmobilität tut sich zu wenig.“Leseberg erinnerte an die „Urheberschaft“mancher SPD-Anträge, die erst abgelehnt wurden und später als CDU-Anträge wieder auftauchten. So habe die SPD einen Nahmobilitätsplan beantragt und eine Stelle in der Verwaltung, die sich damit beschäftigt. Genau das sei jetzt beabsichtigt. Man begrüße, „dass Sie endlich die Zeichen
der Zeit erkannt haben“, sagte Lesberg in Richtung CDU.
Bürgermeister Bernd Jansen räumte ein, er wisse auch nicht, „warum das so lange gedauert hat“. Nach fünf Jahren sei aber die erste Stufe zur „fahrradfreundlichen Stadt“vorbereitet, sagt Jansen. „Wichtig ist doch: Wir sind auf dem Weg.“Als kritisches Thema bezeichnete der Bürgermeister die Öffnung von Einbahnstraßen für Radler auf der Parkhofstraße und in Brachelen, da wolle die Kommission mehr
Beispiele sehen. An Sackgassen, wo der Weg für Zweiräder noch weiterführt, gehöre ein Schild „Fahrradfahrer frei“.
Achim Ortmanns nannte einen weiteren Kritikpunkt: An vielen Stellen, wo aus Sicherheitsgründen Poller stehen oder Findlinge liegen, müssten andere Lösungen gefunden werden. Positiv bewertet worden sei, dass die Stadt schon viel für barrierefreien Fußgängerverkehr getan habe – Absenkungen, behindertengerechte Übergänge mit Blindenstreifen, viele Sitzmöglichkeiten und Spielplätze. Auch der evangelische Friedhof habe Anerkennung gefunden. Nachdem für die Aufnahme in den Verein der erste von zwei Schritten geschafft sei, müsse die Stadt nun eine To-do-Liste abarbeiten, erklärte Ortmanns. „Die Ratschläge kommen dann in die politischen Gremien.“