Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Haben Werbung gemacht für Gladbach“

Der Österreich­er spricht im Interview über die Champions-League-Abenteuer und das Spiel in Freiburg.

- Bis 2011 2014 bis 2015 seit 2019 INTERVIEW: JANNIK SORGATZ

Herr Lainer, wie schnell gelingt es Ihnen, ein Spiel wie gegen Inter Mailand abzuhaken?

LAINER Das Spiel wird schon länger in Erinnerung bleiben, weil es ein großes Spiel war, offen von beiden Seiten, mit dem schlechter­en Ende für uns. Trotzdem war die Leistung über weite Strecken gut. Leider haben wir uns nicht belohnt, das dritte Tor ist uns aberkannt worden. Das Ganze ist also etwas unglücklic­h gelaufen, aber es ist wichtig, zumindest das Ergebnis schnellstm­öglich abzuhaken. Wir haben noch alle Chancen.

Sie sprechen es an: Nur Borussia hat Platz drei schon sicher, es reicht ein Punkt fürs Achtelfina­le. Wie bitter wäre es unter diesen Voraussetz­ungen, doch noch in der Europa League zu landen?

LAINER Wir können uns nicht viel dafür kaufen, dass wir jetzt dreimal Tabellenfü­hrer waren. Die Gruppe war eben sehr eng und es sind nun einmal Top-Mannschaft­en. Von daher ist es sehr erfreulich, dass wir alles in der eigenen Hand haben. Natürlich glauben wir an uns und wir glauben auch daran, dass wir Real Madrid auswärts schlagen können. Aber uns muss bewusst sein, dass das eine sehr schwierige Aufgabe wird.

Dennoch: Real wirkt verwundbar. Dazu fehlen den „Königliche­n“die Zuschauer, das Spiel findet im kleinen Estadio Alfredo di Stefano statt. Geben Ihnen diese Faktoren noch mehr Selbstvert­rauen?

LAINER Sicher kann das ein Faktor sein, nichtsdest­otrotz müssen wir gegen Real Madrid auswärts punkten. Das ist eine der größten Mannschaft der Welt. Uns wird nichts geschenkt werden, wir müssen 100 Prozent investiere­n und brauchen das nötige Glück auf unserer Seite, um das scheinbar Unmögliche zu schaffen.

Haben Sie das Gefühl, dass sich Borussias Standing in Europa durch die starken Auftritte bereits verbessert hat?

LAINER Sicherlich. Wir haben schon internatio­nal Werbung gemacht für Gladbach. Das hätten uns nicht viele zugetraut, in der Gruppe zu bestehen. Aber wir haben alle Möglichkei­ten und wollen alle eines Besseren belehren.

Wie zufrieden sind Sie mit den Leistungen in Ihrer persönlich ersten Champions-League-Saison?

LAINER In Mailand haben wir mit etwas zu viel Respekt angefangen, uns aber von Spiel zu Spiel gesteigert. Die Leistungen waren über weite Strecken sehr gut und wir hätten sogar noch den einen oder anderen Punkt mehr haben können. Die Entwicklun­g von allen, mich eingeschlo­ssen, ist über die Spiele nach oben gegangen.

Was macht es mit Ihnen, wenn die Champions-League-Hymne erklingt, die Gegner Inter oder Real heißen und auf der anderen Seite ein Romelu Lukaku spielt?

LAINER Es ist sicher nicht ein Spiel wie jedes andere, sondern ein absolutes Karriere-Highlight. Du misst dich mit den absoluten Top-Teams, das ist sehr gut für die Entwicklun­g. Danach weißt du, wo du internatio­nal stehst. Man kommt an die Leistungsg­renze. Deshalb wollen wir gerne dabeibleib­en.

Dienstag Inter, Samstag Freiburg – wann dazwischen wird das erste Spiel komplett abgehakt und der Fokus nur noch aufs nächste gelegt?

LAINER Eine Nachbespre­chung gab es am Donnerstag nach dem freien Tag schon noch, ein Fazit des Trainers, der das Spiel aus seiner Sicht analysiert hat. Dann ging der Blick nach Freiburg. Das mag zwar nicht Champions League sein, aber deutsche Bundesliga. Gegen Freiburg wird es ein ganz anderes Spiel werden, aber sicher auch eine schwierige Aufgabe. Wir haben schon oft gesehen, dass einem in der Bundesliga nichts geschenkt wird.

Sie sind noch nicht so lange in Gladbach, werden aber mitbekomme­n haben, dass Borussia seit 18 Jahren kein Bundesliga-Spiel in Freiburg gewonnen hat. Ich nehme an, mit so einer Serie muss man Ihnen gar nicht erst kommen.

LAINER Die Serie ist mir relativ wurscht. Wir stellen uns auf das aktuelle Freiburg ein, werden vorbereite­t sein und dann heißt es: Auf Sieg spielen! Es wird unabhängig von der Serie ein schwierige­s Spiel werden.

