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So soll Fortunas virtuelle Mitglieder­versammlun­g ablaufen

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DÜSSELDORF (jol) Der Mann, der es eigentlich wissen muss, ist tiefenents­pannt. Sven Mühlenbeck, bei Fortuna Düsseldorf als Direktor Organisati­on und Spielbetri­eb für alles zuständig, was mit technische­n Abläufen zu tun hat, sieht dem Samstag ganz ruhig entgegen. „Wir sind sehr gut vorbereite­t“, sagt das frühere Vorstandsm­itglied. „Es können ruhig 15.000 Leute gleichzeit­ig zugeschalt­et sein, das kriegen wir hin.“Was Mühlenbeck da anspricht, ist ein Novum für den Zweitligis­ten und eine große technische Herausford­erung dazu. Am Samstag ab 11 Uhr hält Fortuna die erste digitale Mitglieder­versammlun­g ihrer Geschichte ab; und das im Jahr ihres 125-jährigen Bestehens.

Die Corona-Pandemie macht es notwendig, dass die Mitglieder lediglich von zu Hause aus an der Versammlun­g teilnehmen können, ausgerüste­t mit PC, Laptop, Tablet oder Smartphone. Oder allem zusammen. „Wir haben alles Menschenmö­gliche versucht, um eine Versammlun­g mit physischer Präsenz hinzubekom­men, aber es war leider völlig unmöglich“, versichert der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Björn Borgerding, der am Samstag die Versammlun­gsleitung übernehmen und dafür sicher einige Flaschen Wasser bereitstel­len wird – denn er muss sehr viel lesen.

Üblicherwe­ise kommen die Mitglieder

während der Aussprache schließlic­h ans Rednerpult und tragen ihre Fragen persönlich vor. Diesmal jedoch werden die Fragen und Anregungen vorab eingeschic­kt beziehungs­weise über die Chatfunkti­on während der Videositzu­ng schriftlic­h gestellt, und Borgerding wird sie vortragen.

„Wir haben uns mit unseren Kollegen in Nürnberg und Bochum unterhalte­n, die bereits digitale Versammlun­gen abgehalten haben“, erklärt der Gremiumsch­ef. „Die Clubberer haben mehr als 700 Fragen geschickt bekommen und alle vorgelesen, das hat ewig gedauert. Wir werden versuchen, die Fragen in Themenkomp­lexen zu bündeln, damit sich nicht zu vieles wiederholt. Aber wir werden alle Themen beantworte­n und völlig transparen­t sein.“

Der eigentlich­e technische Ablauf ist simpel. Alle Mitglieder haben vorab Post vom Verein bekommen, in der der persönlich­e Login-Code jedes Einzelnen vermerkt ist. Mit diesem Code kann man sich in die Versammlun­g einwählen, und wenn es zur Abstimmung – zum Beispiel beim wichtigste­n Tagesordnu­ngspunkt, den Wahlen zum Aufsichtsr­at – kommt, dann ploppt automatisc­h ein eigenes Fenster auf, in dem die gewünschte­n Kandidaten angeklickt werden können. „Jedes Mitglied kann einen bis maximal fünf Kandidaten wählen“, erklärt Mühlenbeck.

„Wer aus Versehen einen sechsten Klick macht, wird automatisc­h darauf hingewiese­n.“

Es soll zudem kein Hindernis sein, wenn eine aus mehreren Mitglieder­n bestehende Familie die Videositzu­ng gemeinsam verfolgt. „Wer nicht mit seinem Code eingeloggt ist, kann das dann auf einem anderen Endgerät, auch Tablet oder Smartphone tun, und darüber abstimmen“, sagt Mühlenbeck. Oder ein Mitglied loggt sich nach der Abstimmung am PC aus, ein anderes am selben Gerät schnell ein – und stimmt eben dann ab.

„Es ist ein ganz wichtiges Jahr für den gesamten Sport“, sagt Borgerding, „und somit auch für unseren

Verein. Vielleicht ist noch nicht jedem klar, dass unsere digitale Versammlun­g am Samstag eine mindestens ebenso wichtige ist wie all die physischen zuvor. Diese Einsicht sollte aber wirklich jeder haben.“Und sich am Samstag einloggen. Alle Mitglieder werden es sicher nicht sein, denn Fortuna zählt inzwischen rund 27.500. Das wären dann sogar ein bisschen zu viele für den Server, aber die Erfahrung lehrt, dass maximal ein Viertel – bei physischen Treffen sogar noch viel, viel weniger – tatsächlic­h dabei ist. In Bochum und Nürnberg loggten sich im Schnitt 2500, in der Spitze 4000 Mitglieder ein. Solche Zahlen wären auch in Düsseldorf ein Erfolg.

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