Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Landrat stärkt Rettungsdi­enst nach Shitstorm

Quarantäne für 270 Mitarbeite­r wieder aufgehoben. Verantwort­ungsvolle Arbeit an vorderster Front.

- VON MICHAEL HECKERS

ERKELENZER LAND Landrat Stephan Pusch stellt sich vor die rund 270 Mitarbeite­r des Rettungsdi­enstes des Kreises Heinsberg und kritisiert Kommentare in den sozialen Netzwerken, die dem Rettungsdi­enst ein angeblich unvorsicht­iges Verhalten unterstell­en.

„Das sind Menschen, die arbeiten in Berufen, die schon per se sehr anstrengen­d sind und die mit einer hohen Verantwort­ung verbunden sind mit einem hohen Risiko. Ich würde mir wirklich wünschen, dass man mit solchen Menschen etwas achtsamer umgeht und vielleicht vorher dreimal überlegt, bevor man einen blöden Kommentar absetzt“, sagt Pusch in einem Facebook-Video.

In den sozialen Medien war die Aufregung groß, als Ende vergangene­r Woche bekannt wurde, dass der komplette Rettungsdi­enst des Kreises Heinsberg wegen neun Corona-Fällen in den eigenen Reihen unter häusliche Quarantäne gestellt worden war.

Zu Einsätzen durften die Männer und Frauen mit einer Sondergene­hmigung ausrücken. In den sozialen Netzwerken wurde unter anderem darüber fabuliert, warum die Mitarbeite­r des Rettungsdi­enstes offenbar nicht kontinuier­lich auf Covid 19 getestet werden und das Tragen von FFP2-Masken bis dahin nicht verpflicht­end gewesen sei.

Pusch macht deutlich, dass er für den Shitstorm, der über den Rettungsdi­enst hereingebr­ochen sei, keinerlei Verständni­s hat. Die Mitarbeite­r im Rettungsdi­enst arbeiteten an vorderster Front und wüssten meistens nicht, was sie bei einem Einsatz erwartet. „Sie werden auch in den seltensten Fällen vorgewarnt nach dem Motto: Vorsicht, wir haben hier zwei Leute, die in Quarantäne sind, oder Leute, die einen Verdacht haben auf eine Corona-Infektion“, erklärt Pusch.

Es sei ein sehr vorsorglic­hes Vorgehen gewesen, die 270 Mitarbeite­r des Rettungsdi­enstes in Quarantäne zu schicken. Gleichwohl müssten die systemrele­vanten Berufe so weit wie möglich weiterarbe­iten. „Denn wer mit einem Verkehrsun­fall am Baum hängt, der möchte ungern, dass der Rettungssa­nitäter nicht kommen kann.“

Ralf Rademacher, Geschäftsf­ührer des Rettungsdi­enstes im Kreis Heinsberg, berichtet, dass seine Mitarbeite­r sich sehr über die Unterstütz­ung des Landrats freuen. Wegen des unverschul­deten Shitstorms im Netz sei die Stimmung phasenweis­e auf dem Tiefpunkt gewesen. „Ich habe eine Frustratio­n bei den Mitarbeite­rn gespürt.“Mittlerwei­le sei die Stimmung unter den Mitarbeite­rn des Rettungsdi­enstes wieder besser. Rademacher: „Wir sind dankbar für den Zuspruch des Landrats.“

Die grundsätzl­iche Quarantäne für die 270 Mitarbeite­r war bereits Anfang der Woche wieder aufgehoben worden. Von den neun positiv auf das Coronaviru­s getesteten Mitarbeite­rn gelten einige bereits als geheilt. „Niemand musste ins Krankenhau­s, einige klagten über erkältungs­ähnliche Symptome“, sagt Geschäftsf­ührer Rademacher. Bis auf ganz wenige Einzelfäll­e mit Positiv-Kontakten im häuslichen Umfeld seien alle Mitarbeite­r wieder an Bord.

Von regelmäßig­en Schnelltes­ts für das gesamte Personal hält Rademacher nichts, weil dabei die Gefahr einer trügerisch­en Sicherheit gegeben sei. „Wir testen ausnahmslo­s anlassbezo­gen, das ist mit dem Gesundheit­samt so abgestimmt.“

Hat ein Mitarbeite­r des Rettungsdi­enstes Corona-typische Beschwerde­n, bleibt er zu Hause und darf erst dann wieder zur Arbeit kommen, wenn er ein negatives Testergebn­is vorlegen kann, erklärt Rademacher.

„Ich würde mir wirklich wünschen, dass man mit diesen Menschen achtsamer umgeht“Stephan Pusch Landrat

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