Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Ein smarter Laden für Online-Käufer
Die „Fashion-Box“in der Oberstadt soll ab Ende Januar E-Commerce und stationären Handel verzahnen – mit Omas Möbeln und digitalen Spiegeln.
GLADBACH Wer online einkauft, kommt dafür kaum in die Innenstadt. Das ist keine bahnbrechende Erkenntnis, aber womöglich wird aus diesem Gegensatz bald ein Zusammenspiel von E-Commerce und stationärem Handel. Das Labor, in dem in der Gladbacher Oberstadt jedenfalls daran intensiv gearbeitet wird, ist kurz vor seiner Vollendung. Schmucke Möbel aus Großmutters Zeiten, gemütliche Sessel, bald auch eine Bar mit Café-Betrieb, knallbunte Farben in der Schaufenster-Dekoration, Paketboxen und hochmoderne weil smarte Spiegel, mit denen man kommunizieren kann. Sieht so der online-stationäre Einkauf der Zukunft aus?
Vielleicht. Das jedenfalls soll in der Fashion-Box an der Hindenburgstraße ausprobiert und wissenschaftlich erforscht werden. Die städtische Wirtschaftsförderung WFMG und die Entwicklungsgesellschaft EWMG wollen dort nichts weniger als diesen Gegensatz aufbrechen, der die Innenstädte bedroht. „Wir hoffen, mit einem attraktiven Raum die Menschen anzuziehen und sie in die Oberstadt zu holen“, sagt Eva Eichenberg, zuständige Projektmanagerin bei der WFMG.
Das Konzept funktioniert so: Kleidung wird online bestellt, aber nicht nach Hause, sondern in das Ladenlokal Fashion-Box an der Hindenburgstraße geliefert. Dazu muss der Kunde dem Lieferanten über die eigens programmierte FashionBox-App die Genehmigung erteilen. „Unser Ziel ist, perspektivisch mit allen Paket-Dienstleistern zusammenzuarbeiten“, sagt Eichenberg. In der Fashion-Box wird die Bestellung in sicheren Paketkästen, in Sesam-Homeboxen, deponiert. 15 dieser Kästen sind dort bereits installiert. Mit einem QR-Code aus der Smartphone-App kann der Empfänger die Box öffnen, das Paket herausnehmen und die Hose, den Pullover oder das Kleid direkt vor Ort anprobieren. Dazu gibt es zwei Kabinen mit raffinierter Technik: Denn dort hängen smarte Spiegel.
Der Käufer kann dort Fotos und ein 360-Grad-Video von sich im neuen Outfit machen, das Bildmaterial über einen QR-Code herunterladen und in sozialen Netzwerken posten oder an Freunde schicken. Die können wiederum live den Daumen heben, oder senken. Das erleichtert womöglich die Entscheidung, ob man die Ware auch wirklich mit nach Hause nimmt. Oder ob die bestellte Ware gleich wieder in die Retoure geht. Das wird unter bestimmten Voraussetzungen in der Fashion Box ebenfalls möglich sein. „Wir wollen damit einerseits den innerstädtischen Logistik-Verkehr reduzieren und andererseits die Online-Käufer wieder in die Stadt holen und auch für die umliegenden Händler interessieren“, sagt Eichenberg. Wer einmal in der City ist, könnte ja gleich noch weiter shoppen, so das Kalkül. Die gemachten Bilder und Videos löscht der smarte Spiegel wieder.
Abgerundet wird das ganze mit einem Café-Konzept, für das der Betreiber aber noch nicht feststeht. Die Einrichtung, für die Martin Wosik und Vesko Gösel zuständig sind, ist
Geplanter Start und Öffnungszeiten
Start Wahrscheinlich ab Ende Januar wird die Fashion-Box in der Oberstadt nutzbar sein.
Adresse Hindenburgstraße 12
Öffnungszeiten Bisher sind die Öffnungszeiten zwischen 9 und 20 Uhr geplant. Wenn es auch einen Cafébetrieb gibt, dann soll es auch bis 22 Uhr abends laufen.
Internet www.wfmg.de/projekt-details/fashionmicrohub/
auch schon weit gediehen. Das Mobiliar kommt aus der Vintage World in Hehn und aus der Vintage Hall und steht ebenfalls zum Verkauf. „Wir wissen aus der Befragung zu vitalen Innenstädten, dass die Zielgruppe jüngere Leute sich eine hohe Aufenthaltsqualität wünscht“, sagt Eichenberg. Möglich seien dann – nach der Pandemie natürlich – auch Veranstaltungen wie Modenschauen, Lesungen und Präsentationsmöglichkeiten für die lokalen Händler. „Die Fashion-Box soll ein Ort der Begegnung werden“, sagt Eichenberg.
Wahrscheinlich Ende Januar soll nach derzeitigem Stand der Planung die Eröffnung sein. Dazu gibt es Fördermittel vom Land. Das Projektvolumen liegt bei knapp 250.000 Euro, 70 Prozent werden vom Land gefördert. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein unterstützt das Projekt mit Expertise und Zuschüssen.
Das Projekt läuft über zwei Jahre und wird wissenschaftlich begleitet. Die Frage ist, wie die Fashion-Box von welcher Zielgruppe angenommen wird und wie sie auch ohne Fördermittel finanziert werden kann. Eine Studentin der Fontys-Hochschule in Venlo soll das Betreibermodell ermitteln und prüfen, ob das Konzept auch auf andere Städte übertragbar sein könnte.