Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Hitzewallungen
Bei den aktuellen Temperaturen kann man sich kaum mehr erinnern, wie heiß es in diesem Sommer war. Der dritte Rekordsommer in Folge hat aber Spuren bei den Bäumen hinterlassen. Viele sind krank und müssen fallen.
Ich mag Bäume. Klar, weil sie wichtig fürs Klima sind. Ich finde Bäume aber auch einfach sympathisch. Manche sind uralt, haben Kurfürsten und den Einmarsch der Franzosen erlebt. Einer davon steht nahe des Bungtbachs. Andere bilden noch jung in der Gruppe Haine oder spenden Obst, blühen im Frühjahr elegant und werden im Herbst kunterbunt. Einen Spaziergang im Wald ziehe ich dem über Wiesen jederzeit vor. In stürmischen Nächten wie neulich bange ich, ob die Tanne vielleicht in das Haus kracht. An heißen Sommertagen genieße ich den Schattenplatz unter der Esskastanie.
Ähnlich geht es den meisten Mönchengladbachern. Sie mögen ihre Bäume. Und wenn mit dem Ende der Brutzeit im Herbst hundertfach die Kettensägen an Stämme gesetzt werden, sorgt das immer wieder für Empörung, die oft bei uns in der Redaktion landet. Manchmal ist die Verärgerung zu Recht. Immer öfter aber leider nicht.
Denn viele Baumarten halten es in unserem Klima nur noch schwer aus. Das wandelt sich spürbar auch in Mönchengladbach. Drei Rekordsommer in Folge liegen hinter uns. Monate der Trockenheit. Auch wenn es uns in diesen usseligen Zeiten anders vorkommt: Die Winter liefern viel zu wenige Niederschläge und frostige Tage, um das alles zu kompensieren. Das macht Bäume, die schon immer zu unserer Region gehörten, also Kastanien, Fichten, Linden oder Birken, zunehmend krank. Wenn dann auch noch die Enge des Straßenuntergrunds hinzukommt, den sich Baumwurzeln mit immer mehr Rohren und Kabeln teilen müssen, oder Feinstaub, der die Blätter verklebt, wird es für sie umso schwerer.
Rund 700 Exemplare stehen in diesem Winter auf der Fällliste der Stadttochter Mags. Die städtischen Wälder sind dabei noch gar nicht eingerechnet. Dem stehen etwa 300 geplante Neupflanzungen gegenüber, junge Bäume, die den klimatischen Wert noch nicht ersetzen können. Zu wenig für eine immer stärker aufheizende Stadt.
Was ist die Lösung? Das städtische Grün muss dem Klima angepasst werden. Viele Kommunen setzen bereits auf so genannte Zukunftsbäume, die mit extremen Temperaturen und harten Bedingungen zurecht kommen. Der Amberbaum oder die Silberlinde gehören dazu. Letztere verschafft sich sogar selbst Kühlung, wenn die Hitze mal wieder zu sehr wallt. Mit Luftströmen, Licht und Schatten lässt sich das Stadtklima verbessern. Mit solchen Ideen befassen sich auch in Mönchengladbach Landschaftsarchitekten im Auftrag der Stadt bereits.
Ebenso spannend und effektiv ist Renaturierung. Die wird im Bresgespark jetzt umgesetzt. Die Begradigung der Niers wird zurückgenommen. Positiver Begleiteffekt: Wenn die Niers dort wieder über die Ufer treten darf, wird Jahrhunderthochwasser ein paar Kilometer nördlich nicht mehr so viel Fläche überschwemmen. Außerdem ersetzt ein heimischer Auenwald die schnellwachsenden, aber kurzlebigen Pappeln. Ähnliches ist bei Wickrathberg geplant.
„Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren“, heißt es in einem schönen Zitat. „Die nächstbeste Zeit ist jetzt.“