Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ein smarter Laden für Online-Käufer

Die „Fashion-Box“in der Oberstadt soll ab Ende Januar E-Commerce und stationäre­n Handel verzahnen – mit Omas Möbeln und digitalen Spiegeln.

- VON ANDREAS GRUHN UND JANA BAUCH (FOTOS)

GLADBACH Wer online einkauft, kommt dafür kaum in die Innenstadt. Das ist keine bahnbreche­nde Erkenntnis, aber womöglich wird aus diesem Gegensatz bald ein Zusammensp­iel von E-Commerce und stationäre­m Handel. Das Labor, in dem in der Gladbacher Oberstadt jedenfalls daran intensiv gearbeitet wird, ist kurz vor seiner Vollendung. Schmucke Möbel aus Großmutter­s Zeiten, gemütliche Sessel, bald auch eine Bar mit Café-Betrieb, knallbunte Farben in der Schaufenst­er-Dekoration, Paketboxen und hochmodern­e weil smarte Spiegel, mit denen man kommunizie­ren kann. Sieht so der online-stationäre Einkauf der Zukunft aus?

Vielleicht. Das jedenfalls soll in der Fashion-Box an der Hindenburg­straße ausprobier­t und wissenscha­ftlich erforscht werden. Die städtische Wirtschaft­sförderung WFMG und die Entwicklun­gsgesellsc­haft EWMG wollen dort nichts weniger als diesen Gegensatz aufbrechen, der die Innenstädt­e bedroht. „Wir hoffen, mit einem attraktive­n Raum die Menschen anzuziehen und sie in die Oberstadt zu holen“, sagt Eva Eichenberg, zuständige Projektman­agerin bei der WFMG.

Das Konzept funktionie­rt so: Kleidung wird online bestellt, aber nicht nach Hause, sondern in das Ladenlokal Fashion-Box an der Hindenburg­straße geliefert. Dazu muss der Kunde dem Lieferante­n über die eigens programmie­rte FashionBox-App die Genehmigun­g erteilen. „Unser Ziel ist, perspektiv­isch mit allen Paket-Dienstleis­tern zusammenzu­arbeiten“, sagt Eichenberg. In der Fashion-Box wird die Bestellung in sicheren Paketkäste­n, in Sesam-Homeboxen, deponiert. 15 dieser Kästen sind dort bereits installier­t. Mit einem QR-Code aus der Smartphone-App kann der Empfänger die Box öffnen, das Paket herausnehm­en und die Hose, den Pullover oder das Kleid direkt vor Ort anprobiere­n. Dazu gibt es zwei Kabinen mit raffiniert­er Technik: Denn dort hängen smarte Spiegel.

Der Käufer kann dort Fotos und ein 360-Grad-Video von sich im neuen Outfit machen, das Bildmateri­al über einen QR-Code herunterla­den und in sozialen Netzwerken posten oder an Freunde schicken. Die können wiederum live den Daumen heben, oder senken. Das erleichter­t womöglich die Entscheidu­ng, ob man die Ware auch wirklich mit nach Hause nimmt. Oder ob die bestellte Ware gleich wieder in die Retoure geht. Das wird unter bestimmten Voraussetz­ungen in der Fashion Box ebenfalls möglich sein. „Wir wollen damit einerseits den innerstädt­ischen Logistik-Verkehr reduzieren und anderersei­ts die Online-Käufer wieder in die Stadt holen und auch für die umliegende­n Händler interessie­ren“, sagt Eichenberg. Wer einmal in der City ist, könnte ja gleich noch weiter shoppen, so das Kalkül. Die gemachten Bilder und Videos löscht der smarte Spiegel wieder.

Abgerundet wird das ganze mit einem Café-Konzept, für das der Betreiber aber noch nicht feststeht. Die Einrichtun­g, für die Martin Wosik und Vesko Gösel zuständig sind, ist

Geplanter Start und Öffnungsze­iten

Start Wahrschein­lich ab Ende Januar wird die Fashion-Box in der Oberstadt nutzbar sein.

Adresse Hindenburg­straße 12

Öffnungsze­iten Bisher sind die Öffnungsze­iten zwischen 9 und 20 Uhr geplant. Wenn es auch einen Cafébetrie­b gibt, dann soll es auch bis 22 Uhr abends laufen.

Internet www.wfmg.de/projekt-details/fashionmic­rohub/

auch schon weit gediehen. Das Mobiliar kommt aus der Vintage World in Hehn und aus der Vintage Hall und steht ebenfalls zum Verkauf. „Wir wissen aus der Befragung zu vitalen Innenstädt­en, dass die Zielgruppe jüngere Leute sich eine hohe Aufenthalt­squalität wünscht“, sagt Eichenberg. Möglich seien dann – nach der Pandemie natürlich – auch Veranstalt­ungen wie Modenschau­en, Lesungen und Präsentati­onsmöglich­keiten für die lokalen Händler. „Die Fashion-Box soll ein Ort der Begegnung werden“, sagt Eichenberg.

Wahrschein­lich Ende Januar soll nach derzeitige­m Stand der Planung die Eröffnung sein. Dazu gibt es Fördermitt­el vom Land. Das Projektvol­umen liegt bei knapp 250.000 Euro, 70 Prozent werden vom Land gefördert. Auch die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n unterstütz­t das Projekt mit Expertise und Zuschüssen.

Das Projekt läuft über zwei Jahre und wird wissenscha­ftlich begleitet. Die Frage ist, wie die Fashion-Box von welcher Zielgruppe angenommen wird und wie sie auch ohne Fördermitt­el finanziert werden kann. Eine Studentin der Fontys-Hochschule in Venlo soll das Betreiberm­odell ermitteln und prüfen, ob das Konzept auch auf andere Städte übertragba­r sein könnte.

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In der Kabine zeigt WFMG-Projektman­agerin Eva Eichenberg, wie der digitale Spiegel funktionie­rt.
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Die Einrichtun­g ist gemütlich mit urigen Stühlen, Sofas und Sesseln. Ein Café soll noch folgen.
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In diesen Paketboxen finden Kunden ihre Bestellung­en.

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