Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Toter Fabio: Das sagt die Freundin der Mutter
Im Fall des im April an schweren Verletzungen gestorbenen Fünfjährigen wurde vor Gericht eine Zeugin gehört.
MÖNCHENGLADBACH „Sein Frauenbild ist wohl: Was ihm gehört, gehört nur ihm.“Mit deutlichen Worten beschreibt eine 25-jährige Zeugin am Freitag vor dem Landgericht Mönchengladbach die ihrer Ansicht nach schädliche Beziehung der beiden Angeklagten. Zwei 25-Jährige, darunter die Mutter des fünfjährigen Fabio, müssen sich seit dem 21. Oktober wegen des Todes des Kindes verantworten.
Der Junge starb im April 2020 nach stumpfer Gewalteinwirkung auf Kopf und Oberkörper. Die Mutter ist wegen Totschlags durch Unterlassen und gefährlicher Körperverletzung sowie Misshandlung von Schutzbefohlenen angeklagt, ihr Ex-Lebensgefährte unter anderem wegen Totschlags, gefährlicher Körperverletzung sowie Misshandlung von Schutzbefohlenen.
Die Zeugin kennt die Angeklagte seit ihrer Kindheit, sie seien Nachbarn und von klein auf befreundet gewesen, sagt sie. Beide hätten sich täglich Nachrichten geschrieben und sich häufig getroffen. Doch seit die Angeklagte mit ihrem heutigen Ex-Freund zusammengekommen sei, habe sich diese verändert.
Die Beziehung zwischen den beiden 23-jährigen Angeklagten beschrieb die Zeugin als speziell und turbulent. Ihrer Meinung nach habe der Angeklagte einen Kontrollzwang, teilweise habe er seine Freundin bei Mädelsabenden stündlich angerufen und sich per Videoanruf zeigen lassen, wo sich die Freundinnen gerade aufhielten. Zudem sei er eifersüchtig gewesen, habe die Kleidung der Freundin kontrolliert. Den Angeklagten habe sie nie persönlich kennengelernt, sie wisse jedoch von der angeklagten Kindesmutter von seinem „Graskonsum“, womit Marihuana gemeint ist.
Befragt zu den Anklagevorwürfen erklärt die Zeugin, von zwei Vorfällen zu wissen, bei denen die beiden Söhne der Angeklagten verletzt gewesen seien. Einmal habe die Mutter ihr geschrieben, dass einer ihrer Söhne aus dem Hochbett gefallen sei. Bei anderer Gelegenheit soll nach Darstellung der Angeklagten ein Bus abrupt gestoppt haben, dabei soll der andere Sohn der 23-Jährigen gegen eine Haltestange gestoßen sein und sich so ein blaues Auge zugezogen haben.
Von dieser Verletzung habe ihr die Freundin ein Foto gesendet mit dem Hinweis, dass dieses ausschließlich für die Angeschriebene bestimmt sei: „Zeig‘ das niemanden“, habe die Angeklagte dazu geschrieben. Dies habe die Zeugin als „Angst vor dem Jugendamt“interpretiert, da es zuvor bereits einen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung gegeben habe. Bei anderer Gelegenheit habe die Angeklagte ihr mitgeteilt, dass sie Fabio wegen des Jugendamtes nicht mehr in den Kindergarten lasse.
Beim Anblick des Kinderfotos mit einem blauem Auge sei sie schockiert gewesen, so die Zeugin. Da sie die Angeklagte aber so lange kenne, habe sie nicht an eine Misshandlung gedacht. Deshalb fühle sie sich heute schuldig.
Weitere Zeugen werden an diesem fünften Prozesstag nicht gehört, da ein Schöffe erkrankt ist und die Kammer aus Gesundheitsfürsorge nur einen kurzen Termin durchführen möchte. Der Prozess wird am 18. Dezember fortgesetzt.