Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Stadt sucht Investor für Baugebiet Carbonnestraße
Zum Projekt in Kleinenbroich gab es viele Einwendungen. Der Planungsausschuss hat sich jetzt dafür entschieden.
KLEINENBROICH Es war ein regelrechter Einwendungs-Marathon, mit dem sich der Planungsausschuss am Donnerstagabend beschäftigen musste. Die Sitzungsvorlage mit dem Beschlussvorschlag für das Baugebiet „Carbonnestraße“in Kleinenbroich hatte 75 Seiten. Der Ausschussvorsitzende Hans-Willi Türks (CDU) brauchte allein 40 Minuten, um alle Einzel-Vorschläge vorzulesen und zur Abstimmung zu bringen. Schließlich votierte der Ausschuss einstimmig für den Gesamtbeschluss mit den Regelungsvorschlägen der Verwaltung. Der Bebauungsplan-Entwurf soll zudem erneut öffentlich ausgelegt werden.
„Es ist nicht so unproblematisch an dieser Ecke“, sagte der Beigeordnete Georg Onkelbach. Das erkläre auch, warum so viele Einwendungen gekommen seien. „Das haben wir in der Ausprägung selten gehabt“, sagte er. Er persönlich könne sich an keinen vergleichbaren Fall erinnern. Unter dem Strich beantworte die Verwaltung die Frage „Muss man ein solches Grundstück baulich nutzen?“dennoch mit „ja“, so Onkelbach.
Die meisten Einwendungen, das fasste auch Onkelbach zusammen, beschäftigten sich mit den altbekannten Kritikpunkten an dem Baugebiet „Carbonnestraße“. Gewerbetreibende fürchten wegen der nahen Wohnbebauung negative Auswirkungen, beispielsweise Einschränkungen durch Lärmschutzregeln. Einige Anwohner thematisierten neben dem Lärm auch erwartete Probleme bei der Entwässerung. Sie befürchten eine Überflutungsgefahr für ihre Grundstücke. Und dann gab es auch diejenigen, die sich generell gegen die Bebauung aussprachen. Die dafür eintraten, die derzeitigen Grünflächen zu erhalten. Die Verwaltung folgte nur einem kleinen Anteil der Einwendungen, die meisten wurden abgelehnt.
Vielleicht war es die immense Flut an Einwendungen. Vielleicht lag es auch daran, dass nach all den Jahren, in denen nun bereits über eine Bebauung an der Carbonnestraße diskutiert wurde, keine Kritik für die Ausschussmitglieder wirklich neu war. Eine tiefe inhaltliche Debatte fand im Planungsausschuss am Donnerstagabend nicht mehr statt.
„Wir haben uns als SPD-Fraktion sehr intensiv damit auseinandergesetzt“, sagte Albert Richter (SPD).
Auf die einzelnen Inhalte wolle er nicht tiefer Stellung beziehen, sondern jetzt nur noch abstimmen. „Es ist eine schwierige Situation, wenn Planungen so lange dauern“, sagte er. Sein CDU-Kollege Andreas Heidemann ergänzte: „Wenn nicht diese Fläche, welche dann?“. Die Fraktion trage die Abwägungen der Verwaltung mit. Ähnlich äußerten sich auch Dirk Schiffers (FDP), der die „Nachverdichtung“an der Carbonnestraße begrüßte und Gabriele Parting (Die Aktive), die auf eine Alternativbepflanzung an anderer
Stelle hoffe. „Es ist traurig für die Tiere, die da leben“, so Parting.
Inhaltliche Bedenken meldeten lediglich die Grünen an. „Eine unserer Kernforderungen ist nach wie vor: Die Verankerung von klimawirksamen Maßnahmen in Bebauungsplänen“, sagte Jörg Pesch. Dass solche Festsetzungen im Bebauungsplan nicht festgeschrieben seien, enttäusche ihn. Es widerspreche laut Pesch auch den Klimaschutz-Beteuerungen von CDU und SPD im Kommunalwahlkampf.
Dass der Beschlussvorschlag dennoch einstimmig angenommen wurde, lag an einer Ergänzung. Die Verwaltung wurde darin beauftragt, mit einem möglichen Investor auch Gespräche beispielsweise über eine Fassadenbegrünung zu führen. „Jeder der künftig im Stadtgebiet Korschenbroich bauen und investieren will, dem muss klar sein, dass das in der Stadt nur mit klimawirksamen Maßnahmen geht“, sagte Pesch.