Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Kirchen schließen – aus Nächstenliebe
Wie kann Gott das zulassen? Das Leid in der Welt, die Pandemie, die Not. Jetzt allein in Deutschland beinahe 30.000 Neuinfizierte an einem Tag, alle 24 Stunden so viele Tote wie bei einem Flugzeugabsturz, Ärzte und Pfleger am Rande ihrer Kräfte, Existenzsorgen, Todesängste, ein ganzes Land in Furcht. Wie kann Gott das zulassen? Die Frage trifft Gläubige ins Herz. Ihr Bild vom gütigen Gott wird angegriffen. Die Pandemie ist keine Strafe Gottes, wohl aber ist sie eine Prüfung. Auch für die Kirchen. Sie müssen jetzt entscheiden, ob ihre Gotteshäuser geöffnet bleiben können, ob zu Weihnachten Gottesdienste möglich sind. Die Glaubensfrage: Wie wichtig ist in der Krise das Ritual im Kirchenraum? Dürfen Gläubige an den Feiertagen leichtfertig dem Risiko der Ansteckung ausgesetzt werden?
Natürlich sehnen sich in dieser Zeit viele Christen nach Gemeinschaft, gerade zu Weihnachten. Die besondere Atmosphäre der Weihnachtsgottesdienste wirkt stärkend. Aber braucht die frohe Botschaft von Christi Geburt im Corona-Jahr 2020 zwingend den Kirchenraum als Ort der Verkündung? Wohl kaum. Es gibt andere, bereits zu Ostern erprobte Wege zu Gott. Andachten in der Familie gehören dazu. Bewährt haben sich vor allem Internet-Gottesdienste, weil sie zumindest den Blick ins (vertraute) Gotteshaus zulassen und im Chatroom sogar Begegnung möglich machen.
Erforderlich ist ein schnelles, mutiges Signal der Kirchengemeinden. Es bringt nichts abzuwarten, wie die Politik entscheidet. Das Gebot der Nächstenliebe, bestimmt von der Verantwortung vor Gott und den Menschen, lässt kaum eine andere Wahl: Die Kirchen müssen jetzt geschlossen werden! Weihnachten 2020 geht auch ohne Zusammenkunft im Haus Gottes. Entscheidend ist allein die Nähe zum Kind in der Krippe.
BERICHT ANDACHT UNTERM WEIHNACHTSBAUM, MAGAZIN