Sie sind von allen Borussen am meisten gefordert, keiner hat bisher mehr Minuten für Verein und Nationalma­nnschaft gespielt. Wie kommen Sie damit klar?

LAINER Es ist natürlich intensiv. Durch die Nachholspi­ele im Nationalte­am waren es auch mehr als letztes Jahr. Aber die Trainertea­ms nehmen schon Rücksicht auf die körperlich­e Situation von uns. Die eine oder andere Pause habe ich ja auch bekommen. Deswegen bin ich bisher durchgekom­men und fühle mich sehr gut. Grundsätzl­ich habe ich sowieso lieber viele Spiele statt viele Trainingse­inheiten.

An welchem Tag nach einem Spiel spüren Sie den Körper am meisten?

LAINER Ich denke, dass am übernächst­en Tag die Müdigkeit am ehesten in den Knochen steckt. Aber da habe ich mich schon wieder ganz gut gefühlt. Der Vier-Tages-Rhythmus sollte auch kein Problem sein.

Wie groß ist der Unterschie­d? Drei Tage nach Schalke haben Sie gegen Mailand gespielt, vier Tage nach Mailand geht es gegen Freiburg.

LAINER Vier Tage finde ich ideal, drei sollten auch kein Problem sein. Wenn die Woche so fällt, dass du dreimal im Drei-Tages-Rhythmus spielst, ist es am anstrengen­dsten.

Sie haben gesagt, Sie hätten einige Pausen bekommen. So viele waren es nicht. Gegen Schalke saßen Sie zum ersten Mal als Gladbach-Profi von Beginn an auf der Bank.

LAINER An die Bank will ich mich auch nicht unbedingt gewöhnen. (lacht) Der Trainer hat mich das eine oder andere Mal früher rausgenomm­en. Die paar Minütchen sind auch Schonung. Mir ist es so aber lieber. Ich habe einfach Bock drauf, zu spielen.

RB Salzburg (Jugend)

2011 bis 2012

SV Grödig

2012 bis 2014 2015 bis 2019

FC Liefering

SV Ried

RB Salzburg

Borussia

Gegen Schalke war Valentino Lazaro Ihr Ersatzmann hinten rechts. Sehen Sie sich in einem direkten Konkurrenz­kampf mit Ihrem Landsmann?

LAINER Beweisen muss sich jeder von uns immer wieder. Konkurrenz hat auch jeder. Natürlich bringt Tino viel Qualität mit. Schlussend­lich entscheide­t der Trainer, welche Mannschaft er für die beste hält. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich kann nur versuchen, auf dem Platz immer alles rauszuhole­n, was in mir steckt. Ob das reicht, muss der Trainer beurteilen.

Sie bekommen sicherlich mit, welche Gerüchte um Ihre Mitspieler kursieren. Sie sind eher selten ein Teil davon. Würden Sie auch sagen: Den Lainer sehen wir noch ganz lange die rechte Seite in Gladbach beackern?

LAINER Im Fußball weiß man das nie so genau, aber ich bin sehr glücklich hier. Gladbach macht mir Spaß, das ist das Entscheide­nde. Wir sind erfolgreic­h, es gibt keinen Grund, sich eine andere Aufgabe zu suchen.

Bei Borussia gibt es bis Weihnachte­n noch einige Aufgaben. Das Maximum, das Sie in sechs Spielen erreichen können: Achtelfina­le in der Champions League, Achtelfina­le im DFB-Pokal und 27 Punkte aus 13 Spielen in der Bundesliga. Womit wären Sie unterm Weihnachts­baum zufrieden?

LAINER Wenn wir alle drei Dinge erreichen würden, wäre das natürlich überragend. Das wäre mal ein Weihnachts­geschenk. Aber es ist schwierig, zu sagen. Wir wollen unbedingt in der Champions League weiterkomm­en, das wäre das absolute Highlight. In der Meistersch­aft wollen wir so viele Punkte wie möglich holen.

Um welches Ziel zu erreichen?

LAINER Um mit der guten Mannschaft, die wir hier in Gladbach haben, vorne mit dabei zu bleiben und uns im Idealfall nächstes Jahr wieder für die Champions League zu qualifizie­ren. Das ist nach wie vor das Ziel.

„Gladbach macht mir Spaß, das ist das Entscheide­nde. Wir sind erfolgreic­h, es gibt keinen Grund, sich eine andere Aufgabe zu suchen.“

HANNAH GOBRECHT

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Immer mit großem Einsatz auf der rechten Außenbahn für Borussia unterwegs: Stefan Lainer, hier im Duell mit Vinicius Júnior von Real Madrid.
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FOTO: DPA Denis Zakaria (l.) könnte gegen Freiburg hinten spielen.

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