Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Handelsketten gehen nach Protesten auf Landwirte zu
KÖLN (dpa) Nach den Bauernprotesten der vergangenen Wochen geht der Lebensmittelhandel in Deutschland auf die Landwirte zu. Nach Lidl kündigten am Freitag auch Rewe und Kaufland an, ihre Einkaufspreise für Schweinefleisch zu erhöhen. Die Rewe-Gruppe, zu der auch der Discounter Penny gehört, kündigte an, bei Schweinefleisch bis auf weiteres Beschaffungspreise zu zahlen, die dem Marktniveau vor Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest und dem damit zusammenhängenden völligen Zusammenbruch des Exportmarktes entsprechen. „Wir wollen damit kurzfristig einen Beitrag leisten, die akute Krise der deutschen Schweinebauern zu beenden“, sagte Einkaufsvorstand Hans-Jürgen Moog.
Rewe setze auf eine langfristige und nachhaltige Stärkung der heimischen Landwirtschaft. Dazu habe das Unternehmen bereits ein Positionspapier erarbeitet, über das man mit dem Deutschen Bauernverband und der Bewegung „Land schafft Verbindung“im Gespräch sei. Bestandteile davon seien unter anderem der Ausbau von Regionalfleischprogrammen und Maßnahmen zur dauerhaften Stärkung der deutschen Milchwirtschaft.
Auch der – wie Lidl – zur Schwarz-Gruppe gehörende Großflächen-Discounter Kaufland kündigte an, den Einkaufspreis für verschiedene Schweinefleischartikel um einen Euro pro Kilo zu erhöhen. Dies gelte unter anderem für Schweineschnitzel, Schweinehackfleisch, Schweinegulasch und Schweinekoteletts.„Wir haben Verständnis für die aktuellen Sorgen und Ängste der heimischen Landwirte“, betonte Kaufland. Die Landwirtschaft stehe mit Covid-19 und der Afrikanischen Schweinepest vor fast unlösbaren Problemen, weil Absatzwege etwa in der Gastronomie und im Export wegbrechen.
Auch am Freitag gab es Proteste von Landwirten gegen zu niedrige Lebensmittelpreise. Unter dem Motto „Bald steht der letzte Trecker still“haben Hunderte Bauern mit knapp 500 Großmaschinen den Verkehr in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns lahmgelegt.