Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Endlich stößt Laschet einen Kurswechse­l an

- VON MORITZ DÖBLER

Bei der Bekämpfung der zweiten Welle der Corona-Pandemie hatten sich Bund und Länder bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Und im Sommer ist vieles unterlasse­n worden, was dem Infektions­geschehen rechtzeiti­g die Wucht hätte nehmen können. Das Gerangel zwischen der Bundeskanz­lerin und den Ministerpr­äsidenten hat Zeit gekostet und das Vertrauen in staatliche­s Handeln unterminie­rt. Aber die kritische Rückschau, so berechtigt sie ist, hilft jetzt nicht weiter.

Besser spät als nie, und deswegen ist der Vorstoß von Armin Laschet uneingesch­ränkt richtig. Dass der Ministerpr­äsident des bevölkerun­gsreichste­n Bundesland­es einen bundesweit­en Lockdown forciert und nicht nur sein Landessüpp­chen kocht, lässt sich nur begrüßen. Markus Söder, sein Amtskolleg­e in Bayern, hatte zwar den Katastroph­enfall ausgerufen, wirklich geändert hat sich dort bei den Maßnahmen allerdings wenig. Und auch die Zahlen sprechen nicht für den bayerische­n Kurs.

Jetzt ist es Zeit für einen beherzten Kurswechse­l in ganz Deutschlan­d, und Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident stößt ihn an. Gut so! Die aktuellen Regeln, die zunächst nur für den November hatten gelten sollen, waren auch bestimmt von dem Wunsch, Weihnachte­n als Familienfe­st im gewohnten Sinne zu erhalten. Aber das kann angesichts der desaströse­n Entwicklun­g der Pandemie nicht mehr der Maßstab sein. Wirkungsvo­lle Entscheidu­ngen, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s drastisch zu verlangsam­en, müssen bis auf Weiteres gelten, und sie müssen so schnell wie möglich getroffen werden. Dass Armin Laschet das für sich erkennt, öffentlich artikulier­t und auch durchsetze­n will, dass er dabei indirekt Fehlentsch­eidungen eingesteht, gibt ihm nebenbei auch eine neue politische Statur.

BERICHT HARTER LOCKDOWN VOR WEIHNACHTE­N, TITELSEITE

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