Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Landrat stärkt Rettungsdienst nach Shitstorm
Quarantäne für 270 Mitarbeiter wieder aufgehoben. Verantwortungsvolle Arbeit an vorderster Front.
ERKELENZER LAND Landrat Stephan Pusch stellt sich vor die rund 270 Mitarbeiter des Rettungsdienstes des Kreises Heinsberg und kritisiert Kommentare in den sozialen Netzwerken, die dem Rettungsdienst ein angeblich unvorsichtiges Verhalten unterstellen.
„Das sind Menschen, die arbeiten in Berufen, die schon per se sehr anstrengend sind und die mit einer hohen Verantwortung verbunden sind mit einem hohen Risiko. Ich würde mir wirklich wünschen, dass man mit solchen Menschen etwas achtsamer umgeht und vielleicht vorher dreimal überlegt, bevor man einen blöden Kommentar absetzt“, sagt Pusch in einem Facebook-Video.
In den sozialen Medien war die Aufregung groß, als Ende vergangener Woche bekannt wurde, dass der komplette Rettungsdienst des Kreises Heinsberg wegen neun Corona-Fällen in den eigenen Reihen unter häusliche Quarantäne gestellt worden war.
Zu Einsätzen durften die Männer und Frauen mit einer Sondergenehmigung ausrücken. In den sozialen Netzwerken wurde unter anderem darüber fabuliert, warum die Mitarbeiter des Rettungsdienstes offenbar nicht kontinuierlich auf Covid 19 getestet werden und das Tragen von FFP2-Masken bis dahin nicht verpflichtend gewesen sei.
Pusch macht deutlich, dass er für den Shitstorm, der über den Rettungsdienst hereingebrochen sei, keinerlei Verständnis hat. Die Mitarbeiter im Rettungsdienst arbeiteten an vorderster Front und wüssten meistens nicht, was sie bei einem Einsatz erwartet. „Sie werden auch in den seltensten Fällen vorgewarnt nach dem Motto: Vorsicht, wir haben hier zwei Leute, die in Quarantäne sind, oder Leute, die einen Verdacht haben auf eine Corona-Infektion“, erklärt Pusch.
Es sei ein sehr vorsorgliches Vorgehen gewesen, die 270 Mitarbeiter des Rettungsdienstes in Quarantäne zu schicken. Gleichwohl müssten die systemrelevanten Berufe so weit wie möglich weiterarbeiten. „Denn wer mit einem Verkehrsunfall am Baum hängt, der möchte ungern, dass der Rettungssanitäter nicht kommen kann.“
Ralf Rademacher, Geschäftsführer des Rettungsdienstes im Kreis Heinsberg, berichtet, dass seine Mitarbeiter sich sehr über die Unterstützung des Landrats freuen. Wegen des unverschuldeten Shitstorms im Netz sei die Stimmung phasenweise auf dem Tiefpunkt gewesen. „Ich habe eine Frustration bei den Mitarbeitern gespürt.“Mittlerweile sei die Stimmung unter den Mitarbeitern des Rettungsdienstes wieder besser. Rademacher: „Wir sind dankbar für den Zuspruch des Landrats.“
Die grundsätzliche Quarantäne für die 270 Mitarbeiter war bereits Anfang der Woche wieder aufgehoben worden. Von den neun positiv auf das Coronavirus getesteten Mitarbeitern gelten einige bereits als geheilt. „Niemand musste ins Krankenhaus, einige klagten über erkältungsähnliche Symptome“, sagt Geschäftsführer Rademacher. Bis auf ganz wenige Einzelfälle mit Positiv-Kontakten im häuslichen Umfeld seien alle Mitarbeiter wieder an Bord.
Von regelmäßigen Schnelltests für das gesamte Personal hält Rademacher nichts, weil dabei die Gefahr einer trügerischen Sicherheit gegeben sei. „Wir testen ausnahmslos anlassbezogen, das ist mit dem Gesundheitsamt so abgestimmt.“
Hat ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes Corona-typische Beschwerden, bleibt er zu Hause und darf erst dann wieder zur Arbeit kommen, wenn er ein negatives Testergebnis vorlegen kann, erklärt Rademacher.
„Ich würde mir wirklich wünschen, dass man mit diesen Menschen achtsamer umgeht“Stephan Pusch Landrat